Der Traum vom Titel ist geplatzt, die Jagd nach der europäischen Amateurfußball-Krone auf der allerletzten Etappe einer langen Reise nicht von Erfolg gekrönt geblieben: Die Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) hat das Endspiel um den UEFA Regions’ Cup verloren. Das Team von Verbandstrainer Engin Yanova unterlag am Mittwochabend in einem verrückten Finale der „Europameisterschaft der Amateure“ Polen mit 2:3 (1:1). Vor 1224 Zuschauern in Burghausen fielen vier der fünf Treffer per Foulelfmeter, einer nach zunächst gehaltenem Strafstoß per Nachschuss.
Bauer in der Startelf, Luburic auf der Bank
„Wir ärgern uns zwar über die Niederlage, aber es überwiegen definitiv die positiven Eindrücke des gesamten Turniers“, sagt David Bauer vom TSV Rain. Er gehörte ebenso wie sein Teamkollege Marco Luburic zum Aufgebot der BFV-Auswahl.
Während Luburic nur im letzten und entscheidenden Gruppenspiel gegen die Türkei (1:0) nach Einwechslung in Minute 63 zum Einsatz kam, stand Bauer in drei der vier Begegnungen in der Startelf. Im Finale gegen Polen war der Abwehrspieler nun gleich mehrfach im Fokus: „Es wurde ein Elfmeter gegen mich gepfiffen und später noch einer für mich – aber beide waren unberechtigt“, berichtet Bauer augenzwinkernd.
Ugur Türk brachte Deutschland nach 35 Minuten in Führung, die Niederschlesier drehten die Partie durch von Mateusz Jaros (41.), Kornel Traczyk (47.) und Jacub Bohdanowicz (80.). In der Schlussphase verkürzte Arif Ekin (90.), der sich mit seinem dritten Turniertor die Torjäger-Krone sicherte. Bei der elften Auflage des bedeutendsten Amateurfußball-Turniers der Europäischen Fußball-Union bleibt dem BFV dennoch ein Eintrag in die Geschichtsbücher: Als erstes deutsches Team überhaupt schafften es die Kicker aus dem Freistaat ins Endspiel.
Erinnerungen an die Zwischenrunde
Unmittelbar nach Abpfiff habe beim Team schon die Enttäuschung überwogen, bald aber konnte man sich bereits wieder gemeinsam über das Erreichte freuen. „Es war schon ein irre Reise – vor allem, wenn ich an das 2:0 in der Zwischenrunde gegen Serbien denke, als ausgerechnet Marco und ich in unserem Stadion in Rain die beiden Tore zum Sieg gemacht haben“, sagt Bauer.
In eben jener Zwischenrunde konnten die Vereine noch Akteure an den Verband melden, die für die Auswahl infrage kommen könnten. Vor der Endrunde aber wurden Sichtungstrainings durchgeführt. Bauer: „Unser Trainer hat gesagt, er hat 600 Spieler angeschaut. Danach hat er den endgültigen Kader mit 20 Mann zusammengestellt.“
Genaues Protokoll der UEFA
Dass es für Luburic nur zu einem Kurzeinsatz gereicht hat, sieht dieser sportlich. „Natürlich hätte ich gerne länger auf dem Platz gestanden, als Fußballer willst du ja spielen. Aber das Turnier war auch so eine Bereicherung fürs Leben“, schildert der 21-jährige Offensivakteur.
Er habe während dieser Zeit erahnen können, was es heißt, Profikicker zu sein. Es gab seitens der UEFA ein genaues Protokoll: Wann wird wird das Spielfeld betreten, wann nehmen die Teams die Einlaufkinder an die Hand, wann erfolgt die Verbeugung, wann erklingt die UEFA-Hymne – alles war bis ins kleinste Detail geregelt.
Großer Stab um die Mannschaft
Das galt freilich auch für die Arbeit innerhalb der Auswahl. Wie die beiden Rainer berichten, bekamen sie jeden Abend einen Ablaufplan für den nächsten Tag, in dem minutiös das Erscheinen zum Frühstück, zum Anschwitzen, zum Mittagessen und so weiter vorgegeben war. Und auch der Stab um die Mannschaft konnte sich sehen lassen. „Wir hatten Analysten dabei, drei Physiotherapeuten und mehrere Scouts, die sich die Gegner angeschaut haben“, berichtet Luburic.
Innerhalb der Truppe habe man sich gut verstanden, obwohl diese ja bunt zusammengewürfelt war. „Wir haben es innerhalb der kurzen Zeit geschafft eine Mannschaft zu werden. Das hat man auch im letzten Gruppenspiel gesehen, als wir gewinnen mussten und in der Nachspielzeit das 1:0 gemacht haben“, erinnert sich David Bauer an das Spiel am vergangenen Sonntag.
Dass es nun am Mittwoch nicht zum ganz großen Wurf gereicht hat, „damit kann ich mittlerweile leben“, sagt der Verteidiger. Denn die Gelegenheit, ein offizielles UEFA-Turnier zu bestreiten, komme schließlich nicht oft im Leben eines Amateurfußballers.