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Turnen: „Der größte Pokal, den ich je gewonnen habe“

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„Der größte Pokal, den ich je gewonnen habe“

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    Florian Lindner ist der DZ-Sportler des Jahres 2016.
    Florian Lindner ist der DZ-Sportler des Jahres 2016. Foto: Kluge

    Sie haben Oberarme wie andere Oberschenkel. Florian Lindner, 25, und der 16-jährige Norik Friedel schafften im vergangenen Jahr mit dem TSV Monheim den Klassenerhalt in der Bundesliga. Unter anderem für diese Leistung wählten die Leser der Donauwörther Zeitung Lindner und Friedel zum Sportler beziehungsweise Nachwuchssportler des Jahres. Im Interview erzählen die beiden Chemnitzer vom Reiz des Turnens und den Zielen für die kommende Saison.

    Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung. Was bedeuten Ihnen persönlich die beiden Titel?

    Friedel: Die Auszeichnung ist natürlich sehr schön. Ich fühle mich sehr geehrt, weil ich nicht aus Bayern stamme. Lindner: Diese Auszeichnung ist eine tolle Anerkennung für meine Leistungen. Man fühlt sich dadurch einfach bestätigt und der Titel motiviert zusätzlich für die neue Saison.

    Waren Sie überrascht, dass die DZ-Leser Sie zu den Sportlern des Jahres gewählt haben?Friedel: Ja, auf jeden Fall. Ich hätte es nie gedacht. Lindner: Ich war schon überrascht, überhaupt nominiert gewesen zu sein. Dass ich es dann am Ende auch noch geworden bin, ist natürlich umso schöner.

    Die neue Saison beginnt am 13. Mai. Wie laufen die Vorbereitungen und wie lautet das Ziel für kommende Saison? Friedel: Das Ziel ist ganz klar der erneute Klassenerhalt. Ansonsten befinde ich mich seit Anfang des Jahres im Training. Lindner: Die Vorbereitung ist in vollem Gange. Da ich schon erste Wettkämpfe hatte, bin ich fast bei 100 Prozent. Jetzt gilt es, das Niveau zu halten und hier und da noch einzelne Übungen aufzuwerten.

    „Das Gefühl ist unbeschreiblich“

    Norik, in den vergangenen beiden Jahren war der Klassenerhalt eine Zitterpartie. In der vergangenen Saison hing es an Ihnen als Schlussturner. Wie sind Sie mit dieser Drucksituation umgegangen? Friedel: (lacht) Am Tag vor dem Wettkampf habe ich noch zu den Jungs gesagt, dass wir auf keinen Fall in eine solche Situation kommen sollen. Während der Übung war ich im Tunnel. Glücklicherweise hatte ich einen guten Tag. Als dann nach meiner Übung alle zu mir gestürmt sind, konnte ich es nicht fassen – das Gefühl ist dann natürlich unbeschreiblich.

    Sie sind nicht nur in der Mannschaft sehr erfolgreich. Auch auf Wettkämpfen lief es in den vergangenen Jahren gut.Friedel: 2012 bin ich deutscher Meister im Mehrkampf geworden. Im vergangenen Jahr habe ich bei der Junior’s Trophy am Reck den ersten, am Barren den zweiten und an den Ringen den dritten Platz belegt. Zudem haben wir als Mannschaft noch den Deutschlandpokal gewonnen. Lindner: Ich habe 2016 bei der deutschen Meisterschaft Bronze an den Ringen gewonnen.

    Und daraufhin hat Sie der Bundestrainer zur Olympia-Qualifikation mitgenommen.Lindner: Ja, die Nominierung kam relativ überraschend – meine Übung im Mehrkampf war eigentlich nicht optimal. Es war eine sehr schöne Erfahrung.

    Florian, Sie haben unter anderem gegen Andreas Toba und Marcel Nguyen geturnt. Ist das für Sie noch etwas Besonderes?Lindner: Beim ersten Mal war es natürlich etwas Besonderes. Aber ich bin gegen Andreas Toba auch oft im Jugendbereich angetreten. So gesehen sind es also Mitstreiter wie alle anderen auch. Andreas Toba blieb den Zuschauern in Erinnerung, weil er bei Olympia mit gerissenem Kreuzband weiterturnte.

    Hatten auch Sie schon schwere Verletzungen?

    Friedel: Ich habe mir vor vier Jahren eine Kopfverletzung beim Sprung zugezogen. Lindner: Ich hatte 2009 einen Achillessehnenriss.

    Was veranlasst Sie dann dennoch, immer weiterzumachen? Friedel: In erster Linie, weil es unglaublich Spaß macht. Wenn man bei Wettkämpfen eine Übung sauber durchturnt, dann ist das natürlich ein ganz besonderes Gefühl. Lindner: Ich wollte im Jahr nach meiner Verletzung schon alles hinwerfen, aber man turnt vor allem für sich. Und das macht extrem viel Spaß.

    Gibt es Geräte, bei denen selbst Sie sich noch überwinden müssen?Friedel: Bei mir ist es ganz klar das Pferd. Das ist mein Wackelgerät, bei dem man ziemlich schnell abstürzen kann. Lindner: Ich muss mich auch vor allem bei Geräten überwinden, die ich nicht so mag, zum Beispiel Barren und Reck.

    Lehrgang in

    Sie wohnen beide in Chemnitz und reisen immer nach Monheim an. Bleibt da noch Zeit für andere Hobbys?Lindner: Mittlerweile bin ich echt froh, einmal daheim zu sein. Im Februar war ich für einen Kampfrichterlehrgang in Baku in Aserbaidschan. Das nimmt natürlich viel Zeit in Anspruch. Zudem studiere ich Wirtschaftsingenieurwesen. Friedel: Ich gehe dort zur Schule, da bleibt auch relativ wenig Zeit.

    Wie realistisch ist es, Sie beide einmal bei den Olympischen Spielen zu erleben? Lindner: Für mich wird es sehr schwierig, aber natürlich bleibt es ein Traum. Norik schafft das auf jeden Fall.

    Erhält der Wanderpokal einen Ehrenplatz bei Ihnen? Friedel: Er kommt in die Vitrine in meinem Zimmer zu den anderen Pokalen. Lindner: Wenn ich ihn mir so ansehe, könnte er sogar der größte Pokal sein, den ich je gewonnen habe. Deshalb kommt er genau in die Mitte auf meinen Schrank.

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