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Rain: Premiere der Kulturnacht in Rain begeistert die Besucherinnen und Besucher

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Premiere der Kulturnacht in Rain begeistert die Besucherinnen und Besucher

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    Das Rainer Schloss zog optisch wie akustisch an: Dort gaben sich gleich drei Chöre ein musikalisches Stelldichein, außerdem zeigte Franz Müller seine beliebten Bildervorträge.
    Das Rainer Schloss zog optisch wie akustisch an: Dort gaben sich gleich drei Chöre ein musikalisches Stelldichein, außerdem zeigte Franz Müller seine beliebten Bildervorträge. Foto: Barbara Würmseher

    Viel zu schnell verfliegt die Zeit, zu kurz scheint die erste Rainer Kulturnacht angesichts des prall gefüllten Programms. Das ist so vielfältig wie das Kulturleben der Tillystadt: Ausstellungen, Führungen, Lesungen und Vorträge, Filme, Zauberei, Tanz, Kabarett und jede Menge Musik. Deren Vielfalt ist besonders groß, reicht von geistlicher Chormusik des Kirchenchors über Klassik, Volks- und Wirtshausmusik von Lech-Paartal-Musi, Saitenklang, Bläser und Orgelmusik, das breite Spektrum der beiden Stadtkapellen-Ensembles sowie diverse Chormusik bis hin zu Bands mit Jazz und Rock.

    Der Wasserturm war einer der Publikumsmagneten in der Kulturnacht in Rain - schließlich war er noch nie öffentlich zugänglich. Dort stellte Rainer Nitsche seine Porträtfotografie.
    Der Wasserturm war einer der Publikumsmagneten in der Kulturnacht in Rain - schließlich war er noch nie öffentlich zugänglich. Dort stellte Rainer Nitsche seine Porträtfotografie. Foto: Barbara Würmseher

    Jeder Solist, jedes Ensemble hinterlässt in dieser Nacht überzeugend seinen kulturellen Fußabdruck. Wohin man auch schaut: An allen Schauplätzen lauscht begeistertes Publikum den zarten Klängen der Stubenmusi, umgeben von historischen Einkaufstaschen, ebenso wie den frischen Stimmen des Staudheimer Chors zwischen Sparbüchsen aus aller Welt. Man ist genauso fasziniert von Line-Dance-Vorführungen wie von Wissenswertem über die Spitalkirche, den lebhaften Ausführungen Harald Manns im Lachner-Museum, seiner Klaviermusik zur Malerei von Anna Mayrhofer oder dem herrlichen Wohlklang des Gempfinger Singkreises, des Briganori-Chors und den virtuosen Klassik-Interpretationen von Sophia-Thumm und Marina Forthofer - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Jeder ist an seiner Stelle in dieser Nacht am richtigen Platz!

    Warum die Bürgermeistersgattin Pfefferminz nur an Männer verteilt

    Old School Rock erklingt von Bürgermeister Karl Rehms „altgewordener Schülerband“ My Generation im Dehner Garten-Bistro, wo die Kulturnacht mit einem Sektempfang offiziell eröffnet wird. Den Ausklang des Sektempfangs nutzt die Band für ein gefühlvolles Vorprogramm mit „It never rains in southern california“, ehe es mit Reggae von Bob Marley in die Vollen geht. Warum Bürgermeistersgattin Hedwig Rehm Pfefferminzbonbons ausdrücklich nur an Männer verteilt? Das Rätsel löst sich mit Marius Müller-Westerhagens Lied „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz". Den darin angekündigten Kuss darf das Publikum gleich in die Tat umsetzen.

    Stimmungsvolle Illumination wies in der Kulturnacht von einem Schauplatz zum anderen. Hier ist der Schwabtor-Durchgang zu sehen, in dem die Fotofreunde ihre Arbeiten präsentierten.
    Stimmungsvolle Illumination wies in der Kulturnacht von einem Schauplatz zum anderen. Hier ist der Schwabtor-Durchgang zu sehen, in dem die Fotofreunde ihre Arbeiten präsentierten. Foto: Andrea Hammerl

    Mittlerweile dämmert es, der Regen hat aufgehört, der Abend ist für die Jahreszeit noch angenehm temperiert. Ideale Voraussetzungen also, die Kulturnacht in vollen Zügen zu genießen. Einen Vorgeschmack gibt die in stimmungsvolles Licht getauchte Ausstellung „Rain fotografisch“ der Fotofreunde im Schwabtor-Durchgang. Das bunte Licht begleitet und leitet durch die Nacht. Wo es die Eingänge markiert, weiß der Kulturspaziergänger, dass es etwas zu sehen oder hören gibt. Manchmal auch zum Mitmachen. Das gilt für Tanzbegeisterte bei Angelika Schmidt-Thrul im Pfarrzentrum, sowie für Kinder beim Zau-Bär-er Knut, der eigene Kindertricks zeigt, aber auch einen „gefährlichen Messertrick“, bei dem Miss Löffeli aus der Schweiz zu Miss Gabeli wird. 

