Das Thema schien vom Tisch, hat nun aber neue Brisanz bekommen. Es existieren in Tapfheim nach wie vor Pläne, in der Neuen Mitte einen Edeka-Vollsortimenter anzusiedeln. Bürgermeister Marcus Späth hat die Gewerbetreibenden darüber in einer Informationsveranstaltung informiert. Die Unternehmer sind aber nach eigenen Angaben frustriert aus der Versammlung herausgegangen. Sie protestieren gegen das Vorhaben.
In den Plänen geht es um die Ansiedlung eines Edeka-Vollsortimenters au dem Nachbargrundstück zum bestehenden Netto-Discounter. Die am Protest Beteiligten haben sich getroffen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Der Vollsortimenter ist seit Dezember 2020 ein Thema im Gemeinderat. Der damalige Bürgermeister Karl Malz hatte verschiedene geplante Projekte von Bauträgern bekannt gegeben, unter anderem diesen Supermarkt, den die Kimmerle-Gruppe mit Sitz in Dillingen realisieren möchte. Schon bei der Ideenentwicklung war auch davon gesprochen worden, gleichzeitig ein Seniorenheim zu bauen. Die Grundstücke befinden sich im Besitz der Kommune.
Tapfheim diskutiert: Edeka-Pläne erhitzen die Gemüter
Von dem Gedanken, ein Seniorenheim anzusiedeln, hatte sich der Gemeinderat erst kürzlich verabschiedet, weil man keinen Träger dafür gefunden hatte. Nun, so eröffnete Späth den Gewerbetreibenden, habe man in den letzten zwei Wochen „entscheidende Gespräche“ geführt, „die uns wieder ein Stück vorangebracht haben“. Die Planungen seien weit fortgeschritten, es seien aber - wie der Bürgermeister auf Rückfrage bestätigte - „noch keine Verträge oder notarielle Beurkundungen erfolgt“.
Es gehe darum, die Gemeinde zu gestalten, sagte Späth, und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wie Achim Raab, einer der Geschäftsleute, einwandte, habe der bestehende Netto-Markt signalisiert, dass er durchaus bereit wäre, das bestehende Gebäude zu erweitern und zu modernisieren. Dazu hätte der Netto-Markt schon längst Gelegenheit gehabt, argumentierte Späth und verwies darauf, dass die bestehenden Verträge 2027 ausliefen.
Tapfheimer Unternehmer wollen regionale Produkte anbieten
Der Investor plant wohl, das Edeka-Gebäude zweistöckig zu bauen: Im Erdgeschoss könnte der Vollsortimenter Platz finden, darüber „könnte Betreutes Wohnen stattfinden, eine Arztpraxis unterkommen sowie andere medizinische Einrichtungen geschaffen werden“. Netto offeriert nach Auskunft des Gemeindeoberhauptes derzeit 5000 Artikel, Edeka führe 16.000 Artikel. Es könnten durchaus zwei Märkte bestehen, so Späth. „Wir müssen sehen, dass unsere Einwohnerzahl hochgeschnellt ist.“ Mittlerweile wohnten in Tapfheim und seinen Ortsteilen 4000 Menschen. Er verwies außerdem darauf, dass in den letzten Jahren in Tapfheim vier Metzgereien, drei Blumenläden und zwei Gaststätten geschlossen haben.
Die Inhaber örtlich niedergelassener Handwerksbetriebe sind derzeit allerdings der Meinung, dass der Blick auf einen Vollsortimenter in die falsche Richtung gehe. „Uns liegt daran, dass wir regionale Produkte verarbeiten und anbieten, um Tapfheim als zukunftsfähiges Dorf weiterzuführen“, betonte etwa Bäckermeister Stefan Götz.
Protest: „Dann ist unser Filetstück zugebaut“
„Wofür bedarf es eines Vollsortimenters, wenn man sich vor Augen hält, dass Bäckereien und Konditoreien, Cafés, Metzgereien, Getränkemärkte, Bio-Hofläden, Post und Paketshop, Discounter, Tankstelle, Imbiss, Lottostelle, Tabakwaren, Futterfachgeschäft, Frischfischverkauf, Schuhbedarf und Reinigung, Schreibwaren, Elektroartikel oder Frischeiangebote ihre Leistungen bereits zuverlässig anbieten?“, summiert Getränkehändler Jürgen Färber die vorhandenen Angebote. Und es gebe ja auch noch die Netto-Filiale, die den Grundbedarf zusätzlich abdecke.
Die Protestführer bewerten die Situation Tapfheims aktuell als positiv, was auch darauf zurückzuführen sei, dass die inhabergeführten Betriebe in Sachen Lebensmittel und Versorgung auf teilweise über 100-jährige Tradition zurückblicken und nahezu 200 Beschäftigte haben. „Und überall stehen Nachfolger bereit“, ergänzt Rita Failer vom Café Bruno. Achim Raab indes hat Kontakte von Seniorenheim-Betreibern aufgenommen. Er glaube noch immer daran, dass ein solches Konzept umsetzbar sei. „Aber dann ist unser Filetstück in der Ortsmitte zugebaut.“
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