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Verschwundene Vereine in Rain: Franz Müller erzählt am 29.02.24

Rain

Vom Rauchclub "Piponia" und anderen verschwundenen Vereinen in Rain

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    Die Rainer Hauptstraße auf einer undatierten Fotografie. Viele Vereine haben damals die Stadt belebt, von denen eine Vielzahl heute verschwunden und vergessen ist.
    Die Rainer Hauptstraße auf einer undatierten Fotografie. Viele Vereine haben damals die Stadt belebt, von denen eine Vielzahl heute verschwunden und vergessen ist. Foto: Sammlung Franz Müller

    Als der "Turn-Verein Rain am Lech" im April 1926 zu seinem 30. Jubelfest einlud, schrieb er die lieben Turnbrüder und Turnschwestern folgendermaßen an: "Feste zu feiern in der heutigen Zeit ist schwer, doch wenn es gilt, die deutsche Turnsache zu fördern, einen Rückblick zu halten auf ein dreißigjähriges Wirken von wackeren Turnbrüdern, dann dürfen Opfer und Mühen nicht gescheut werden, welche die Vorbereitungen eines solchen Festes verursachen ...". Man wolle den Gästen herzliche Aufnahme bereiten und neben dem Feiern auch gleich das Gauwett-Turnen des Ober-Donau-Gaues veranstalten. Dies verkündete Vorstand Hans Huber und entbot den "treu-deutschen Turnergruß".

    Sport wird auch heute, fast 100 Jahre später, überall im Landkreis noch intensiv gepflegt - gerade auch in organisierter Form. Und der Wert von Vereinen generell kann nicht oft genug betont werden: Sie machen unser gesellschaftliches Leben lebendig, gleichen Defizite aus, die beispielsweise mangels öffentlicher Gelder entstehen, binden Gleichgesinnte aneinander, sorgen für Miteinander und bestätigen die alte Erfahrung, dass gemeinsam, mit gebündelter Kraft, vieles überhaupt erst möglich ist. 

    Viele Vereine in Rain sind längst von der Bildfläche verschwunden

    Vereine haben es heutzutage mitunter schwer: Während es früher eine Ehre war, Mitglied des Vorstands zu sein, suchen viele heute händeringend nach Ehrenamtlichen in Führungspositionen. Auch der Mitgliederschwund macht hier und dort zu schaffen - bis hin zu Auflösungen der Gruppierungen. Manchmal ist auch der Zweck, für den sich ein Verein gegründet hat, nach Jahrzehnten überholt. Das hat es auch früher schon gegeben. So verwundert es nicht, dass in der Geschichte vieler Kommunen anno dazumal Organisationen existiert haben, die inzwischen längst von der Bildfläche verschwunden sind.

    Wer in Rain erinnert sich beispielsweise noch an den Bürgerverein, gegründet 1859, der "geselliges Vergnügen und Erheiterung des Gemüts durch Musik, Tanz und sonstige Unterhaltung" zum Zweck hatte? Wer weiß noch von der Fußartillerie-Vereinigung Rain und Umgebung (gegründet 1924), vom Reit- und Fahrverein (1926), Stenographenverein (1925), Automobilklub Rain (1928), Burschenverein Ernst und Frohsinn (1869), vom Zitherclub oder vom Segelflugverein? Und was sind ein Remontezuchtverein, ein Schusserclub und ein Dreierbund? Wer kann sich heutzutage noch einen "Rauchclub Piponia" (1886) vorstellen, der sogar den Tabak kostenlos zur Verfügung gestellt hat?

    Der Rainer Heimatforscher Franz Müller hat tief in seinem Archiv nach verschwundenen und aufgelösten Gruppierungen gesucht, die es heute so nicht mehr gibt, die mit ihrem Vereinszweck mitunter vielleicht sogar kurios anmuten. Und er ist fündig geworden. Was er an alten Schätzen, Original-Quellen und Fotos ausgegraben hat, zeigt er am Donnerstag, 29. Februar, ab 19 Uhr, in einem einstündigen Lichtbilder-Vortrag im Saal des kurfürstlichen Schlosses in Rain. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind erforderliche (Telefon 09090/1836).

    Der Verschönerungsverein Rain hatte den Zweck, die Stadt aufzuhübschen - noch heute gibt es Spuren davon

    Eine jener verschwundenen Organisationen ist der Verschönerungsverein Rain von 1886. Seine Tätigkeiten haben bis heute Auswirkungen auf das Erscheinungsbild der Lechstadt. Wie Müller recherchiert hat, wurde er vor 130 Jahren gegründet zum Zweck, die Gemeindeanlagen und Gemeindewege Rains aufzuhübschen. Die Mitglieder setzten Bäume und Ziersträucher und pflegten bereits vorhandene Pflanzungen. Beitreten konnte "jede volljährige, unbescholtene Person männlichen oder weiblichen Geschlechtes, die den festgesetzten Beitrag von jährlich 1,60 Mark entrichtet". 

    Die vielleicht spektakulärste Anlage, die auf den Verschönerungsverein zurückgeht, ist die malerische Kastanien-Allee am Sportplatz zur Fasanerie, jenem Waldstück rings um das Schützenheim. Viele Brautpaare nutzen sie als Fotomotiv. Und die alten Bäume stehen in der Tat noch immer als markante Naturkulisse da. Diverse Pappelalleen und andere Kastanien-Alleen sind ebenfalls auf das Engagement dieser Gruppierung zurückzuführen - vieles davon steht allerdings heute nicht mehr. Wie lange es den Verein gegeben hat, ist nicht bekannt. Franz Müller vermutet aber, dass er in den "Bienen- und Obstbauverein Rain" übergegangen ist. 

    Wie das alltägliche Leben in Rain anno dazumal war, daran will Franz Müller auch in diesem Vortrag wieder erinnern und will mit Fotos überraschen, die Seltenheitswert haben. Menschen, die damals gelebt haben, Straßenzüge, die ihr Aussehen längst gravierend verändert haben, Ansichten der Lechstadt, die staunen machen, werden in seinem Vortrag gezeigt.

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