Was ist eigentlich aus dem Unternehmen Sunstar Engineering in Rain geworden? Seit der Eröffnung der Europazentrale des japanischen Chemieunternehmens vor vier Jahren hat man nie wirklich etwas von dort gehört. Was genau wird nun im Industriegebiet an der Gempfinger Straße produziert? Oder ist etwas dran an dem Gemunkel, die Firma wolle den Standort wieder aufgeben?
Betriebsleiter Nicola Quaglia schmunzelt über solche Gerüchte und dementiert: "Es ist unser Wunsch, unsere Niederlassung in Rain auszubauen, und dafür verfügen wir über reichlich Fläche, um die Firma um zwei Hallen zu erweitern." Über 3,5 Hektar Grund gehört Sunstar in Rain, und nur etwa die Hälfte davon ist bisher bebaut. Der Rest wurde von Anfang an mit Blick auf Firmenerweiterung eingeplant. "Alles hängt davon ab, wie sich die Auftragslage entwickelt." Derzeit sind 18 Mitarbeiter im Werk beschäftigt: sechs in Produktion und Wartung, der Rest in Verwaltung, Entwicklung, Vertrieb und Geschäftsführung. Zu Beginn der Bauarbeiten 2017 hatte die japanische Unternehmensleitung von einer maximalen Kapazität von bis zu 100 Mitarbeitern in Rain gesprochen.
Der gläserne Bau, der gut sichtbar an der östlichen Peripherie der Stadt steht, verfügt über großzügig dimensionierte Flächen: Büros, Flure, Empfangsbereich, Konferenzraum, Ausstellungshalle, Zwischentrakte zu Produktion und Lager – alles ist modern und weitläufig. Die Europazentrale in Rain ist einer der weltweiten Standorte, die sich auf Japan, China, Indonesien, Thailand, Deutschland, Italien und die USA erstrecken. Seit der Gründung 1932 im japanischen Osaka ist die Unternehmensgruppe stetig gewachsen.
Weltweit produziert Sunstar Kosmetik, Gesundheitsprodukte, Bauchemikalien, Klebstoffe und mehr
Die Produktpaletten weltweit erstreckt sich auf die Bereiche Kosmetik, Nahrungsergänzungsmittel, Mund- und Zahnhygiene, Bauchemikalien, Antriebsteile für Autos, Motorräder und E-Bikes, alle Arten von Automobil-Klebe- und Dichtungsstoffen, Elektronikklebestoffe, Luftdesodorierung und -desinfektion. In der Filiale in Rain aber geht es vor allem um die Herstellung des Kunststoffs Polyurethan, eines Dämmmaterials, das unter anderem in der Automobil- und Bauindustrie zum Einsatz kommt. "Wer ein deutsches Auto fährt, kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der darin verwendete Dichtungsschaum von Sunstar stammt", sagt Nicola Quaglia.
Der Betriebsleiter zeigt beim Rundgang durch die Niederlassung Rain, wie der Kunststoff Polyurethan dort hergestellt wird. In einer riesigen Halle lagern die Rohstoffe für diese chemische Verbindung. Sie werden nach einer bestimmten Rezeptur gemischt, maschinell in einem großen Behälter verrührt und dann in größere und kleinere Fässer verpackt. Die Masse ist anthrazitfarben und zähflüssig, riecht kaum und wird sofort nach Abfüllung luftdicht verschlossen, ehe sie an die Firmen weiterverschickt wird. "Dieser Dichtungsschaum ist energie-, material- und kostensparend und sehr effizient in seiner Wirkungsweise", sagt Nicola Quaglia. Er wird praktisch überall am Auto eingesetzt – vom Türschloss übers Cockpit bis zu Batterien für Elektroauto, vom Dachspoiler über die Rücklichter bis hin zu den Türmodulen.
In der Produktionshalle steht ein computergesteuertes Gerät, das den Dichtungsschaum mit einer Spritzdüse direkt passgenau auf Bauteile aufspritzt, die als Musterstücke von den Automobilherstellern geliefert werden. Diese Prozedur dient zu Testzwecken, damit sich der Hersteller von der Effizienz überzeugen kann. "Der Kunde schickt uns die Bauteile", schildert Quaglia, "Sunstar macht die Bemusterung, und der Kunde stattet sich dann mit einer solchen Maschine aus, um direkt vor Ort seine Bauteile abzudichten."
Sunstar hat vom "TÜV Süd" hohe Qualitätsstandards bescheinigt bekommen
Für 2023 hat Quaglia schon ergänzende Pläne: In der Produktionshalle soll eine weitere Anlage installiert werden zur Herstellung neuer Produkte, die entwickelt werden. Diese werden unter anderem für E-Bikes, Haushaltsgeräte usw eingesetzt.
Ein eigenes Labor zur Qualitätskontrolle gibt es ebenfalls im Rainer Werk. Der "TÜV-Süd" hat der Firma ein Zertifikat ausgestellt, mit dem er bestätigt, dass Herstellung und Vertrieb entsprechende Qualitätsstandards erfüllen. Dieser Standard ist ein zusätzlicher Ansporn für das Unternehmen.
Bevor Nicola Quaglia zu Sunstar gekommen ist, hatte der 37-Jährige weltweit mehrere Unternehmen kennengelernt. Der gebürtige Japaner hat ein italienisch-japanisches Elternpaar und war beruflich in Japan, den USA, Italien und Mexiko, ehe er nach Deutschland kam. Hier will er nun Sunstar weiter voranbringen.