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Autocross: Ein Fürst ist Meister

Autocross

Ein Fürst ist Meister

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    Die Buggys heizten beim Kesseltaler Autocross so um die Kurven, dass die Zuschauer jederzeit damit rechnen mussten, etwas Erde abzubekommen. Am Ende wurde in der Klasse 5a der Amerdinger Martin Fürst Deutscher Meister. Doch auch die anderen MCK-Fahrer schlugen sich beachtlich.
    Die Buggys heizten beim Kesseltaler Autocross so um die Kurven, dass die Zuschauer jederzeit damit rechnen mussten, etwas Erde abzubekommen. Am Ende wurde in der Klasse 5a der Amerdinger Martin Fürst Deutscher Meister. Doch auch die anderen MCK-Fahrer schlugen sich beachtlich.

    Tapfheim-Brachstadt So eine Situation wünscht sich kein Rennfahrer. Vor allem wenn es darum geht, den dritten Vorlauf zu gewinnen, sich dadurch den besten Startplatz für das Finale zu sichern und die gute Chance zu wahren, den deutschen Meistertitel im Saisonfinale auf dem heimischen Kesseltalring zu gewinnen. Es ist kurz nach 14 Uhr, als am gestrigen Sonntag ein Schlepper auf die Strecke fährt und ein Fahrzeug abschleppt, das eine Panne hat. Derweil sitzt Martin Fürst in seinem Spezialcross-Buggy und wartet darauf, dass sich die grüne Fahne des Mannes senkt, der das Zeichen zum Start gibt. Gleich wird die Ampel umschalten und Fürst dreht den Motor zusammen mit seinen acht Kontrahenten hoch. Mehrere Tausend Zuschauer beobachten gespannt, was passieren wird.

    Es riecht nach Benzin, Abgasen und nach brauner und nasser Erde, die darauf wartet, von 230 PS in die Luft geschleudert zu werden. Die Motoren heulen auf, die Ampel zeigt grün, Fürst steuert als Erster in die Kurve und gewinnt dieses Rennen, das für die Startaufstellung im Finale entscheidend ist. „Es war ein Traumstart“, kommentierte Bernd Spielberger die Szene, der als Vorsitzender den Motor-Club Kesseltal leitet. Natürlich sei es schwierig, die Konzentration bei so einem Zwischenfall hochzuhalten, wenn es um den nationalen Titel geht. Doch wie schafft es Fürst, dass er so ruhig bleiben kann?

    „Erfahrung“, betont der 38-Jährige aus Amerdingen und als er das sagt, weiß er noch nicht, was ihn eine Stunde später erwarten wird. Normalerweise wolle er kurz vor dem Start keine Interviews mehr geben. Aber für die Donauwörther Zeitungmache er selbstverständlich eine Ausnahme. Fokussierung laute das Zauberwort, das ihm schon mehrere zweite Plätze bei der Deutschen bescherte.

    Seit etwa 13 Jahren fährt er Rennen und hat gelernt, abzuschalten. Er sei schon ein alter Hase im Vergleich zu manchen jungen Kameraden, die für den Verein starten. Und dann erzählt er doch noch, wie alles begann, obwohl er jetzt doch fast keine Zeit mehr habe.

    „Schauen sie die Kleinen an“, fordert Fürst und deutet auf ein paar Kinder. Etwa zehn Jahre seien sie alt und sie trainieren schon. Diese Gegenwart sei seine Vergangenheit. Auch bei ihm erwachte die Leidenschaft zum Autocross so früh. Seinen neun Jahre älteren Bruder Andreas habe er zu Rennen begleitet und da erwachte der Wunsch, irgendwann selber Runden zu fahren. Während Fürst neben dem Rennbüro sitzt und redet, muss er immer wieder schreien, weil die Motoren nebenan hochdrehen und ohrenbetäubenden Lärm verursachen. Ja, das hier sei seine Welt und dafür investiere er viel. Ob er Profi sei, beantwortet er mit einem Schmunzeln. „Nein, es ist ein sehr teures Hobby“, sagt er. Am wichtigsten sei die Ausrüstung, denn die Sicherheitsbestimmungen sind hoch: Helm, Maske, feuerfeste Unterwäsche und natürlich der Overall. An diesem Sonntag ist dieser mit Schlamm beschmutzt, denn über Nacht hat es in Strömen geregnet. Kostenintensiv seien auch die Reparaturen.

    „Zehn Minuten fahren und danach zehn Stunden schrauben“, beschreibt Fürst die Abläufe, die sich nach jedem Renneinsatz wiederholen. Putzen sei da noch gar nicht eingerechnet und das sei nach so einer Schlammschlacht besonders aufwendig. Doch für diesen einen Moment nehme er alle Strapazen auf sich, die dieser Sport mit sich bringt. Plötzlich aber steht er auf und demonstriert, dass er inzwischen doch ein Profi ist.

    Nun müsse er sich leider entschuldigen, denn er habe nur noch etwas mehr als eine Stunde Zeit und die wolle er nützen. Schließlich müsse er sich nun fokussieren, um im alles entscheidenden Augenblick die schnellstmögliche Reaktion auf das Gaspedal zu bringen, nämlich wenn die Ampel auf Grün schaltet.

    Für Fürst soll sich die Konzentrationsphase auszahlen. Nachdem er bereits den Vorlauf souverän gewonnen hat, kann er auch im Finale die Konkurrenz auf Abstand halten und sich den Deutschen Meistertitel sichern. Pech haben dagegen Fürsts Teamkollegen vom MCK, die vor dem Saisonfinale ebenfalls aussichtsreich im Rennen um den Titel ihrer jeweiligen Klasse lagen. Stefanie Geiger aus Tapfheim wird im Rennen bei den Junioren der Klasse 2a Fünfte, was in der Endabrechnung nur zum Vize-Meistertitel reicht.

    Andreas Fürst – vor zwei Jahren auf der Heimstrecke noch zum Gesamtsieg gefahren – muss sich in diesem Jahr mit der Vize-Meisterschaft begnügen. Besonders bitter aber ist der Tag für Jan Baltzer. Er fährt bei den Junioren 1a zum Sieg, sein Titelkonkurrent wird Vierter. Da beide die gleiche Punktzahl in der Gesamtabrechnung haben, entscheiden nun die Siege. Die bittere Wahrheit: Baltzer hat einen Lauf weniger gewonnen und muss sich mit dem Vize-Titel begnügen.

    Dennoch ist man beim Motor-Club Kesseltal mit dem Wochenende zufrieden: „Wir hatten Glück mit dem Wetter, weil es bei den Rennen nicht geregnet hat“, sagt Julia Heyer vom MCK. Und ein Deutscher Meistertitel und drei Vize-Titel seien schließlich nicht zu verachten. (mit sut)

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