So richtig fassen können es die Mertinger Schützen noch nicht. Nach fünf Duellen gewinnt die Gemütlichkeit mit 3:2 (1948:1939) gegen die Sportschützen Niederlauterbach II. Kurze Zeit nach dem Sieg war damit amtlich: Die Luftgewehrschützen von der Schmutter sind auch in der kommenden Saison in der Zweiten Bundesliga vertreten. Mertingens Sportwart Bernd Schröttle sagt sichtlich erleichtert: „Puh, das war schon eine Nummer. Es wird jetzt schon ein paar Stunden brauchen, bis wir das realisiert haben.“
Die Stimmung rund um den Schießstand ist an diesem Tag gut, auch wenn die Mertinger bei ihrem Heimdebüt in der Zweiten Liga gerne mehr Gäste begrüßt hätten. Unter der 2G-plus-Regelung waren zwar die Mannschaften und ihre Betreuer vertreten, allerdings fehlten die Unterstützer und Unterstützerinnen bei den Vereinen. Mertingens Vorsitzender Christoph Schaible erklärt: „Wir haben nicht groß eingeladen heute. Ab einer Inzidenz von 1000 hätten wir das sowieso komplett absagen müssen. So sind wir glücklich, dass es mit den erlaubten 25 Prozent Auslastung der normalen Kapazität geklappt hat.“
Normalerweise würden über den Tag verteilt rund 150 Fans verschiedener Vereine vor Ort sein, um die Schützinnen und Schützen lautstark anzufeuern, so Schaible. Sein Verein ist nun erstmals von 2G-plus betroffen. Die vorigen Wettkämpfe der Liga hatten noch unter 3G-Plus stattgefunden, wie etwa in Kempten.
Die Auswirkungen der verschärften Corona-Auflagen des Freistaats reichen auch bis in das sportliche Geschehen hinein. Bei den Mertingern konnte zwar das Stammpersonal antreten, jedoch fehlten aus dem erweiterten Kader zwei Sportler, die noch nicht komplett geimpft seien, erklärt Sportwart Schröttle. Er sagt: „Es hat bei allen Mannschaften gewisse Einschränkungen gegeben. Für uns wäre es der Supergau gewesen, wenn unser Schütze auf der Nummer eins nicht aus Österreich hätte ausreisen dürfen.“ Die aktuelle Situation hätte ihnen da sicherlich auch einen Strich durch die Rechnung machen können, glauben die Verantwortlichen.
Auch mit dem etatmäßigen Kader an den Ständen muss sich Mertingen allerdings am Vormittag zunächst einem starken Gegner geschlagen geben. Gegen den Bundesligaabsteiger und Tabellenführer SV Petersaurach setzt es nach Duellen eine 1:4-Niederlage (1943:1969). Schröttle erklärt: „Dass wir uns gegen Petersaurach immens schwer tun, war uns allen klar. Die sollten sich normalerweise bei den Leistungen in der Ersten Liga aufhalten.“
Dass sich die Hausherren an diesem Tag in ihrem zweiten Wettkampf dennoch belohnen, hat auch mit harter Arbeit zu tun. Die überwiegende Mehrheit der Mannschaft habe einen Stand für Luftdruckwaffen zuhause eingerichtet, um schon während des Lockdowns weiter zu trainieren, berichtet Schröttle. Nun werde gerade noch dreimal die Woche im Schützenheim trainiert.
„Wir machen da schon einiges. Es kommt ja auch noch das individuelle Training eines jeden Schützen und das Fitnesstraining dazu“, erklärt der Sportwart. Dazu kämen noch einige Trainer und Trainerinnen sowie ein großer Betreuerstab, die hervorragende Arbeit leisten würden, lobt Schaible.
Auch die Stimmung innerhalb des Teams sei vorbildlich, betont sein Funktionärskollege Bernd Schröttle: „Wir gewinnen und verlieren als Team, auch wenn aufgrund der Paarungen jeder für sich selbst schießt. Der Zusammenhalt ist phänomenal.“ Das sei keinesfalls selbstverständlich, da die Schützinnen und Schützen aus verschiedenen Richtungen kämen. Der Sportwart sagt: „Unsere Leute sind aus unserer Gegend, aber auch aus Österreich, Baden-Württemberg, dem Allgäu und aus Franken. Und trotzdem wird viel miteinander gemacht.“
Nach dem Wettkampftag ziehen die Verantwortlichen auch abseits des sportlichen Geschehens ein durchaus positives Fazit: „Es hat absolut problemlos funktioniert. Die 2G-plus Regelung und das Tragen von Masken wurde hervorragend umgesetzt. Damit müssen wir auch zufrieden sein, der Wettkampftag hätte ja auch komplett ausfallen können“, resümiert Schröttle.
Vereinschef Christoph Schaible fügt hinzu: „Natürlich freuen wir uns, wenn ein Bundesliga-Wettkampf dann auch mal vor mehr Zuschauern stattfindet. Da ist die Stimmung natürlich anders und wir bekommen auch in der Region etwas mehr Aufmerksamkeit.“
Auch wenn der Klassenerhalt der Bundesligamannschaft für Freude sorgt, ist die Lage im Gesamtverein ähnlich zum Stillstand gekommen wie in zahlreichen anderen Vereinen der Region. Der Rundenwettkampf im Schützengau Donau-Ries pausiert derzeit, weshalb andere Mannschaften der Mertinger ihre Waffen vorerst im Schießschrank lassen müssen.
Bis auf das Training der Bundesligamannschaft ist das Schützenheim aufgrund der Pandemie geschlossen. Schaible sagt: „Die 2G-plus Regelung erschwert es uns natürlich, das Angebot aufrecht zu erhalten. Unsere Schießaufsichten und Schützen müssen demnach ja auch einen aktuellen Schnelltest mitbringen, was viele zeitlich einfach nicht umsetzen können.“
Eine Woche hätte der Verein versucht, das Trainingsangebot aufrecht zu erhalten. Wirklich rentiert habe es sich allerdings nicht, berichtet der Vorsitzende. „Es ist ja nicht verboten, zu trainieren, aber unter den Auflagen lohnt es sich gerade nicht“, erklärt Schaible.