Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Kickboxen: Auf dem Weg nach ganz oben

Kickboxen

Auf dem Weg nach ganz oben

    • |
    Sparring im Gym in Donauwörth: Trainer Florin Catuna muss viel einstecken, wenn er mit der mittlerweile fünffachen Weltmeisterin Cheyenne Hanson an den Details bei Kick- und Schlagtechniken oder Beinarbeit feilt.
    Sparring im Gym in Donauwörth: Trainer Florin Catuna muss viel einstecken, wenn er mit der mittlerweile fünffachen Weltmeisterin Cheyenne Hanson an den Details bei Kick- und Schlagtechniken oder Beinarbeit feilt.

    Es kommt nicht häufig vor, dass plötzlich eine Weltmeisterin vor deiner Tür steht. Florin Catuna ging es im April so. Er hatte gerade sein „CPI Boxing Gym“ aufgemacht in Donauwörth, als Cheyenne Hanson hereinschneite. „Ich kannte sie überhaupt nicht“, gesteht er mit einem Kopfschütteln. Doch die blonde 16-Jährige sollte ihn umhauen. Cantuna nahm die Schülerin mit dem großen Traum von einer Profikarriere als Kickboxerin unter seine Fittiche – und das Duo räumte sofort ab. Vergangenes Wochenende in London gewann Hanson ihren fünften Weltmeistertitel. Es war ihr bis dato wichtigster Erfolg: Das Turnier wurde nach den Vollkontakt-Regeln von K1 ausgetragen, dem wohl wichtigsten Verband der Welt.

    Fünf Gegnerinnen besiegte die gebürtige Augsburgerin auf dem Weg zur goldenen Plakette. „Alle ziemlich eindeutig“, hält sie fest. So geht das schon seit Jahren. Mit fünf durfte sie in die Kampfsportszene hineinschnuppern: Ihre Mutter Gitta war Taekwondo-Kämpferin und nahm Cheyenne sowie die große Schwester immer mit zum Training. „Aber das wurde schnell zu langweilig. Als meine Schwester dann zum Kickboxen wechselte, wollte ich das auch machen“, erzählt Cheyenne. Da war sie sieben Jahre alt.

    Zwar verlor sie anfangs häufig, vor allem weil sie aus Mangel an weiblichen Gegnern gegen die Jungs antreten musste, aber irgendwann war sie kaum noch zu bezwingen. „Ich habe früh gemerkt, dass ich besser bin als der Durchschnitt“, sagt sie. Den ersten WM-Titel gewann Cheyenne 2010 als Zwölfjährige in der Altersklasse der 13- bis 17-Jährigen. Drei weitere beim großen Kickbox-Verband ISKA sollten folgen, dazu Gold bei ihrer einzigen EM-Teilnahme. Den Rest zählt sie schon gar nicht mehr: „Vielleicht waren es sieben oder acht deutsche Meisterschaften, da müsste ich erst nachschauen.“ Dazu kommen bayerische und süddeutsche Titel. Ihr Weg scheint vorgezeichnet.

    „Mit den ersten Titeln wurde mir klar, dass ich Profi werden will“, sagt sie cool. Trainer Florin Catuna will sie auf dem Weg begleiten. „Beibringen kann ich ihr zwar nichts mehr, aber die Kombination ihrer Fähigkeiten können wir weiter verbessern“, sagt der gebürtige Rumäne, der 15 Jahre lang in der Sicherheitsfirma von Peter Althof arbeitete, dem Bodyguard mit der blonden Mähne, der jahrelang an der Seite von Henry Maske in die Boxhallen eingelaufen ist. Aus dieser Zeit hat der 43-Jährige viele Kontakte in der Kampfsportszene, die er nutzen will, um Cheyenne weit zu bringen.

    „Wir versuchen nächstes Jahr, wenn sie 17 wird, eine Ausnahmegenehmigung für die ersten Profikämpfe zu bekommen“, sagt der Coach. Er wirkt stolz, als er das sagt. Er weiß, dass er ein Juwel an der Hand hat. „Sie bringt alles mit. Sie hat Herz“, schwärmt er. Früher war das noch ein wenig anders. „Ich wollte keine Kondition trainieren und habe immer nur versucht, die Kämpfe so schnell wie möglich zu beenden. So ähnlich wie Mike Tyson“, gesteht sie.

    Der Ex-Weltmeister mit dem zweifelhaften Ruf ist zwar auch heute noch ihr sportliches Vorbild, aber sie habe gemerkt, dass ihre Gegnerinnen besser werden: „Ich weiß, dass ich mehr trainieren muss.“ Das tut sie: Fünf- bis sechsmal die Woche fährt sie, meistens mit ihrer Mutter, von Augsburg nach Donauwörth zum Training. Ein großer Aufwand für die Realschülerin. „Ich bin froh, dass meine Mutter mich da unterstützt. Sie macht das gern. Aber sie hat ja schließlich auch angefangen damit“, sagt Cheyenne und lacht. Es ist einer der seltenen Momente, in denen sie aus sich herausgeht. Cool und fokussiert wirkt sie im Training, nüchtern beim Blick auf ihre großen Erfolge.

    Coach Catuna ist da schon ganz anders: „Mein Herz hat doppelt so schnell geschlagen“, erinnert er sich an die Sekunden vor dem Titelgewinn von London. Wahrscheinlich fühlte er damals im April ganz ähnlich, als plötzlich diese unbekannte Weltmeisterin vor seiner Tür stand.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden