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Rain: Peta demonstriert bei Dehner in Rain gegen Massenzucht

Rain

Peta demonstriert bei Dehner in Rain gegen Massenzucht

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    Eine Gruppe von Peta hat vor der Dehner-Zentrale in Rain demonstriert. Die Tierschutzorganisation will die Bedingungen für Heimtierzucht verbessern und erreichen, dass der Handel mit Kleintieren in Geschäften verboten wird.
    Eine Gruppe von Peta hat vor der Dehner-Zentrale in Rain demonstriert. Die Tierschutzorganisation will die Bedingungen für Heimtierzucht verbessern und erreichen, dass der Handel mit Kleintieren in Geschäften verboten wird. Foto: Barbara Würmseher

    "Tiere sind keine Ware", "Kein Tierverkauf im Dehner-Gartencenter" und "Peta stoppt Tierquälerei" ist auf den Plakaten zu lesen, die fünf Aktivisten in die Höhe halten. Eine Stimme dröhnt durchs Megafon und eine Frau im Hamsterkostüm sitzt in einem Einkaufswagen: Als am Donnerstag vor der Unternehmenszentrale in Rain auf diese Weise demonstriert wird, nimmt kaum einer Notiz von der kleinen Gruppe der Tierschutzorganisation. Es ist eine von mehreren Stationen im Bundesgebiet, an denen Peta auf "schockierende Zustände in den tierquälerischen Massen-Zuchtanlagen" aufmerksam machen will. Auch die Firma Dehner beziehe Tiere aus solchen Missständen, sagt Peta. 

    Die Organisation will aufdecken, "unter welch erschreckenden Bedingungen manche Züchter eine Massenproduktion der Ware Tier betreiben". Sie fordert: "Stoppen Sie das skrupellose Geschäft mit Tieren!"

    Videos zeigen Tiere in Fäkalien, Kadaver und Kannibalismus

    Wie die Aktivisten sagen, liegen ihnen drastische Videos und Fotos aus Zuchtbetrieben vor, die im vergangenen Sommer entstanden sind. Unter anderem stammen sie aus einem im Raum Osnabrück, der auch Dehner beliefere. "Hamster, Kaninchen, Mäuse, Meerschweinchen, Vögel und weitere Tiere werden im großen Stil in grauenvollen Zuchtanlagen unter schlimmsten Bedingungen für den Heimtiermarkt vermehrt." Schon 2015 hat Peta solche Bilder veröffentlicht, doch seither habe sich nichts geändert, schildern die Vertreter bei der Demo in Rain. Sie sprechen von "zentimeterhohen Fäkalien in den Käfigen, verwesenden Kadavern und Kannibalismus unter den Tieren. "Die Aufnahmen zeigen wie die Tiere in meist völlig überfüllten Regalsystemen, übereinandergestapelten Boxen und Käfigen im Dauerstress um ihr Leben kämpfen", so beschreiben sie.

    Dehner sei einer der Abnehmer von Tieren aus solcher "Produktion", sagt Peta: "Uns liegen Reklamationsbelege des Unternehmens vor, die zeigen, dass regelmäßig kranke und tote Tiere geliefert werden. Dennoch bezieht Dehner weiterhin Tiere von profitorientierten und skrupellosen Lieferanten, statt den Verkauf von Lebewesen endlich zu beenden." 

    Dehner schließt die Zusammenarbeit mit fragwürdigen Züchtern rigoros aus

    Das Unternehmen weist im Gespräch mit unserer Redaktion jeden Vorwurf zurück. Die Filmaufnahmen, von denen Peta spreche, und die in einem Beitrag der ARD-Reihe "Report Mainz" am 20. Dezember gezeigt wurden, hätten nichts mit Dehner zu tun, erklärt Jürgen Füssl, Prokurist und Bereichsleiter Zoo. "Wir können ausschließen, dass es sich um Züchter handelt, die Dehner beliefern." Jener Vertragspartner bei Osnabrück hingegen sei außerhalb jeden Verdachts, sagt er im Widerspruch zur Beschreibung von Peta. "Dort herrschen hervorragende Bedingungen", von denen man sich regelmäßig persönlich überzeuge. 

    Das Unternehmen arbeite unter den strengen Regeln des Dehner-Tierkodex ausschließlich mit zertifizierten Züchtern zusammen, die von speziell ausgebildeten Dehner-Mitarbeitern auch regelmäßig kontrolliert würden. "Unsere Lieferanten müssen neben den gesetzlichen Vorgaben auch die ethischen und moralischen Verpflichtungen von Dehner einhalten, sonst brechen wir die Geschäftsbeziehungen ab", erklärt Füssl. Den Tierkodex beschreibt er so: kurze Transportwege in tiergerecht ausgestatteten und klimatisierten Fahrzeugen, tierärztliche Versorgung und Kontrolle von Anfang an durch einen örtlichen Tierarzt und das Veterinäramt, Verzicht auf Wildfänge, Meerwasser- und Terrarientiere wie auch auf Importe aus dem Ausland bei Nagern und Vögeln. Betreuung werde durch fachlich fortwährend geschultes Personal gewährleistet. 

    Zwei Leguane bekommen bei Dehner das Gnadenbrot

    Zwei Leguane leben bei Dehner, seit sie 2010 aus einem Haushalt genommen und von einer Münchner Auffangstation an das Unternehmen in Rain übergeben wurden. "Wir sind da so etwas wie Gut Aiderbichl", schildert Jürgen Füssl. Sprich, die Leguane bekommen dort das Gnadenbrot in einem ideal klimatisierten und mit einer Nebelmaschine befeuchteten Terrarium.

    Peta bleibt weiter skeptisch: "Was vor Ort ist und was sich hinter den Kulissen abspielt, ist oft zweierlei." In den Augen der Organisation fehlt es schon beim Tierschutzgesetz, das lediglich verbiete, dass Tieren durch Haltung Schmerz oder Schaden entstehe. "Viele Veterinärämter legen das viel zu ungenau aus", so ihre Erfahrung. Peta fordert: "Wir wollen ein Heimtierschutzgesetz, das die Tiere aus dem rechtsfreien Rahmen herausnimmt, damit Verstöße besser feststellbar sind."

    Zudem hofft Peta, "dass die Branche den Tierhandel komplett einstellt". Für Dehner kommt das nicht infrage. Jürgen Füssl: "Wir sind davon überzeugt, dass Tierverkauf auf Grundlage unserer hohen Standards auch dazu beiträgt, dass sich der Handel mit Tieren nicht auf Online-Plattformen und in illegale Kofferräume verlagert, wo Tiere heute schon unter qualvollen Bedingungen vermarktet werden." 

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