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Riedlingen: Riedlinger Flutpolder rutscht auf die lange Bank

Riedlingen

Riedlinger Flutpolder rutscht auf die lange Bank

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    Die Riedlinger Flur, um die es beim geplanten Rückhalteraum geht, befindet sich unweit des Naherholungsgebiets. Anlieger befürchten hier negative Folgen.
    Die Riedlinger Flur, um die es beim geplanten Rückhalteraum geht, befindet sich unweit des Naherholungsgebiets. Anlieger befürchten hier negative Folgen. Foto: Thomas Hilgendorf

    Das neueste Schreiben aus dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth verheißt den Anliegern in der Riedlinger Flur erst einmal nichts Gutes - aus deren Sicht: "Hochwasserschutz-Aktionsprogramm Schwäbische Donau: Weiterführung des Rückhalteprojekts", steht dort breit in der Überschrift der Mitteilung. Doch der interessante Aspekt an dem Schreiben findet sich einige Zeilen weiter unten. Bei der IG "Rettet die Riedlinger Flur" keimt jetzt wieder Hoffnung auf, das Flutpolder-Projekt könnte doch noch dem Rotstift zum Opfer fallen.

    Ulrike Wagner ist hörbar erleichtert. Ihre Familie hat eine Landwirtschaft auf der Riedlinger Flur nahe der Seen. "Riedlingen hat wohl nicht die vorderste Priorität", resümiert sie im Hinblick auf das, was kürzlich aus dem Wasserwirtschaftsamt gemeldet wurde. 

    Wasserwirtschaftsamt Donauwörth: "Vom Tisch ist gar nichts"

    Aber der Reihe nach. Vom Tisch scheint zunächst einmal gar nichts zu sein - im Gegenteil: "Flutpolder und Rückhalteräume wirken sich in einem hohen Maß positiv auf den Hochwasserschutz aus und tragen dazu bei, das Schadenspotenzial künftiger Hochwasserereignisse für Menschen, Sachgüter und Umweltsystem signifikant zu reduzieren." Diese generelle Beurteilung zu den bisherigen Analysen zum Hochwasserschutz an der Donau hatte im Frühjahr 2023 die Regierung von Schwaben getroffen - und damit die Raumverträglichkeit der sieben geplanten Rückhalteräume zwischen Neu-Ulm und Donauwörth sowie deren Standortvarianten bestätigt. Hierzu gab es unter anderem Einsprüche von der Stadt Donauwörth. Kritiker und Anlieger befürchten negative Folgen durch mögliche Bodenverseuchungen nach Einstauungen in den Poldern; zudem sind Baumaßnahmen auf den Flächen im Überschwemmungsgebiet nur noch eingeschränkt möglich.

    Der Freistaat Bayern werde allerdings, so das Wasserwirtschaftsamt wiederum in seiner jüngsten Mitteilung, "dieses bedeutsame Projekt im Rahmen des bayerischen Flutpolderprogramms an der Donau in den nächsten Jahren mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen und Haushaltsmitteln weiterführen und auch den ortsnahen Grundschutz verbessern". Wagner und ihre Mitstreiter von der IG haben den Wortlaut genau gelesen - wobei zwei Begrifflichkeiten auffällig seien, wie Wagner erklärt: "in den nächsten Jahren" und "mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen". Will heißen: Schnell wird es aller Wahrscheinlichkeit nicht gehen mit den geplanten Klein-Flutpoldern im Bereich Riedlingen.

    IG hofft auf Neubewertung Riedlingens

    Dies wird untermauert von einer weiteren Formulierung des Wasserwirtschaftsamtes, wonach aktuell die Kosten-Nutzen-Untersuchungen im Flutpolderprogramm an der Donau von der Technischen Universität München für alle Standorte durchgeführt würden. Die Riedlinger IG geht daher davon aus, dass es zu einer Neubewertung des Projektes kommen könne. Das Ergebnis der Untersuchung wird vom Wasserwirtschaftsamt noch heuer erwartet.

    "Für uns ist das eine greifbare Aussage", resümiert indes Wagner. Sie und die IG sehen sich durch die nochmalige Untersuchung in ihren Berechnungen bestätigt, wonach die angedachten kleinen Rückhalteräume vor Donauwörth lediglich "einen minimalen Effekt haben".

    Flutpolder bleiben wichtig für die Hochwasser-Strategie an der Donau

    Dem widerspricht allerdings Gudrun Seidel, Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth: "Wir halten die Flutpolder und Rückhalteräume nach wie vor für ein sinnvolles Projekt." Die Untersuchungen der TU seien ohnehin angedacht gewesen und würden die kleinen Rückhalteräume zudem gar nicht betreffen. Und: Man dürfe die Polder nicht einzeln für sich sehen und daraus Berechnungen anstellen, sondern sämtliche Hochwasser-Rückhaltebereiche als Gesamtwerk betrachten. An dem wie auch im Speziellen am Riedlinger Rückhalteraum halte man unverändert fest. Allerdings müssten die Planungen - und letztlich der Bau - "zeitlich gestreckt" werden. Grund hierfür seien die Haushaltsmittel des Freistaates. Sowohl die Analysen, sämtliche Planungen als auch die Baukosten seien massiv teurer geworden, weshalb sich das Projekt hinsichtlich Riedlingen und Tapfheim "um drei bis vier Jahre" verzögern werde. Sprich: Laut Wasserwirtschaftsamt liegt das Polderprojekt nur temporär auf Eis.

    Bis es letztlich zu einem Bau kommen könnte, dürften allerdings weitere Jahre vergehen, erklärt Seidel. Nach einer Fülle an Vor- und Grundplanungen sei noch ein umfangreiches Rechtsverfahren abzuwarten, aus dem wiederum Änderungen für die Standorte hervorgehen könnten. Das Tauziehen dürfte also noch lange weitergehen.

    Derweil genießen nun die größeren Polder weiter östlich an der Donau Priorität. Einer davon ist Bertoldsheim - und selbst dieser wird laut Beschluss aus München als einer der letzten an den Start gehen.

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