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Donauwörth: Wanik Awdijan: Ein Weltmeister boxt in Donauwörth

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Wanik Awdijan: Ein Weltmeister boxt in Donauwörth

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    Wanik Awdijan will Box-Weltmeister bei den Profis werden. Er lebt jetzt in Donauwörth.
    Wanik Awdijan will Box-Weltmeister bei den Profis werden. Er lebt jetzt in Donauwörth. Foto: Christof Paulus

    Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass man Wanik Awdijan böse sein kann. Dabei verdient der 25-Jährige sein Geld damit, anderen wehzutun.

    Seit 2012 ist Awdijan Profiboxer. Mit 16 bestreitet er seinen ersten Kampf in seiner Heimatstadt Nürnberg, damals hat er noch leichtes Spiel. Sein Gegner ist ein sogenannter Journeyman, ein Boxer, der absichtlich in den Ring steigt, um zu verlieren. Awdijans Lager bucht ihn, um ihm einen guten Start in die Profikarriere zu sichern. Niemanden kann überraschen, dass das gelingt. Doch Awdijan siegt weiter, auch als die Gegner besser werden. Vater Alexander managt ihn, in alten Zeitungsberichten nennt er seinen Sohn einen zukünftigen Box-Millionär, das Talent „riesengroß“. In kurzer Zeit soll Awdijan nicht mehr in Franken, sondern Las Vegas boxen. Nur: Ganz so schnell gelingt der Aufstieg nicht. Der Traum von Vegas geht weiter. Vorerst lebt Awdijan ihn aber in Donauwörth.

    Wanik Awdijan aus Nürnberg hat Kämpfe in Donauwörth vor sich

    „Hier habe ich alles, was ich brauche“, sagt Awdijan. Im Kampfsportzentrum von Florin Catuna zwischen Zusam und Augsburger Straße bereitet er sich gerade auf seinen nächsten Kampf vor. Eigentlich hatte Catuna diesen für das kommende Wochenende angesetzt, doch die Planung erwies sich in Pandemie-Zeiten als zu optimistisch. Seit einigen Wochen ist Catuna nicht nur Awdijans Trainer, sondern auch sein Manager und als sein Promoter dafür zuständig, Kämpfe zu veranstalten. Die beiden kennen sich seit über 20 Jahren, erzählen sie. Catuna boxte einst mit Vater Awdijan, der sich lange um die Belange seines Sohnes gekümmert hatte. 2020 will Wanik raus aus Nürnberg. Auf der Suche nach einem neuen Management landet er bei seinem alten Bekannten in Donauwörth.

    Wer alte Berichte über den Nürnberger liest, bekommt schnell den Eindruck: Awdijan schlägt immer voll zu. Gerne auch verbal. Er träumt von „irgendeinem teuren, dicken Auto“ sagt er schon mit 17, heute ist er überzeugt davon, ganz realistisch in einem Jahr Profi-Weltmeister zu sein. In der Trainingshalle am Donauwörther Stadtrand wirkt das weit weg. Angebereien und große Sprüche gehören zu jedem Boxer wie ein paar gepolsterte Handschuhe. „Das ist Showbusiness“, sagt Trainer Catuna. Erst wer sich mit Awdijan an seinen Tisch setzt, der merkt, dass in dem Kämpfer mehr steckt als ein paar alte Sprüche und große Ankündigungen.

    Nur eine Niederlage als Box-Profi: Wanik Awdijan will Weltmeister werden

    „Mir gefällt es gut in Donauwörth“, sagt er, und hat dabei immer ein ehrliches Lächeln im Gesicht. Seine Familie hat ihn nach Schwaben begleitet. Manager Catuna vertraut er, der habe Erfahrung auf den großen Bühnen der Boxwelt, sagt Awdijan. Zwei, drei Trainingspartner treffen vor der Einheit in der Halle ein. Sie und Awdijan stoßen zur Begrüßung ihre Fäuste aneinander, er strahlt bei jeder Begegnung, hat für alle ein paar herzliche Worte übrig. Der Star in Catunas Boxstall ist beliebt, und er fühlt sich wohl. So sagt er es, und so sieht es auch aus. Und der Sport? Awdijan steht aktuell auf Rang 96 der inoffiziellen, aber renommierten Weltrangliste von Boxrec. Der Mittelgewichtler, der in der armenischen Hauptstadt Eriwan geboren wurde, hat gute Argumente auf seiner Seite.

