Die Fusion der Sparkassen Donauwörth und Dillingen-Nördlingen zu einer großen Sparkasse Nordschwaben nimmt Gestalt an. Doch es melden sich auch kritische Stimmen zu Wort. So geschehen im Donauwörther Stadtrat am Mittwochabend. Vertreter des CSU-Fraktion befürchten Nachteile zu Ungunsten der Stadt.
Wenn das Wort „Fusion“ die Runde macht, dann werden viele Menschen erst einmal skeptisch. Denn oft genug bedeuten die Zusammenschlüsse von Unternehmen Standortschließungen oder zumindest -reduzierungen, Sparmaßnahmen und im schlimmsten Falle den Abbau von Arbeitsplätzen. Zu all dem solle es, wie der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Donauwörth, Johann Natzer, am Mittwochabend vor dem Stadtrat ausführte, nicht kommen.
Natzer betont Notwendigkeit der fusionierten Sparkasse Nordschwaben
Natzer betonte die Notwendigkeit hin zu einer größeren Einheit allein aus demografischen und mitarbeitertechnischen Gründen. Die Banken benötigten mehr und mehr Spezialisten, die aber kaum zu bekommen seien, Stichwort: Fachkräftemangel. Zudem müssten die Häuser „die Kosten im Griff haben“ und letztlich auch durch ein Mehr an Kundeneinlagen in einer fusionierten Bank ihre „Chancen im Kreditgeschäft nutzen“. Der Zusammenschluss mache die Häuser in Donauwörth, Nördlingen und Dillingen derweil „noch leistungsfähiger für den Wirtschaftsraum“. Es sei zu beobachten, so Natzer, dass die Banken in den vergangenen Jahren allein schon wegen der gestiegenen Kosten - etwa beim Hausbau - immer höhere Kredite gewähren müssten: „Wir begleiten hohe Investitionen.“ Eine Sparkasse Nordschwaben hätte hierbei bessere Möglichkeiten.
Dass die formale Hauptstelle der Sparkasse Nordschwaben Dillingen sein werde, solle keine negativen Auswirkungen auf das Kundengeschäft in Donauwörth und Nördlingen haben, betonte der Vorstandsvorsitzende. Einer der Vorstandssitze werde in Donauwörth sein, es werde insgesamt de facto drei Hauptstellen geben - wobei jene in Dillingen vor allem „aus juristischen Gründen“ an quasi erste Stelle angeführt werde. Zudem werde es „keine betriebsbedingten Kündigungen“ unter den gut 500 Mitarbeitern an den jeweiligen Standorten geben. Und „der Kunde soll gar nichts merken, außer dass es neues Briefpapier gibt“. Die bisher unabhängig voneinander agierenden Häuser seien gleichberechtigt anzusehen, in keinem Haus soll es zu Nachteilen kommen. Die Sparkasse Nordschwaben wird dem Landkreis Donau-Ries zu 17 Prozent, der Stadt Donauwörth zu 11,8 Prozent, Nördlingen zu 10,4 Prozent und Dillingen zu 11,6 Prozent gehören. Sie wird über Kundeneinlagen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro verfügen und 156.000 Kunden haben (davon 63.400 der bisherigen Sparkasse Donauwörth).
Sorré: Einfluss Donauwörths in der Sparkasse sei sichergestellt
Oberbürgermeister Jürgen Sorré sagte vor der Abstimmung über die Fusion im Stadtrat, „dass es Kompromisse geben muss wenn zwei Häuser zusammengehen“. Wichtig sei „das passende Gesamtpaket“ - und dieses sei gegeben. Wichtig sei für Donauwörth allem voran die Standortsicherung gewesen, auch weil sich der Anteil an der Gewerbesteuer an den ausgezahlten Lohnsummen vor Ort bemesse: „Es darf hier keine großen Verschiebungen bei den Mitarbeitern geben“, die Gewerbesteuer dürfe „nicht abschmelzen“. Der OB sprach zusammenfassend von einem „guten Paket“, der „Einfluss Donauwörths ist sichergestellt“. Der Zusammenschluss sei notwendig, denn „auf dem freien Markt wird es zunehmend schwieriger, alleine zu bestehen“.
Kritik äußerte indes CSU-Fraktionssprecher Jonathan Schädle: „Wir verlieren den Sitz und nach einer Frist von zwei Jahren auch dauerhaft den Vorstandsvorsitz. Das sind schmerzhafte Einschnitte, die wir gerne eingeordnet und bewertet hätten. Immerhin verliert der Landkreis damit nach Rain und Nördlingen auch noch den letzten verbleibenden Sparkassensitz.“ Er führte weiter aus: „Deswegen wollten wir Zahlen zu den Bilanzen der letzten Jahre der beiden Banken haben, um die Kräfteverhältnisse einschätzen zu können. Leider haben wir die nicht bekommen.“ Das führe „jetzt dazu dass wir über die Fusion zweier Betriebe abstimmen sollen, ohne die zugrundeliegenden Daten zu kennen“. Schädle sagte auch, dass er die ökonomische Notwendigkeit zur Fusion im Grundsatz zwar sehe, es aber zu viele Fragezeichen gerade auch hinsichtlich der Gewerbesteuer gebe. Auch Markus Reichensberger (AL/JB) schloss sich der Kritik an. Er befürchtete Nachteile für Donauwörth.
Unterstützung in den weiteren Donauwörther Fraktionen
Weithin Unterstützung kam aus den weiteren Fraktionen. Michael Bosse (FW-PWG-BfD) nannte den Zusammenschluss „wirtschaftlich unabdingbar“: „Fusionen werden uns weiter begleiten“, allein schon aufgrund des demografischen Wandels und wegen der digitalen Transformation. Für Bärbel Stahl (Grüne) entstehe „eine zukunftsfähige Bank“, die konkurrenzfähig sei. Brigitte Kundinger-Schmidt (SPD) monierte zwar, dass „ein Stück Regionalität verloren geht“, der Vertrag aber „gut ausverhandelt“ sei. Für Manfred Hofer (EBD) war es „klar, dass es eine Fusion geben wird“. Er bekräftigte aber, dass sich „für den normalen Kunden nichts ändern“ solle und betonte die „immense Wichtigkeit“ der Gewerbesteuer für Donauwörth.
Die Kritik ließ erahnen, dass der Donauwörther Rat die Fusion der Kreditinstitute nicht einfach durchwinken würde. Klar war das Votum schlussendlich dennoch: Mit 22 zu fünf Stimmen aus den Reihen der CSU und der AL/JB wurde dem Zusammenschluss zugestimmt.
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