    Unterwegs zum Schloss, wo Foyer und Saal zwei der insgesamt 24 Veranstaltungsorte bilden, lohnt sich ein Blick in den B.H. Clap-Hinterhof, wo alte Filme des Filmclubs Rain laufen, darunter eine Stadtkapellenprobe mit Franzl Lang in Schwarz-Weiß. Es ist ein fesselnder Rückblick in die jüngere Stadtgeschichte. Um die Zeit lässt sich die Bar noch leicht durchqueren. Später, als Singer-Songwriterin Magdalena Rabuser dort ihre ausdrucksstarken Lieder vorträgt, ist die Bude dagegen rappelvoll. Gut gefüllt ist auch die Gaststube beim Boarn. Ohne Reservierung geht hier nichts, dazu heizen die Steirischen Harmonikas Schenk&Roßkopf den Bierkonsum an, indem sie vorrechnen, dass der bier- und schnapstrinkende Mensch alle Tiere überlebt – ob wassersaufende Pferde, Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen oder die milchschleckende Katze. 

    Fotograf Rainer Nitsche ruft Leute nur dann an, wenn sie Falten haben

    Ob Herzmuscheln und Miesmuscheln, „Cockles and Mussels“, weniger lebensverlängernd wirken als Alkohol? Eine Antwort gibt der Vokalkreis mit der wunderschönen, inoffiziellen Dubliner Hymne, die das traurige Schicksal der jung verstorbenen Fischhändlerin Molly Malone besingt. Die acht Sänger haben sich für ihr irisch-schottisches Liedrepertoire in rot karierte Schals und Kappen gehüllt und begeistern ihr Publikum im voll besetzten Schlossfoyer auch mit der inoffiziellen schottischen Hymne "Highland Cathedral". Gänsehaut!

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    An 25 Schauplätzen der Innenstadt tummelten sich viele hundert Menschen, um die 50 Einzelveranstaltungen zu erleben. Jeder der Interpreten hatte sein Publikum.

    Etwas abseits der Hauptstraße, wo sich die meisten Schauplätze der Kulturnacht befinden, liegt der Wasserturm. Der Weg durch die schmalen, dunklen Gassen lohnt sich nicht nur, weil der Turm erstmals für diese Nacht öffentlich zugänglich ist, sondern vor allem wegen der Charakterporträts Rainer Persönlichkeiten, abgelichtet über zehn Jahre von Rainer Nitsche. Einem der Dargestellten, dem Schulrektor a.D. Hans Hönig, sind manche Kulturnachtschwärmer eben erst in der „Rainfall“-Lesung von Günther Schäfer begegnet. „Er hat meine Aufsätze immer so kommentiert: „Bleib bei der Realität und fantasier' nicht so viel““, verrät der Krimiautor lachend.

    „21 von 8“, nennt Fotograf Nitsche seine Ausstellung, denn er zeigt exemplarisch 21 von acht Milliarden Menschen auf der Erde. „Eigentlich bin ich schon bei 26“, verrät er, doch der Platz im Turm sei zu begrenzt für alle. Einige weitere hat er noch auf dem Schirm und ihnen angekündigt: „Der Rainer ruft dich mal an, du brauchst nur noch ein paar Falten“.

    Knut der Zau-Bär-er (alias Knut Bender) verzauberte mit verblüffenden Tricks Groß und Klein.
    Knut der Zau-Bär-er (alias Knut Bender) verzauberte mit verblüffenden Tricks Groß und Klein. Foto: Andrea Hammerl

    Kulturnacht Rain 2023: Überall locken buntes Licht und Musik

    Falten haben die Gebeine im Karner keine mehr, doch die Schädel erzählen spannende Geschichten. Antonie Brandmair kennt sie alle. Die 91-Jährige führt im Akkord durch Karner und Allerheiligenkapelle. So groß ist der Andrang, dass Markus Würmseher, Vorsitzender des Freundeskreises Alt Rain, ihr zeitweise aushilft. 

    Die Problemzonen nehmen Genderwahn und Essenstrends aufs Korn und lassen ihr Publikum dabei ablachen, bei Britzlmeier winken lebende Schaufensterpuppen den Flaneuren draußen fröhlich zu, bei den m&ms herrscht ebenso dichtes Gedränge, wie gegenüber, wo Haschio rappt, umgeben von der Malerei seines Künstler-Freundes Maxi Dußmann. Überall lockt das bunte Licht, hie und da dringt dezent Musik nach draußen. „Für mich ist es die größte Freude, dass aus meiner kleinen Idee ein großes Gemeinschaftswerk geworden ist, das so viele Talente zeigt und die Menschen zusammenbringt“, sagt Projektpatin Barbara Würmseher.

    Es ist ein wunderbar atmosphärischer Abend mit vielen Höhepunkten, der unbedingt zum Dauerläufer werden sollte. Allein schon, damit Versäumtes nächstes Mal nachgeholt werden kann und viele weitere Rainer die Chance haben, das reiche Kulturleben kennenzulernen.

    Antonie Brandmair führte durch den Rainer Karner und seine Geheimnisse.
    Antonie Brandmair führte durch den Rainer Karner und seine Geheimnisse. Foto: Andrea Hammerl
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