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Foto: Barbara Würmseher
Foto: Barbara Würmseher

In Rain dürfen laut Ausnahmegenehmigung Krähen vergrämt werden - mit geeigneten Mitteln und nicht überall. Für die Kolonien an der Grotte und um das ehemalige Dehner-Blumenhotel gelten andere Regeln.

Rain
02.02.2023

Kampf gegen die Krähenplage: Rain darf die Tiere jetzt vergrämen

Von Barbara Würmseher

Die Stadt Rain hat eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, die ihr den Versuch erlaubt, die Ausbreitung von Saatkrähen einzudämmen. Doch es gibt Einschränkungen.

Sie sammeln sich in großen Schwärmen auf den unbelaubten Ästen des kleinen Wäldchens rings um die Rainer Grotte. Ihre Silhouetten zeichnen sich wie Scherenschnitte gegen den grauen Winterhimmel ab. Plötzlich stieben sie wie auf Kommando auseinander, drehen eine Runde um die Wipfel, um sich dann gruppenweise erneut auf den Zweigen niederzulassen. Dieses Spiel wiederholt sich ohne Unterlass. Dazu rufen sie in einem fort ihr raues "Kraah, Kraah, Kraah". 

Der Vergleich ist sicher vielfach strapaziert und ein Stück weit hinkt er auch - trotzdem erinnern Szenen wie diese an den Hitchcock-Thriller "Die Vögel". Und stürzen sich die Krähen auch nicht - wie im Film - scharenweise auf Menschen herunter, um sie zu attackieren, so richten sie doch einigen Schaden an. Deshalb werden sie zunehmend auch als Plage empfunden, als Ruhestörer und als massive Schädlinge in der Landwirtschaft. Kot, Lärm und hohe Ernteausfälle mit enormen finanziellen Verlusten sind das Fazit aus der rasanten Vermehrung dieser seit 1977 europaweit geschützten Tiere. 

In Rain ist die Population noch verhältnismäßig klein. Wurden etwa im Bäumenheimer Schmutterwald zuletzt 850 Brutpaare gezählt, so hat man in der Tillystadt 2022 lediglich 80 registriert. Doch waren es 2021 noch 40. Die Zahl hat sich also innerhalb nur eines Jahres verdoppelt. 

Bis zum 30. April 2025 gilt die Ausnahmegenehmigung zum Vergrämen

Rain will nun dagegen vorgehen und hat bei der Regierung von Schwaben eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erwirkt. Hatte es zuvor für das Stadtgebiet geheißen "Ausweichhabitate sind dauerhaft zu dulden", so dürfen Saatkrähen ab sofort vergrämt werden. Diese Ausnahmegenehmigung ist gültig bis zum 30. April 2025. Überall dort, wo die Vögel neue Kolonien bilden wollen, besteht demnach die Erlaubnis, die Tiere mit geeigneten Maßnahmen am Nisten, Brüten, ja an ihrer Sesshaftigkeit und ihrer weiteren Ausbreitung zu hindern. 

Allerdings liegt genau da der Haken: Es geht ausdrücklich um neue Kolonien. Die beiden bereits bestehenden rings um die Grotte und um das ehemalige Dehner-Blumenhotel sind Tabu-Zonen. Dort müssen die Krähen unbedingt geduldet werden. Wer dennoch versucht, sie von dort zu verjagen oder sie gar zu töten, macht sich nach dem Bundes-Naturschutzgesetz strafbar. 

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Außerhalb von Grotte und Hotel allerdings dürfen zwischen 1. Oktober und 31. März Nester nun entfernt werden. In dieser Zeit ist es auch erlaubt, mechanisch zu stören, etwa durch Wasserspritzen oder Klopfen gegen den Baumstamm. Und auch Greifvögel dürfen zum Verscheuchen eingesetzt werden - allerdings ausschließlich von Falknern und keinesfalls in den beiden Bereichen, in denen die Krähen geduldet werden müssen. Verlangt wird generell naturschutzfachliche Begleitung beim Vergrämen. In der Ausnahmegenehmigung heißt es: "Diese Person muss vogelkundliches Fachwissen aufweisen und ist der Regierung von Schwaben vor Beginn der Vergrämungsaktion zu benennen."

Rains Bürgermeister Karl Rehm fordert, den Schutz der Krähen aufzuheben

Bürgermeister Karl Rehm kann sich nur sehr verhalten über diese Ausnahmegenehmigung freuen, denn die Erfolgsaussichten von Vergrämungen gelten allgemein als wenig aussichtsreich. "Die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, sind denkbar gering", sagt er, "aber wir lassen nichts unversucht." Krähen wirklich loszuwerden, das ist allgemein bekannt, ist allerdings kaum möglich. 

Der Bürgermeister sieht den Bestandsschutz der Tiere als nicht zielführend an: "Eigentlich müsste man die vorhandene Population dezimieren." In seinen Augen ist die Toleranzgrenze erreicht. Er fordert, den Schutzstatus der Vögel aufzuheben, "sonst haben wir zu schwache Mittel, deren Vermehrung zu verhindern." Rehm hat sich deshalb in einem Schreiben an den Bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber gewandt und eine befristete Abschussgenehmigung beantragt. Parallel dazu hat die Stadt Rain auch Europa- und Landtagsabgeordnete angeschrieben, mit der Bitte um Unterstützung.

Außerdem ruft die Stadt Rain die Bürger dazu auf, mitzuhelfen, die Ausnahmegenehmigung umzusetzen. Wer Krähennester außerhalb der beiden Tabu-Zonen sichtet, soll diese dem Ordnungsamt mitteilen. Ein Arbeitskreis mit Bürgerbeteiligung wird zudem initiiert. Wer Interesse hat, mitzuwirken, meldet sich ebenfalls per E-Mail unter ordnungsamt@rain.de.

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