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Fußball: Wenn einer vom TSV zum TSV wechselt

Fußball

Wenn einer vom TSV zum TSV wechselt

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    Julian Brandt (rechts, hier nach dem Derby am Mittwoch im Gespräch mit Gästespieler Nico Oefele) war vor seiner Zeit in Rain auch schon beim TSV Nördlingen am Ball.
    Julian Brandt (rechts, hier nach dem Derby am Mittwoch im Gespräch mit Gästespieler Nico Oefele) war vor seiner Zeit in Rain auch schon beim TSV Nördlingen am Ball. Foto: Gerd Jung

    Ein gutes Jahrzehnt war der TSV Rain die unangefochtene Nummer eins im Fußball des Landkreises. Der Verein spielte in der Bayern- und sogar einige Jahre in der Regionalliga, während die Nummer zwei der Region, der TSV Nördlingen, bis zu zwei Klassen tiefer in der Bezirksober- oder in der Landesliga kickte. Doch nach dem knapp verpassten Aufstieg des TSV in die Regionalliga und dem Aufstieg der Rieser vor wenigen Wochen sind nun beide wieder Gegner – erstmals in der Bayernliga. Dass das Derby nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat, zeigte die stattliche Kulisse am Mittwochabend: Über 1000 Zuschauer verfolgten im Georg-Weber-Stadion das 2:2-Unentschieden am zweiten Spieltag der Bayernliga Süd.

    Die Rivalität war und ist noch vorhanden und wurde auch immer wieder durch Spielertransfers befeuert, wobei dies fast immer eine Einbahnstraße war. Nördlingens Trainer Andreas Schröter fiel auf Anhieb kein Spieler ein, der in die andere Richtung – also von Rain nach Nördlingen – gewechselt war. Es gab sie aber doch: Der Fünfstetter Michael Sebald kehrte ebenso ins Ries zurück wie der Reimlinger Michael Lutz, der allerdings nur in der Jugend beim TSV Nördlingen gespielt hatte. Auch Torhüter Kevin Maschke wechselte für eine Saison von Rain nach Nördlingen und auch die drei Hof-Brüder spielten am Lech, bevor sie zu ihrem Heimatverein zurückkehrten.

    Achim Heinze unter den Zuschauern

    Während für die wechselwilligen Akteure in Richtung Nördlingen also die Finger einer Hand ausreichen, waren es in Richtung Lech in den vergangenen 20 Jahren fast ebenso viele Akteure. Pro Saison verließ quasi ein Kicker immer das Ries in Richtung Südost. Geht man in die 1990er-Jahre zurück, fallen einem hierzu Namen wie Alfred Leinfelder, Jens Meckert, Harald Grimm, Sascha Jöckel und vor allem Achim Heinze ein. Der 48-jährige Baldinger spielte ab 1995 zehn Jahre lang in Rain. Er wohnt inzwischen in Augsburg, ließ sich aber das Derby am Mittwoch ebenfalls nicht entgehen.

    Der Zufluss an Spielern aus dem Ries in Richtung Rain kam eigentlich nie ins Stocken: Der Hainsfarther Bernd Taglieber, die Nördlinger Zwillinge Sascha und Alexander Hof und der Nähermemminger Armin Brotz waren weitere Beispiele. Auch Spieler, die es nach Rain von der Fahrtstrecke her kürzer hatten als nach Nördlingen, waren darunter – beispielsweise die Eggelstettener Daniel und Alexander Schneider, der Marxheimer Mathias Heckel oder der Gansheimer Torwart Tobias Gerner. Sie kehrten alle irgendwann an den Lech zurück.

