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Nachgefragt vor der Frauenfußball-WM: Trainer schätzt ein: „Frauen sind ehrgeiziger“

Nachgefragt vor der Frauenfußball-WM

Trainer schätzt ein: „Frauen sind ehrgeiziger“

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    Der Mann, auf den die Frauen hören: Seit über 16 Jahren ist Hermann Kreichauf im Frauenfußball engagiert.
    Der Mann, auf den die Frauen hören: Seit über 16 Jahren ist Hermann Kreichauf im Frauenfußball engagiert. Foto: Foto: Izso

    Seit über 16 Jahren ist Hermann Kreichauf im Frauen- und Mädchenfußball engagiert. In dieser Zeit war er für den TSV Bäumenheim, TSV Rain, SpVgg Riedlingen und FC Donauwörth tätig. Als langjähriger aktiver Fußballer und Trainer gibt der 67-Jährige seine Erfahrung weiter. Im Vorfeld der am Sonntag beginnenden Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland haben wir uns mit ihm über die Chancen der Gastgeber und die Entwicklungen dieses Sports im Allgemeinen unterhalten.

    Herr Kreichauf, morgen beginnt die WM. Was trauen Sie unserem Team zu?

    Kreichauf: Wir haben ein starkes Team mit einer Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Elan. Wir haben auf jeden Fall Chancen auf das Endspiel. Der Titel ist drin, wenn Trainerin Sylvia Neid der Jugend ihre Chance gibt.

    Drücken Sie im Stadion die Daumen?

    Kreichauf: Ich bin nur beim Spiel in Augsburg zwischen Schweden und Nordkorea am 2. Juli live dabei. Dafür habe ich übrigens noch Sitzplatzkarten für 13 Euro zu vergeben. Ansonsten werde ich aber versuchen, viele Partien im Fernsehen zu verfolgen. Einige meiner Spielerinnen beim FC Donauwörth haben Karten für das Eröffnungsspiel und das Endspiel. Die sind schon richtig heiß auf die WM.

    Die WM ist in aller Munde. Glauben Sie an ein zweites Sommermärchen?

    Kreichauf: Ein so großes Spektakel wie 2006 wird es meiner Meinung nach nicht geben. Ich hoffe aber, dass ein erfolgreiches Abschneiden unseres Teams eine gewisse Euphorie und einen kleinen Boom auslöst.

    Wird Frauenfußball immer noch belächelt?

    Kreichauf: Die Akzeptanz hat sich in den vergangenen 15 Jahren deutlich erhöht. Das liegt auch daran, dass sich das Niveau auf allen Ebenen gesteigert hat. Früher war Frauenfußball für viele eher eine Belustigung, heute wird es als Sport anerkannt.

    Wie sind Sie überhaupt zum Frauenfußball gekommen?

    Kreichauf: Durch einen Artikel in der Donauwörther Zeitung. Da wurde berichtet, dass der TSV Bäumenheim einen Trainer sucht. Da ich damals wieder ein Engagement suchte, habe ich diese Herausforderung angenommen, obwohl ich vorher noch nie ein Spiel der Frauen gesehen hatte und von Bekannten dafür belächelt wurde.

    Wie waren Ihre ersten Eindrücke?

    Kreichauf: Ich war vom Niveau überrascht. Kein Wunder, schließlich spielte der TSV damals in der Verbandsliga. Das war die zweithöchste Spielklasse. In dieser Saison gewannen wir sogar zweimal gegen den FC Bayern München. Das Heimspiel in Bäumenheim verfolgten damals knapp 500 Besucher. Diese Saison beendeten wir 1996 als Vizemeister der damaligen Play-offs in Südbayern.

    Wurde Ihrer Meinung nach dieser Erfolg ausreichend gewürdigt?

    Kreichauf: Ja. Die damalige Vereins- und Spartenleitung sowie die männlichen Kicker des TSV haben uns wirklich unterstützt.

    Trotzdem zogen Sie später mit dem gesamten Team weiter nach Riedlingen und von dort nach ein paar Jahren zum FC Donauwörth. Was waren die Gründe?

    Kreichauf: Ich will die alten Geschichten nicht wieder aufwühlen. Sagen wir es so: Die Unterstützung und Wertschätzung unserer Arbeit war nicht mehr so, wie wir uns das gewünscht hätten. Beim FC Donauwörth fanden wir bessere Trainings- und Spielmöglichkeiten vor.

    Sie trainieren seit 1998 auch noch Mädchenteams. Wie oft stehen Sie denn für den Frauenfußball auf dem Platz?

    Kreichauf: Mit der Vorbereitung des Trainings, der Durchführung und den Spielen bin ich in der Woche zwischen 30 und 40 Stunden im Einsatz. Im Jahr fahre ich circa 15000 bis 18000 Kilometer.

    Gibt es dafür eine Entschädigung?

    Kreichauf: Ich erhalte eine geringe Entschädigung, bringe aber unter dem Strich noch Geld mit.

    Ist Ihnen dieser Aufwand nicht zu hoch?

    Kreichauf: Anfangs wollte ich nur ein halbes Jahr machen, jetzt sind es schon über 15 Jahre. Mir macht die Arbeit mit der Jugend Spaß. Die Mädels sind mir ans Herz gewachsen. Außerdem sind die Frauen ehrgeiziger als männliche Kicker.

    Wie lange wollen Sie den Job noch machen?

    Kreichauf: Ich habe gerade meinen Trainerschein um drei Jahre verlängert. Dann wäre ich 70 Jahre alt. Dann schauen wir weiter.

    Welchen Effekt erhoffen Sie sie von der WM für ihren derzeitigen Verein, den FC Donauwörth?

    Kreichauf: Natürlich einen Zuwachs an Spielerinnen. Neben zwei Damenteams – Bezirksoberliga und Kreisliga – haben wir derzeit auch eine B-Juniorinnen-Mannschaft, die als Meister in die Bezirksoberliga aufsteigt. Für die kommende Saison bauen wir ein C-Juniorinnen-Team auf, das auf dem Kleinfeld spielt. Dafür suchen wir noch Spielerinnen.

    Wie kann Ihnen dabei die WM helfen?

    Kreichauf: Die WM kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen und dafür sorgen, dass die jungen Mädchen und vor allem deren Eltern sehen, dass Fußball ein schöner Sport für Frauen ist. Und in einmal selbst ausprobieren.

    Hinweis Weitere Infos zum Frauenfußball beim FC Donauwörth gibt es bei Hermann Kreichauf unter Handy 0151/10221149 oder im Internet unter www.fcdonauwoerth.de

    Interview:

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