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Rekordkampagne bei Südzucker: Die längste Zucker-Kampagne aller Zeiten

Rain

Südzucker Rain: Es war die längste Kampagne aller Zeiten

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    Rübenernte nur bei bei einem einzigen Landwirt. Insgesamt ist bei Südzucker in Rain  ein  riesiger Rübenberg angeliefert worden. Damit hat das dortige Werk die längste Kampagne seit Betriebsstart 1957 bestritten.
    Rübenernte nur bei bei einem einzigen Landwirt. Insgesamt ist bei Südzucker in Rain ein riesiger Rübenberg angeliefert worden. Damit hat das dortige Werk die längste Kampagne seit Betriebsstart 1957 bestritten. Foto: Winfried Rein

    Die letzte Rübe ist zu Sirup verarbeitet, die Maschinen stehen wieder still, aus den Schloten kommt kein Wasserdampf mehr. Das Südzucker-Werk in Rain hat jetzt in der bisher längsten Kampagne wohl den größten Rübenberg aller Zeiten verarbeitet. Der Konzern nennt keine Zahlen mehr, aber annähernd 1,8 Millionen Tonnen Zuckerrüben dürften nach Rain gerollt sein.

    Direktor Wolfgang Bock spricht gegenüber unserer Redaktion von einer „tollen Saison“. Mit 146 Tagen sei die Kampagne so lange wie noch nie gewesen und damit „eine Herausforderung für Menschen und Maschinen.“ Er könne sich nur bedanken für diese konzertierte Leistung, sagt er. Die Saison war allerdings auch wankelmütig: anfangs viel Sonne und wenig Regen dann umgekehrt und schließlich der Angriff der Schilfglasflügelzikaden, das sind die neuen Schädlinge, die Pflanzenkrankheiten verbreiten, die - unter anderem - Zuckerrüben schrumpelig und weich werden lassen. Man spricht von so genannten Gummirüben. 

    Ab Oktober ging es mit der Rübenernte für die Südzucker Rain bergab

    Der viele Regen hatte die Rüben heuer zunächst prächtig wachsen lassen, aber ab Oktober dann ging es bergab. „Der Endschub hat gefehlt“, so bilanziert Werkleiter Wolfgang Bock. Für einen guten Zuckergehalt gab es zu wenige Sonnentage „und viel zu viel Nebel.“ Die sogenannte Polarisation (Zuckergehalt) fiel eher mickrig und mit etwa 15,4 Prozent unterdurchschnittlich aus. Dafür fuhren im Donautal etliche Landwirte Rekorderträge von 100 Tonnen Rüben pro Hektar ein.

    Das schwäbische Südzucker-Werk hat seine Silos mit über 200.000 Tonnen Zucker bestens gefüllt. Er geht in großen Einheiten zur Weiterverarbeitung an die Industrie. Die Fabrik selbst wird gereinigt und für die nächste Kampagne ertüchtigt. Im zweiten südbayerischen Werk Plattling laufen die Bänder noch immer. Der Betrieb holt unter anderem die ausgefallenen Tage nach einem Störfall nach.

    Bei Südzucker stehen jetzt die Räder nach einer „tollen Kampagne“ still.
    Bei Südzucker stehen jetzt die Räder nach einer „tollen Kampagne“ still. Foto: Winfried Rein

    Die Gummirüben werden zu einer ernsten Bedrohung für die Landwirtschaft

    Die Verarbeitung in Rain sei bestens gelaufen, obwohl auch hier „Gummirüben“ angekommen sind. Dieses Problem der geschwächten Rüben wächst zu einer ernsten Bedrohung für die Landwirtschaft heran und bereitet den Bauern ernsthafte Sorgen (wir berichteten). Die gefürchteten Schilfglasflügelzikaden befallen Rüben und Kartoffeln und lösen an den Pflanzen Infektionskrankheiten aus. Die Früchte schwächeln, geben kaum mehr Zucker her oder sind komplett unbrauchbar. Die schädlichen Insekten hatten 2024 bereits 75.000 Hektar und damit ein Fünftel des deutschen Zuckerrübenanbaus befallen, das hat der Deutsche Bauernverband berechnet.

    Die Zikaden nähern sich von Osten den schwäbischen Anbaugebieten. Wie berichtet, hat es jetzt im Raum Ingolstadt/Kösching Zuckerrübenfelder mit 50 Prozent Ertragsausfall gegeben. Bei Neuburg/Burgheim sind ebenfalls befallene Zuckerrüben aufgetaucht. Und in Dürrenzimmern im Ries hat ein Landwirt den Schädling - wie berichtet - ebenfalls nachgewiesen. Das Dilemma werde die ganze Region zwischen Ulm, Augsburg und Ingolstadt treffen, da ist sich Südzucker-Experte Benjamin Kirchberger sicher, „und es wird ein großes Thema werden.“

    „Wir brauchen jetzt schnelle Lösungen für 2025.“

    Das Thema ist vor kurzem aus gegebenem Anlass auch auf einem Runden Tisch im Bundeslandwirtschaftsministerium gelandet. Das Problem sei erkannt, „aber wir brauchen jetzt schnelle Lösungen für 2025“, verlangt Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Um Kartoffeln, Zuckerrüben und weitere Gemüsekulturen zu sichern, will der Verband „die kurzzeitige Notzulassung von wirksamen Pflanzenschutzmitteln.“ 

    Eine „Task Force“ arbeitet an einem grundsätzlichem Ansatz. So ist es in Modellversuchen gelungen, durch Änderung der Fruchtfolge den Zikaden die Nahrung zu entziehen. Anstelle des üblichen Anbaus von Wintergetreide nach Zuckerrüben bauten die Tester „Sommerung“ an. Zusammen mit Schwefeldüngung, Priming und dem Einsatz von Insektiziden sei es auf den Modellflächen gelungen, die Anzahl der ausfliegenden Zikaden massiv zu reduzieren.

    Diesen Versuchen und einer kompletten „Schwarzbrache“ stünden jede Menge EU-weite Öko-Auflagen entgegen, so Fachmann Benjamin Kirchberger, „und wir sehen nicht, dass Auflagen ausgesetzt werden.“ Die Politik sei am Zuge.

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