Wenn es herbstelt und der Boden von bunten Blättern bedeckt ist, beginnt die Natur sich auf den Winter vorzubereiten. Doch auch Menschen fangen an, ihre Gärten winterfest zu machen. Ein perfekt aufgeräumter Garten mag ordentlich wirken, doch für Wildtiere wie dem Igel kann er zur Falle werden. Experten aus dem Landkreis erklären, warum der heimische Garten für die Stachelnasen gefährlich werden kann, und geben Tipps, damit die Grünanlage in der kühlen Jahreszeit igelsicher wird.
Auch wenn der Igel in Deutschland noch nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht ist, steht er bereits auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. „Wir beobachten einen Rückgang der Igelpopulation, auch wenn uns konkrete Zahlen für unsere Region fehlen“, erklärt Anna Schramm, Vorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) im Landkreis Donau-Ries. Die Ursachen für den seien vielfältig: Fehlende Rückzugsräume, zunehmend sterilisierte und modernisierte Gärten und Verletzungen durch Gartengeräte setzen den stacheligen Gartenbewohnern laut Schramm immer stärker zu.
Nachhaltige Gartenpflege: Laub und Heckenschnitt sinnvoll nutzen
„Ein naturnaher Garten ist der Schlüssel für den Erhalt der Igelpopulation in unseren Siedlungen“, betont Rudi Schubert, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Donau-Ries des Bund Naturschutz in Bayern. Heimische Pflanzen und Sträucher, statt exotischer Arten – darauf sollten Naturfreunde bei der Gestaltung ihres Grüns achten. „Wer aus seinem Rasen eine wilde Wiese macht, schafft Lebensraum für Insekten – und damit Nahrung für den Igel.“ Ob Spinnen, Würmer oder Insekten – Auf den Einsatz von Pestiziden sollte man zudem verzichten, denn diese würden nicht nur das Futter für den Igel, sondern auch den Igel selbst vergiften. Anstatt Laub und Heckenschnitt zu entsorgen, empfiehlt Schubert zudem, diese im Garten zu verteilen oder zu einem Unterschlupf für Igel aufschichten.
Auch der Kauf von Igelhäuschen ist nicht immer notwendig: Wie die Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“ in einer Pressemitteilung berichtet, braucht man für den Bau kein handwerkliches Geschick: „Man beginnt mit einer Bodenabdeckung aus Steinen, Sand oder Holzbrettern, die mit trockenem Laub bedeckt wird. Der Igel polstert seine Behausung später selbst aus. Darüber errichtet man eine stabile Kuppel aus Ästen und bedeckt diese mit einer dicken Schicht Laub. Zum Schluss werden weitere Äste daraufgelegt, um die Konstruktion wetterfest zu machen.“
Anna Schramm ergänzt, dass nicht nur der Igel im Fokus stehen sollte: „Das gesamte Ökosystem im Garten muss intakt sein. Wenn der Boden kaputt ist, können Pflanzen und Insekten nicht gedeihen – und ohne Insekten gibt es auch keine Igel“. Ein naturnah gepflegtes Umfeld hilft vielen Arten und sorgt dafür, dass Igel weniger weite Strecken auf der Suche nach Nahrung zurücklegen müssen – das schütze sie gleichzeitig vor den Gefahren des Straßenverkehrs.
Ich habe einen Igel gefunden: Wann ist Hilfe notwendig?
Wenn man einen Igel findet, rät Anna Schramm, das Tier zunächst genau zu beobachten. In welchem Zustand ist er und benötigt er Hilfe? Die Expertin weist dringlich darauf hin: „Wenn ein Igel einen gesunden Eindruck macht, sollte man ihn nicht aus der Natur entnehmen.“ In bestimmten Fällen sei jedoch Hilfe erforderlich: Dazu gehörten offensichtlich kranke Igel, die von Parasiten oder Eiern befallen sind, sowie verletzte oder verwaiste Igeljunge, die tagsüber außerhalb ihres Nests gefunden werden. Auch Igel, die nach dem Wintereinbruch noch aktiv sind oder stark abgemagert erscheinen, bräuchten Unterstützung. Denn ein Mindestgewicht von 500 Gramm sei laut Schramm notwendig, damit sie den Winterschlaf gut überstehen können.
Um den Igel zu unterstützen, könne man im Garten eine Futterstelle einrichten, wobei darauf geachtet werden sollte, dass unerwünschte Besucher wie Katzen oder Füchse ferngehalten werden. „Als geeignetes Futter empfiehlt sich Katzen- oder Hundenassfutter sowie angebratenes, ungewürztes Hackfleisch. Wichtig ist jedoch, keine Milch anzubieten, da Igel laktoseintolerant sind“, sagt Schramm.
Falls ein Igel in Obhut genommen werden muss, sei es, so Anna Schramm, immer ratsam, Experten hinzuzuziehen. Dazu gehörten Igelauffangstationen, Tierärzte oder Tierheime.
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