    Der letzte große Aderlass aus Nördlinger Sicht geschah vor einem Jahr, als mit Johannes Rothgang, Michael Knötzinger und Marco Luburic gleich drei Akteure auf einmal zu den Tillystädtern wechselten. Auch Julian Brandt ist ein Ex-Nördlinger, der aber über Gundelfingen nach Rain kam. Interessanterweise zog es nie einen Trainer aus dem Ries zum TSV Rain, nur umgekehrt gab es zwei Beispiele: Von 1990 bis 1993 war Alexander Schroder Trainer in Nördlingen und in der Saison 2014/15 coachte Tobias Luderschmid den dortigen TSV. Schroder ist heute Sportlicher Leiter in Rain und meinte zum Duell am Mittwoch: „Die Gäste haben mehr investiert. Mir gefällt am Nördlinger Spiel, dass sie mit dem Ball auf Tempo machen“, so Schroder, der auch Geschäftsführer der im Jahre 2010 gegründete Unternehmergesellschaft TSV Rain Sport und Marketing ist.

    „Durch den Jugendfußball anders gewachsen“

    „Bis auf die Finanzen bin ich für alles zuständig, deshalb kann ich auch keine genauen Angaben zum Etat machen. Wir bewegen uns aber im Bayernliga-Durchschnitt. Man kann hier die beiden Landkreisvereine nicht miteinander vergleichen, denn Nördlingen ist durch den Jugendfußball anders gewachsen“, so Schroder. Im Jugendbereich habe Rain aufgeholt, nur die A-Junioren seien noch eine Baustelle. „Aber bei B- und C-Junioren spielt Rain zusammen mit Nördlingen in der Bezirksoberliga“, erklärte Schroder.

    Die „Baustelle“ A-Junioren ist auch der Grund, warum Luca Jurida in Nördlingen spielt. Der 19-jährige Stürmer wohnt in Burgheim und gehörte am Mittwoch zum Aufgebot, wurde aber nicht eingewechselt. Jurida erklärt, warum er nicht mehr in Rain, sondern im Ries gegen den Ball tritt: „Die Verantwortlichen kamen früh auf mich zu und signalisierten mir, dass sie auf mich setzen. So ein Vertrauen spürt man schon gerne. Da macht der weite Weg, den ich aber nicht alleine bewältigen muss, da wir immer Fahrgemeinschaften bilden, dann auch Spaß.“ Zur Fahrgemeinschaft gehören Michael Meir (Thierhaupten) und der Donauwörther Genrich Morasch. Der 18-jährige Morasch war im jüngeren A-Jugendjahrgang in Rain, ging danach aber ins Ries, wo er noch immer spielt. „In Nördlingen setzt man auf die Jugendspieler. Man hat eine Chance, auch in die Erste Mannschaft zu kommen. Man trainiert zusammen, in Rain sind die Erste und Zweite getrennt. In Nördlingen trainiert man also auch mit den Besseren und kann sich im Training verbessern“, so Morasch.

    Auch die beiden aktuellen Trainer, der Ebermergener Karl Schreitmüller (Rain) und Andreas Schröter kennen sich bestens. Als Schreitmüller von 2014 bis 2016 die A-Junioren der Rieser coachte, war Schröter für die B-Jugend verantwortlich. Man kenne sich gut, aber für die 90 Minuten müsse das gute Verhältnis ruhen, sagten beide Übungsleiter vor dem Anpfiff unisono. Bei den Gästen spielten mit Torhüter Daniel Martin, Felix Käser, Jonas Halbmeyer, Florian Lamprecht, Nico Schmidt und Jakob Mayer übrigens gleich sechs Akteure, die Schreitmüller damals unter seinen Fittichen hatte. „Beide Teams kennen sich. Aber durch die modernden Medien kann man sich ja eh alle Spiele anschauen“, so Rains Trainer vor der Partie.

    Auch sein Gegenüber Schröter erwartete im Vorfeld „keine großen Überraschungen“. Maximal bei Standardsituationen könne man vielleicht etwas aus dem Hut zaubern. Dies sollte sich in der achten Minute bewahrheiten: Kurz nach dem 1:0 für die Heimelf führte Nördlingen einen Freistoß schnell aus, was zum Ausgleich durch Philipp Buser führte. „Das war so eine Idee, die dieses Mal gut funktioniert hat“, sagte Schröter nach dem Ende mit einem Augenzwinkern.

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