Mertingen Die schwäbische Standarte hat der Reit- und Fahrverein Donauwörth-Mertingen (RFVD) nicht verteidigen können, doch er hat etwas anderes gewonnen: viele Sympathien als Ausrichter der schwäbischen Meisterschaften der Mannschaften sowie im Vielseitigkeitseinzel. „Eine anspruchsvolle, wunderschöne Strecke“, machte eine der prominentesten Reiterinnen, Anette Wyrlwoll aus den Niederlanden, den Veranstaltern in Mertingen ein dickes Kompliment.
Die Amazone zählte zu den internationalen Stars, die sich in Mertingen ein Stelldichein gaben. Wylrwoll war erfolgreiche Teilnehmerin bei den Olympischen Spielen in Sydney und bei Europameisterschaften. Die Turnierleiterinnen, Andrea Kapfer und Vorsitzende Sandra Endreß, durften sich auch ansonsten über ein großes Interesse freuen, waren doch auch Mitglieder des Bundeskaders gekommen, die in diesem Jahr bereits international unterwegs waren wie Julia Mestern oder Anna-Katharina Vogel.
Um die Standarte des schwäbischen Verbandes kämpften in Dressur, Gelände- und Springparcours 15 Mannschaften. Für die Mertinger blieb am Ende der fünfte Platz. „Wir sind damit sehr zufrieden“, war am Ende der Tenor von Carmen Wittmer, Johanna Utz (beide Dressur), Caroline Simon und Nina Schott (beide Gelände) sowie Frank Junginger und Franz Ost (beide Springen).
Die Standarte ging diesmal nach Marktoberdorf. Platz zwei und drei belegten der RV Nesselwang und der RV Zoltingen. „Diesmal hatten wir mehr Teams am Start. Ermöglicht wurde dies durch eine Regeländerung“, erklärte Richterin Brigitte Novak. Erstmals durfte jedes Team einen Gastreiter aufbieten, der allerdings aus dem schwäbischen Verband kommen musste. Eine Regelung, von der beispielsweise der Reitverein Zoltingen profitierte.
Ein Wiedersehen gab es auch mit Heinrich Liegl, der ebenfalls als Richter fungierte und jahrelang das seinerzeitige Landesleistungszentrum auf der Hagenmühle leitete. Brigitte Novak, Vorsitzende des Sportausschusses im Verband, erklärte, sie habe gute Eindrücke gewinnen können. Eine gute Äußerung, wie man beim RFVD meinte, im Hinblick auf eine mögliche Positionierung als ein „kleines Mekka der Vielseitigkeitsreiterei“.
Caroline Simon verpasst knapp das Podest
Einen Achtungserfolg erzielte in der Einzel-Vielseitigkeitsmeisterschaft Caroline Simon vom heimischen Verein. Sie wurde hinter Julia Mestern (Salgen), der Vorjahressiegerin Daniela Wilfer aus Augsburg und Franz Hörmiller (Oberbeuren) Vierte. Während den Vielseitigkeitstitel bei den Junioren I (16 bis 18 Jahre) Nina Scherer aus Augsburg gewann, holte sich diesen bei den Junioren II (bis 16 Jahre) Viktoria Gumpinger aus Fischach.
Aber nicht nur Meisterehren standen im Mittelpunkt. Traditionsgemäß boten die Ausrichter auch etwas für Turniereinsteiger: Sie konnten sich in weniger anspruchsvollen Prüfungen Erfolgserlebnisse und Erfahrung holen. Am Ende gab es fast nur strahlende Gesichter, weil alles – wie Sandra Endreß sagte – „wie am Schnürchen ablief und es keine Verletzungen bei den Startern und den Pferden gab“. Die Meister lernten schließlich einen Mertinger Brauch kennen: Sie wurden „geschmuttert“ – ein unfreiwilliges Bad im herbstlich kühlen Fluss, den sie zuvor mit ihren Pferden durchreiten hatten müssen.
Ein stimmungsvoller Rahmen bot sich bei der Siegerehrung: mit dem Aufgalopp von 50 Pferden, der Mertinger Blaskapelle und der Segnung der Pferde, vorgenommen von Pater Alexander Thuruthikkatt.