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Sanierung des Sportgeländes in Kaisheim platzt beinahe wegen geschützten Insekten

Kaisheim

Millionenprojekt platzt beinahe wegen geschützter Insekten

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    Die Sportanlage in Kaisheim wird derzeit generalsaniert. Der Rasen des Hauptplatzes ist jetzt abgetragen, ebenso die Laufbahn und das Beachvolleyball-Spielfeld.
    Die Sportanlage in Kaisheim wird derzeit generalsaniert. Der Rasen des Hauptplatzes ist jetzt abgetragen, ebenso die Laufbahn und das Beachvolleyball-Spielfeld. Foto: Wolfgang Widemann

    Über Jahre lagen weite Teile des Sportgeländes in Kaisheim mehr oder weniger brach. Einzig den Hauptplatz nutzten die Fußballer des örtlichen Sportvereins noch für ihre Spiele. Die Laufbahn, das Beachvolleyball-Spielfeld, die Leichtathletik-Anlagen und der Hartplatz waren zuletzt so marode, dass sich dort keine Menschen mehr bewegten. Durch diesen Umstand siedelten sich gleich mehrere seltene Insektenarten auf dem Areal an - und brachten beinahe dessen Generalsanierung zum Platzen.

    Dass kleine Tiere ein Millionenprojekt hinauszögern oder gar verhindern können, ist zwar nicht allzu häufig, aber auch kein Einzelfall. Einige solche Fälle machten bundesweit Schlagzeilen. Um den neuen Bahnhof in Stuttgart (“Stuttgart 21“) bauen zu können, musste die Bahn erst einmal Tausende von Eidechsen umsiedeln. Kosten: rund 34 Millionen Euro. Eine solche Dimension hat die Sanierung des Sportgeländes in Kaisheim zwar nicht, für die finanzschwache Kommune ist das Vorhaben, das über zwei Millionen Euro verschlingt und zu einem erheblichen Teil von Staat und Landkreis finanziert wird, dennoch ein Kraftakt. Nach langen Diskussionen fiel heuer die Entscheidung, die Anlage zu erneuern.

    Wildbienen und Dünen-Sandlaufkäfer auf dem Beachvolleyball-Feld

    Als im September die Bauarbeiten starteten, war auch die Untere Naturschutzbehörde, die im Landratsamt angesiedelt ist, vor Ort. Nach Auskunft von Drittem Bürgermeister Manfred Blascheck, der die Geschäfte im Rathaus führt, war schon vorher bekannt gewesen, dass sich Wildbienen auf dem Gelände tummeln: „Es gab Hinweise.“ Darauf habe man die Behörde auch frühzeitig aufmerksam gemacht. Was dann bei einem Ortstermin herauskam, überraschte aber alle.

    Die streng geschützte Blauflügelige Ödlandschrecke hat sich auf dem Sportgelände in Kaisheim angesiedelt.
    Die streng geschützte Blauflügelige Ödlandschrecke hat sich auf dem Sportgelände in Kaisheim angesiedelt. Foto: Eberhard Peuffer (Archivbild)

    Die Tatsache, dass ein Teil der Fläche jahrelang verwaist war, verwandelte diese in ein Biotop. Die Untere Naturschutzbehörde entdeckte auf dem Beachvolleyball-Sandspielfeld und auf dem Kugelstoßfeld gleich fünf verschiedene Wildbienenarten und Dünen-Sandlaufkäfer. Das waren nicht die einzigen seltenen und deshalb geschützten Insekten in den halbrunden Bereichen hinter den beiden Fußballtoren. Dort fühlte sich auch die Blauflügelige Ödlandschrecke wohl, eine Feldheuschreckenart, die dem Amt zufolge sogar „streng geschützt“ ist.

    Sand aus Kaisheimer Sportglände wird an einen Hang geschafft

    In diesem Moment musste schnell eine Lösung gefunden werden. Verzögerungen duldet das Projekt nicht, denn sonst droht die staatliche Förderung zu verfallen. Die Naturschutzbehörde dazu: „Damit die Gemeinde die Sanierungsarbeiten dennoch wie geplant umsetzen kann, mussten Maßnahmen getroffen werden, damit die Populationen nicht langfristig geschädigt werden.“ Das Konzept sieht so aus: Der Sand aus der von den Insekten besiedelten Fläche am Beachvolleyball-Feld wurde an den Hang zwischen dem Fußball-Nebenplatz und den beiden unteren Tennisplätzen geschafft. Dies soll es den sich bereits in Winterruhe befindlichen Larven ermöglichen, die kalte Jahreszeit zu überdauern und im Frühjahr „direkt die neue Fläche wieder zu besiedeln“. Auf dem Sandboden auf der anderen Seite des Hauptplatzes finden in den kommenden Monaten noch keine Arbeiten statt. Bis 2025 soll eine „potenzielle Versetzungsfläche“ angelegt werden.

    Der Sand des Beachvolleyball-Spielfeld, auf dem sich Wildbienen angesiedelt haben, ist jetzt am Hang zu den Tennisplätzen hin abgelagert.
    Der Sand des Beachvolleyball-Spielfeld, auf dem sich Wildbienen angesiedelt haben, ist jetzt am Hang zu den Tennisplätzen hin abgelagert. Foto: Wolfgang Widemann

    Manfred Blaschek stellt fest: „Wir sind froh, dass wir es so machen durften, sonst wäre das Projekt geplatzt.“ Vorstand Ralf Giegerich vom SV Kaisheim zeigt sich ebenfalls erleichtert: „Es war uns allen nicht bewusst, dass da so seltene Insekten leben.“ Für den Sportverein ist es ohnehin schwierig genug, mit den Bauarbeiten zurechtzukommen. Die beiden Fußballteams tauschten in der Punktspiel-Hinrunde mit den meisten Gegnern das Heimrecht und trugen fast alle Spiele auf dem kleinen, holprigen Kaisheimer Nebenplatz aus. Dafür spielen die „Erste“ und die Reserve in der Rückrunde fast nur noch auswärts. Dies ist laut Giegerich für den Verein „ein wirtschaftlicher Einschnitt“, seien doch zuletzt weniger Zuschauer gekommen und das Sportheim sei nicht so gut frequentiert gewesen.

    Auf den brachliegenden Flächen des Kaisheimer Sportgeländes wurden viele geschützte Insekten heimisch.
    Auf den brachliegenden Flächen des Kaisheimer Sportgeländes wurden viele geschützte Insekten heimisch. Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

    Das Gebäude befindet sich mittlerweile inmitten der Baustelle. Über den Winter will nach Auskunft von Drittem Bürgermeister Blaschek das mit der Sanierung beauftragte Unternehmen vor allem den Hartplatz erneuern. Ziel sei es, die gesamte Maßnahme im Oktober 2025 abzuschließen.

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