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Porträt: Weit mehr als nur ein Chronist

Porträt

Weit mehr als nur ein Chronist

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    Lebt für den Fußball und seinen TSV Bäumenheim: Chronist Wolfgang Baran, 76 Jahre alt. Er will nun ein viertes Buch über den Verein schreiben.
    Lebt für den Fußball und seinen TSV Bäumenheim: Chronist Wolfgang Baran, 76 Jahre alt. Er will nun ein viertes Buch über den Verein schreiben. Foto: Helmut Bissinger

    Will man von Wolfgang Baran wissen, wie die Fußballer des TSV Bäumenheim vor 34 Jahren gegen Gansheim gespielt haben, dann ist dies für den 76-Jährigen keine schwere Frage. Es dauert nicht lange und er kann nicht nur das Ergebnis (1:0) präsentieren, sondern auch den Torschützen, die Verwarnungen und die Spielumstände. Wolfgang Baran ist das wandelnde Sport-Lexikon des TSV Bäumenheim.

    Wer sein Leben so dem „runden Leder“ verschrieben hat wie Wolfgang Baran, könnte Tage und Wochen erzählen. Aber doch sind es Schlüsselerlebnisse, die ihn schon in jungen Jahren geprägt haben. 1958, so erinnert er sich, habe er mit der neu gegründeten TSV-Schülermannschaft an einem Turnier teilgenommen – „mit bei einzelnen Spielen 400 Zuschauern“. Eine Partie war für den jungen Kicker ein Höhepunkt, was sich aber erst später so richtig herauskristallisieren sollte: Im Spiel um Platz drei trafen die Bäumenheimer auf den TSV Nördlingen – und gewannen mit 4:3. Das wäre noch nicht einmal so besonders gewesen, doch bei den Riesern schoss ein Spieler alle drei Tore: Gerd Müller, der spätere „Bomber der Nation“.

    Mit acht Jahren war Baran erstmals mit dem „TSV-Fußball“ in Berührung gekommen. Er war von den Kickern begeistert, die seinerzeit eine Macht waren: In der A-Klasse holte der TSV die Meisterschaft und ließ dabei Teams aus Nördlingen, Donauwörth, Dillingen, Leipheim und Rain hinter sich. „Die A-Klasse war damals so etwas wie die Bezirksliga heute“, sagt Baran. Am 8. Juni 1952, so blickt das TSV-Urgestein zurück, habe er erstmals ein Live-Spiel erlebt: den Sieg seines TSV gegen Buchloe.

    Barans Vater, aktiver Spieler beim SC Donauwörth, Schwaben Augsburg und dem TSV Nördlingen, sah die Begeisterung seines Sohnes und meldete ihn prompt beim TSV Bäumenheim an. Bald war Barans Unterstützung gefragt: Mit der TSV-Legende Josef „Jupp“ Bravo widmete er sich der Platzpflege – „mit Handrasenmäher und Sägemehl für die Linien“. Kaum ein Heimspiel hat Baran verpasst, nur ganz wenig Auswärtsspiele. „Nur manchmal fehlte das Geld, um an die Spielorte zu fahren“, schmunzelt er. Spieler wie Adolf Schmid („bester Spielgestalter“), Robert Wittmann („einer der besten Techniker“), Josef Probst („ein Klasse-Torjäger“) und Albert Prebeck („ein begnadeter Torwart“) entfachten in Baran, wie er es nennt, „eine große Euphorie“. Schnell war ein Ziel definiert: „Einmal mit einer solchen Mannschaft aufzulaufen.“ In der Saison 1964/65 erfüllte sich der Wunsch.

    Doch auch eine zweite Leidenschaft begann: Baran machte sich über alle Spiele Notizen. Er hielt die Ergebnisse, die Mannschaftsaufstellungen und die Tabellen fest. Für eine kurze Zeit geriet das Chronistentum in den Hintergrund. Der junge Mann entdeckte – nur zu menschlich – neue Interessen, neue Anziehungspunkte.

    Im Jahr 1988 entzündete sich Barans Herz aber erneut für den Fußball. Der Ehrgeiz, alles für die Nachwelt festzuhalten, kehrte zurück. Er versuchte über den Kontaktmann Franz Lindner, der für den TSV mehr als 500 Spiele absolvierte, „einiges nachzuholen“ und die Lücken in der Chronik zu schließen. Heute ist es eine ganze lange Reihe mit Ordnern, die den sportlichen Werdegang des TSV Bäumenheim dokumentiert. Es entstand der Gedanke, ein Buch über den Verein zu verfassen. Gemeinsam mit Roland Bügelsteiber verwirklichte er dies. Inzwischen sind sogar drei Bücher erschienen, ein viertes soll folgen.

    Der Chronist ist seit mittlerweile 30 Jahren auch TSV-Pressewart. In den vergangenen Jahren hat Wolfgang Baran oft mit seinem TSV gehadert, als die sportliche Talfahrt einsetzte. „Die Zeiten und der Fußball haben sich verändert“, sagt der „Rahn“, wie man ihn in Bäumenheim nennt. Wenn er seinerzeit eine gute Leistung gezeigt habe, sei er gerne in Anlehnung an die deutsche Fußball-Legende Helmut Rahn „Rahn“ genannt worden, bei schlechter Performance dann aber „Baran“. Das sei für ihn immer ein guter Gradmesser gewesen.

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