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Große Trauer in Rain: Pfarrer Johann Menzinger ist tot
![Der beliebte Seelsorger und ehemalige Stadtpfarrer in Rain, Johann Menzinger, ist gestorben. Der beliebte Seelsorger und ehemalige Stadtpfarrer in Rain, Johann Menzinger, ist gestorben.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der beliebte Seelsorger Johann Menzinger wirkte 22 Jahre in Rain. Jetzt starb er nach mehrwöchiger Krankheit. Ein Nachruf.
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Eine Nachricht macht in diesen Tagen wie ein Lauffeuer die Runde und löst tiefe Trauer bei vielen Menschen aus – wohl bei allen, die ihn kannten: Johann Menzinger, ehemaliger Stadtpfarrer in Rain und zuletzt Ruhestandsgeistlicher in Schrobenhausen, ist tot. Er starb am späten Mittwochnachmittag im Alter von 79 Jahren nach mehrwöchiger Krankheit.
Der „Menzi“, wie er vielerorts mit liebevollem Respekt genannt wurde, war ein überaus beliebter Ausnahmepriester voller Charisma. Er erwarb sich überall dort, wo er wirkte, einen ganz besonderen Ruf: Als überzeugter Christ, begnadeter Seelsorger, als Prediger mit lebensnaher Botschaft, als kluger Ratgeber oder einfach auch nur als Mensch unter Menschen. Pfarrer Menzinger lebte die christliche Frohbotschaft in jeder Lebenssituation.
Johann Menzinger: Seine Herzlichkeit und seine Aussprüche waren legendär
Seine Herzlichkeit und seine Aussprüche sind legendär, mitunter auch zum Schmunzeln. So pflegte er nach Trauungen gern augenzwinkernd – an die Hochzeitsgsesellschaft gerichtet – zu sagen: „So und jetzt geht’s feiern. Esst’s und trink’s, es trifft koane Armen!“ Zum geflügelten Wort wurde auch seine Begrüßungsformel, die er stets so formulierte, weil er sie auch wirklich im Wortsinn so meinte: „S is schee, dass alle da seids!“ Die Menschen im Namen Gottes zu versammeln, war ihm wichtig und gelang ihm wie nur wenigen.
„Menzi“ war als Hirte mit großer Fürsorge stets mitten unter seinen Schäfchen. Sein Pfarrhaus in Wertingen und später in Rain hatte offene Türen für alle, die den Weg dorthin fanden – für diejenigen, die Trost im Gespräch oder Hilfe suchten, genauso aber auch für die vielen, die zum Feiern kamen. Es war ein Ort der Fröhlichkeit – beispielsweise auch im Fasching, wenn die Maskerer dort in Scharen willkommen waren.
Aber Pfarrer Menzinger wartete nicht nur darauf, dass die Menschen zu ihm kamen. Immer auch war er selbst unterwegs zu denjenigen, die ihn gebraucht haben – in seinen Pfarreien wie auch in Afrika, wo er ebenfalls segensreich gewirkt hat.
Gelebtes Christentum – aus der Lehre der katholischen Kirche heraus, aber voller Lebensnähe – das war die Mission von Johann Menzinger. Viele, die das erleben durften, sind jetzt in Trauer, aber auch großer Dankbarkeit in Gedanken bei ihm.
"Menzi" war ein Spätberufener
Johann Menzinger kam im September 1941 in Unterschneitbach bei Aichach als fünftes von sechs Kindern des Landwirts-Ehepaars Afra und Wilhelm Menzinger zur Welt. Eigentlich wollte er zunächst den Beruf des Vaters ergreifen und besuchte die Landwirtschaftsschule. Dann aber wurde ihm seine eigentliche Berufung bewusst und er ging ins Spätberufenenseminar St. Matthias in Waldram bei Wolfratshausen, studierte Philosophie und Theologie und empfing 1968 seine Priesterweihe.
Nach diversen Urlaubsvertretungen, Kaplan- und Benefiziatenstellen in Nördlingen, Memmingen und Gundelfingen bekam er 1974 in Wertingen seine erste Kirchengemeinde als Stadtpfarrer. 1990 ließ er sich nach Rain versetzen, wo er bis 2012 wirkte. Auch im Ruhestand, den er in Schrobenhausen verbrachte, brachte sich Johann Menzinger bis zuletzt in der Seelsorge ein, wann immer er gebraucht wurde.
Seiner Kirche war Menzinger loyal verbunden und bewahrte doch einen kritischen Blick
Für sein segensreiches Wirken erhielt Johann Menzinger die Goldene Bürgermedaille der Stadt Wertingen sowie die Bürgermedaille der Stadt Rain. Laudatoren lobten unter anderem Menzingers Beitrag zur Ökumene, sein Engagement im Verein für ambulante Krankenpflege in Rain, seinen Einsatz für Stadt und Bürger sowie die Gründung des Hilfsfonds Rain. Ein Augenmerk richtete Menzinger auch auf die Laienarbeit innerhalb der katholischen Kirche. Es war ihm wichtig, Gruppen innerhalb der Pfarrei aufzubauen und vielen engagierten Menschen zu zeigen, dass sie darin nicht nur willkommen sind, sondern gebraucht werden.
Seiner Kirche war Johann Menzinger stets überzeugt und loyal verbunden. Dennoch bewahrte er sich auch einen kritischen Blick. In seinem letzten Interview mit der Donauwörther Zeitung im Juni 2018 sagte er: „Die katholische Kirche kommt mir manchmal vor wie eine ältere Dame, die seelisch leidet, weil sie trotz ihrer prunkvollen Besitzungen kaum noch Besuche bekommt. Dabei könnten wir alle pfingstlich begeistert leben. Ich empfehle den Dreiklang Glaube, Hoffnung, Liebe. Darüber hinaus sollten wir Christen vermehrt das Positive im Glauben und im Leben erkennen – das hat mir jedenfalls in vielen Situationen geholfen.“
Die Beerdigung findet am Montag, 7. Dezember, 15.30 Uhr in Johann Menzingers Heimatort Unterschneitbach statt. Zuvor ist um 14 Uhr das Requiem in der Stadtpfarrkirche in Aichach. In Wertingen wird es am Montag, 14. Dezember, um 18.30 Uhr einen Gedenkgottesdienst in der Stadtpfarrkirche geben. Weitere Trauerfeiern sind unter anderem in den Pfarrkirchen in Staudheim und Rain, allerdings nur für geladene Gäste aufgrund der schwierigen Situation in Corona-Zeiten. Allerdings liegt in der Stadtpfarrkirche in Rain ein Kondolenzbuch auf für alle, die sich eintragen wollen. Auch die Stadtpfarrei Schrobenhausen hält ein Requiem ab, der Zeitpunkt steht derzeit noch nicht fest.
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