    Schon mit 16 Jahren Profi zu werden, das schaffen nur die wenigsten. 26 Profi-Kämpfe hat er bis heute gewonnen, zehn davon durch K.o., nur einmal musste er sich geschlagen geben. 2018 wird er Junioren-Weltmeister. Sportartikel-Hersteller Adidas hat ihn mit einem Ausrüster-Vertrag ausgestattet. „So einen hatten wir noch nicht hier“, sagt Catuna. Mit dieser Bilanz kann Awdijan es sich leisten, zu sagen: „Meine Schwächen kenne ich eigentlich nicht. Ich war mal verletzt, aber die Durchschlagskraft ist noch da.“ Vom Klischee über Boxer, die nur mit Muskelkraft den Weg aus der Armut schaffen, will er nichts wissen.

    Wanik Awdijan mit seinem Weltmeistergürtel in der Juniorenklasse. Trainer Florin Catuna und sein Boxstall begrüßen ihn in Donauwörth.
    Wanik Awdijan mit seinem Weltmeistergürtel in der Juniorenklasse. Trainer Florin Catuna und sein Boxstall begrüßen ihn in Donauwörth. Foto: CPI

    „Ich müsste nicht boxen“, sagt er. „Ich könnte auch studieren, anders meinen Weg gehen. Aber ich will das.“ 15 Jahre lang sich zu quälen, als Profi auf vieles zu verzichten, um danach umso mehr Freiheiten zu haben, das hat Awdijan sich vorgenommen. „Und bisher geht der Plan auf“, sagt er.

    Ein Trainingskampf gegen Blinor Bicaj ist angesetzt, ein Nachwuchsboxer aus Catunas Stall, rund 20 Kilo schwerer und ein paar Zentimeter größer als Awdijan. Der Profi tänzelt um seinen Trainingspartner herum, Catuna kommentiert das Geschehen vom Rand. Immer wieder trifft Awdijan sein Gegenüber, der steckt die Treffer ein, Awdijan nickt anerkennend nach jedem Schlag, den Bicaj kassiert und dann ohne eine Miene zu verziehen weitermacht. Die beiden scherzen. Bicaj landet fast keinen Treffer. „Unglaublich“, ruft er einmal, „wie schnell er ist!“

    Boxer Wanik Awdijan: "Er wird es in die USA schaffen"

    Im Mai soll es weitergehen, dann hofft der Boxstall im Donauwörther Süden auf den nächsten Kampf. Hat die Veranstaltung am kommenden Wochenende aufgrund der Corona-Beschränkungen noch nicht geklappt, setzen Catuna und Awdijan bis dann auf bessere Bedingungen. Wie lange Awdijan in Donauwörth bleiben wird, ist noch offen. Er kann sich vorstellen, hier sesshaft zu werden. Catuna glaubt eher, dass sein Trainingszentrum für Awdijan zur Durchgangsstation wird. „Für ihn ist Donauwörth ein Sprungbrett. Wanik wird es in die USA schaffen“, sagt er. Amerika, das ist, wo die großen Namen kämpfen, um viel Geld – und die wichtigsten Titel.

    Vier große Profi-Boxverbände gibt es. Noch heuer will der Donauwörther Boxstall einen Titelkampf für Awdijan. Profi-Weltmeister soll er bald sein, in allen vier Verbänden schließlich. Das ist der Plan. Ob er aufgeht? Wanik Awdijan hat es in den Händen.

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