Vor der Tür wirbt ein Schild noch für ressourcenschonendes Einkaufen - im Inneren des kleinen Ladens an der Nördlinger Straße sieht es aber ziemlich leer aus. Denn der vor zwei Jahren eröffnete Unverpackt-Laden „Wagen“ schließt an diesem Samstag. Damit reiht sich Donauwörth in eine lange Reihe von Städten ein, die in den vergangenen Jahren ein solches Angebot verloren haben. Warum das so ist – und wieso es zumindest noch einen Funken Hoffnung für eine Zukunft des Ladens gibt.
Als Magdalena Schmid vor zwei Jahren den „Wagen“ eröffnete, da war sie voller Vorfreude. Sie wollte die Leute dazu bringen, Einkaufen neu zu denken, eben umweltbewusster. Auch der Verkaufsraum selbst steht für diesen Gedanken. Schmid ließ ein kleines, 16 Quadratmeter großes Tiny House aus Holz errichten. Auf dem Dach kündet auch heute noch eine PV-Anlage vom nachhaltigen Ansatz. „Ich hatte eine sehr treue Stammkundschaft. Das waren Menschen, die sich den unverpackten Einkauf als letztes Puzzlestück ihres nachhaltigen Lebensstils sehr stark genutzt haben“, sagt Schmid. Doch am Ende reichte das nicht, aus wirtschaftlichen Gründen hat sich Schmid dazu entschieden, den Laden zu schließen.
Die Produkte kamen zum größten Teil aus der Region
Den Grund für die letztlich doch zu große Zurückhaltung der Menschen sieht sie beispielsweise in der Inflation. „Unter anderem habe ich den Eindruck, dass die Menschen sich von den Preiserhöhungen in den Supermärkten auch von einem Einkauf bei mir haben abhalten lassen.“ Dabei habe sie ihre Preise nicht erhöht. Das lag auch daran, dass ihre Zulieferer ihre Preise ebenfalls weitestgehend beibehielten. Die stammten vorwiegend aus der Region. Nur für Produkte, die hier nicht angebaut werden, nutzte Schmid Zulieferer von weiter her. „Da habe ich aber auch darauf geachtet, dass diese ihre Produkte fair herstellen.“ Besonders beliebt waren bei ihren Kunden Nahrungsmittel aus der Region, wie zum Beispiel geknackte Walnüsse oder Müsli. Auch die Süßigkeiten seien beliebt gewesen. Aber auch Hygieneartikel oder Selbstgebasteltes hatte sie im Sortiment. Schmid verkaufte auch selbst gebackenen Kuchen, draußen im Garten konnten die Besucher diesen genießen.
Im Nördlinger Unverpackt-Laden „Ohne Umweg“ sind 80 Prozent der Besucher Stammkunden
Auch im Unverpackt-Laden „Ohne Umweg“ in der Nördlinger Innenstadt kommen viele der Kunden regelmäßig, um umweltbewusst zu shoppen. 80 Prozent der Kunden seien Stammkundschaft, sagt Inhaberin Sarah Eberhardt. „Aber es kommt eben auch immer wieder Laufkundschaft, was daran liegt, dass wir auch ein Café betreiben.“ Dieses, der Online-Shop und die gute Lage tragen ihrer Ansicht nach dazu bei, dass es trotz Problemen in der Branche bei ihr gut laufe.
Aber auch an „Ohne Umweg“ gehen die Krisen der Gegenwart nicht vorbei. „2019 war unsere beste Zeit, da kommen wir derzeit nicht ran.“ Das Thema Umweltbewusstsein werde durch die viele Krisenmeldungen auf der Welt überlagert und sei auch in den Medien einfach nicht präsent. „Das finde ich schade.“
Die Initiative Transition Town Donauwörth möchte den Unverpackt-Laden retten
Diesem Gedanken stimmt auch Tom Feller zu. Er ist bei Transition Town Donauwörth aktiv, einer Gruppe, die sich für mehr Umweltbewusstsein einsetzt und war Stammkunde im „Wagen“. Feller möchte nicht hinnehmen, dass der Unverpackt-Laden in Donauwörth bereits nach zwei Jahren seine Pforten schließen muss. Er will das Geschäft durch die Gründung einer Genossenschaft retten. Dabei sollen Menschen Anteile an dem Laden erwerben und so eine Fortführung ermöglichen. „Es geht mir darum, ins Tun zu kommen.“ Ihm sei bewusst, dass die Gründung einer solchen Genossenschaft lange dauern könne. Feller spricht von einer sechsstelligen Summe, die für eine Fortführung des Ladens notwendig sei. Feller möchte vor allem Aufmerksamkeit schaffen. „Wenn es am Ende nicht eine Genossenschaft ist, sondern sich ein Privater als Einzelperson findet, der den Laden rettet, ist mir das auch recht.“
Vorbesitzerin Magdalena Schmid fände das schön. Sie sei offen für den Verkauf des Tiny Houses. „Traurig wegen der Schließung bin ich nicht, aber schon jetzt etwas wehmütig“, sagt Schmid. Dem Umweltgedanken möchte sie aber auf jeden Fall treu bleiben. „Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass wir unseren Lebensmittelkonsum verändern müssen.“ Wer im Laden gewesen sei, habe ihrer Überzeugung auch mehr mitgenommen als Produkte. „Und wenn es nur bedeutet, dass ich meine Nudeln das nächste Mal in der Papiertüte kaufe. Diese Überzeugung lässt mich auf jeden Fall im Reinen schließen.“
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