Ein 4,6 Hektar großer Solarpark ist in der Region nichts Ungewöhnliches mehr. Dennoch erscheint die Freiflächen-Photovoltaikanlage an der Hubelschwaige nahe dem Tapfheimer Ortsteil Rettingen in einem besonderen Licht. Sie dürfte das einzige Projekt dieser Art sein, bei dem der alternative Strom über eine private Leitung vom Ort der Erzeugung direkt zum Verbraucher gelangt. Der Kunde ist die Firma Airbus Helicopters in Donauwörth.
Die Anlage, die jährlich gut 3,8 Gigawattstunden Strom produzieren soll, ist schon seit etwa zwei Monaten in Betrieb (wir berichteten). Nun fand die offizielle Einweihung statt. Den Solarpark betreibt die Firma GP Joule auf einer ehemals landwirtschaftlichen Fläche des Grundeigentümers Roland Götzfried. Erste Pläne dazu gab es laut Heinrich Gärtner, Geschäftsführer der Firma, schon vor 13 Jahren. Eine Baugenehmigung habe 2010 vorgelegen, doch dann habe die Politik das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geändert - und PV-Anlagen auf Ackerflächen waren fortan nicht mehr erlaubt.
Airbus Helicopters nimmt den Strom zu einem ausgehandelten Grundpreis ab
Man habe das Vorhaben aber nicht aufgeben wollen. 2019 nahm GP Joule mit Airbus Helicopters Gespräche auf. Die beiden Unternehmen wurden sich einig und der Solarpark konnte im Vorjahr verwirklicht werden. Gärtner und Projektleiter Markus Tischer stellten die Besonderheit der Maßnahme heraus. Airbus nimmt den Strom zu einem ausgehandelten Grundpreis ab, der dem Vernehmen nach unter den aktuell üblichen Tarifen liegt. "Die Konditionen sind für beide Seiten sehr gut", merkte Heinrich Gärtner an.
Erstmals habe seine Firma zu einem Industriekunden eine private Direktleitung verlegt. Das circa 6,5 Kilometer lange Erdkabel durchquert am Airbus-Werk die Donau. Dies sei bezüglich der Genehmigung eine besondere Herausforderung gewesen. Im Spülbohrverfahren wurde das Kabel 5,50 Meter unter dem Flussbett hindurch verlegt. Von dem Solarstrom nimmt Airbus über das Jahr gesehen etwa 85 Prozent ab. An Sonn- und Feiertagen sowie während der Werksferien, wenn die Firma viel weniger Energie verbraucht, wird der Überschuss nach Auskunft von Tischer über die Fabrik in das öffentliche Netz eingespeist. Insgesamt deckt der Solarpark rund fünf bis zehn Prozent des Strombedarfs von Airbus Helicopters in Donauwörth.
Der Anteil durch PV-Anlagen wird sich in der Fabrik bald erhöhen. Auf den Dächern von drei großen Hallen im Werk (C4, E5 und F4) sind bereits die Module montiert. Sobald auch die Wechselrichter installiert sind, sollen auch diese Anlagen mit einer Leistung von einem Megawatt Strom liefern. Auf weiteren Gebäuden könnten vorerst keine PV-Anlagen entstehen, weil die Statik dafür nicht geeignet sei, ist von Airbus zu hören. Standortleiter Helmut Färber kündigte an, man wolle den Solarpark an der Hubelschwaige weiter ausbauen: "Wir hoffen, von dieser Anlage noch mehr profitieren zu können." Ebenfalls in Planung sei ein großer Batteriespeicher auf dem Fabrikgelände. Färber betonte, das Thema Energie und Umwelt stelle einen wichtigen Wert im Unternehmen dar.
Staatssekretär Roland Weigert: Photovoltaik wird in Bayern ausgebaut
GP-Joule-Geschäftsführer Gärtner erklärte, er hoffe beim Ausbau der alternativen Energien auf die Verlässlichkeit der Politik. Es wäre wünschenswert, dass solche Direktleitungen auch im öffentlichen Stromnetz gebaut werden können. Das Potenzial sei groß. Der bayerische Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert erklärte, der Solarpark an der Hubelschwaige sei vor allem "qualitativ wichtig". Die Firma GP Joule sei ein "starker Partner". Zu dem Vorhaben merkte Weigert an: "Am Ende des Tages ist es hier eine Wertschöpfung, die im regionalen Raum bleibt." Beim Ausbau der Photovoltaik müsse man "Gas geben", wolle man die Vorgaben von Ministerpräsident Markus Söder einhalten.
Gäste aus der Politik waren bei der Einweihung auch der Bundestagsabgeordnete Christoph Schmid, die Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler und Fabian Mehring, die Landräte Stefan Rößle (Donau-Ries) und Markus Müller (Dillingen) sowie der Donauwörther Oberbürgermeister Jürgen Sorre und der Tapfheimer Bürgermeister Marcus Späth.