Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Rain: Ein königlicher Sonntag im Juli 1849 in Rain

Rain

Ein königlicher Sonntag im Juli 1849 in Rain

    • |
    Der Rathausplatz um 1900, damals noch mit dem Marienbrunnen, der 1914 dem Tilly-Denkmal weichen musste.
    Der Rathausplatz um 1900, damals noch mit dem Marienbrunnen, der 1914 dem Tilly-Denkmal weichen musste. Foto: Sammlung Franz Müller

    „Heute feierten wir ein Fest, das durch seine Würde und die freudige Theilnahme der zahlreichen Gäste noch lange im Andenken bleiben wird.“ So beginnt eine vierseitige Beilage zum Rainer Wochenblatt. Stadtschreiber Friedrich Fischer würdigt darin die Ehrung von 56 Veteranen am 17. Juni 1849. Soldaten der Feldzüge des bayerischen Heeres in den Jahren 1790 bis 1812 aus dem gesamten Gerichtsbezirk Rain erhielten das von König Maximilian I.. gestiftete Denkzeichen. 

    Alles was Rang und Namen hatte zwischen Rain, Thierhaupten und Pöttmes war zu dem Fest gekommen. Landwehr, Frei-Corps Rain und die Einwohnerschaft empfingen unter Freuden- und Willkommensrufen das Frei-Corps

    Geänderte Zeiten waren ursächlich für dieses große Veteranenfest. Bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts waren weder Zivilbevölke­rung noch einfache Soldaten bei der Obrigkeit geachtet. König Maximilian I. schickte in Bündnistreue 1812 über 30.000 Soldaten mit Napoleon nach Russland – nur wenige kamen zurück. Auszeichnungen gab es lediglich für höhere Chargen und bei herausragenden Leistungen niederer Dienstränge. Erst für die Veteranen der Jahre 1813 bis 1815 schuf er ein Denkzeichen. 1833 fand echtes Umdenken statt. 

    Zu den längst versprochenen Reformen war das Denkzeichen ein kleiner Mosaikstein

    König Ludwig I. ließ Erinnerungstafeln für die Gefallenen der Kriege 1805 bis 1815 in den Pfarreien und an den Obelisken am Münchener Karolinenplatz errichten. Die Affäre um Lola Montez, dazu der Unmut des Volkes über Preissteigerungen, führte am 20. März 1848 zu seiner Abdankung und der Thronbesteigung durch Sohn Maximilian II. Er begegnete der revolutionären Stimmung und gewährte längst versprochene Reformen. Ein kleiner Mosaikstein war am 30. Juni 1848 eben jene Stiftung des Denkzeichens. 

    In der Residenzstadt München rief die Polizeidirektion die Veteranen auf, um das Denkzeichen anzusuchen und händigte diese ab dem 23. Oktober schon aus. Im bayerichen Kriegsarchiv berichten dicke Akten zu den Ehrungen. Die Rainer Eingabe fehlt, obwohl sie auf Initiative von Landrichter Franz Xaver Adam sehr groß „aufgezogen“ war. 

    Das Gericht Wemding schlug am 12. April 1849 Joseph Herrmann aus Huisheim, Michael Kieninger aus Fünfstetten, Johann Lang aus Otting, Johann Limmerer aus

    Im schneidigen Festzug zogen im Juli 1849 sämtliche Gruppen zum Rathaus

    In Rain versammelte man sich an jenem Sonntag 1849 am Rathausplatz. Im schneidigen Festzug zog man „auf den mit Bäumen und National-Flaggen gezierten freien Platz außerhalb der Stadt“. Dabei waren die königlichen Beamten, Magistrat, Landwehr, die zwei Korps, Schützenzug, Füßelier-Kompagnie, Gemeindevorsteher der Landgemeinden und sechs Mädchen in Nationalfarben mit den Denkzeichen. Der Feldmesse folgte die Verleihung der Denkzeichen durch den Landrichter und seine Beamten. Im Schirmböck‘schen Gasthaus war anschließend das Mittagsmahl bereitet. Das Nachmittagsprogramm bestritten die Musik-Chöre von Rain und Pöttmes, die Blechmusik Thierhaupten und der aus dem Lager Donauwörth angereiste Musikchor des 2. Linien-Infanterie-Regiments. 

    An der Spitze der 56 Geehrten war Johann Höggenstaller, Revierförster in Thierhaupten, Kommandant des Landwehr-Bataillons und vielfach „dekoriert“. Die große Mehrheit kam aus dem „einfachen“ Volk wie der Uhrmacher Anton Wahlrab, die Taglöhner Jakob Böld und Kaspar Spielberger (alle aus Rain), der Häusler Jakob Merkel aus Pöttmes, die Gütler Thomas Landes (Bayerdilling), Florian Brucker (Münster) und Jakob Kerner (Staudheim) oder der Zimmergeselle Franz Kraut (Reicherstein). 

    Der Finanzbeamte Fischer wetterte gegen Stadtpfarrer Gruber

    Friedrich Fischer konnte sich am Ende seines Berichtes eine Spitze gegen Stadtpfarrer Lorenz Gruber nicht verkneifen. Der hatte sich einen Fauxpas geleistet, indem er „mit leidenschaftlicher Intoleranz gegen Bekenner eines andern Glaubens schonungslos und schmählich sich ausgesprochen hat“. Doch dieser Predigtteil wurde „von der Mehrheit mit allgemeiner Indignation vernommen, und von den ohne dies nur Wenigen eines andern religiösen Bekenntnisses mit Duldung hingenommen …“ Fischer, einst aus Bayreuth ins Rainer Rentamt (Finanzamt) gekommen, gehörte nämlich zu den wenigen Protestanten. Im Gegensatz zum Stadtpfarrer hatte die Stadt Rain mit der Religionsfreiheit (Edikt von 1818) kein Problem: sie hatte den fähigen Stadtschreiber 1829 eingestellt. 

    16 Tage nach dem Veteranenfest jubelten die Rainer ihrem „leibhaftig anwesenden“ König Maximilian II. zu. Auf der Reise nach Neuburg legte er am 5. Juli 1849 einen Halt in der Lechstadt ein. Bis Donauwörth war er mit der Bahn gereist.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden