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Rain: Durch Eduard Zenzingers Ausstellung "zappen"

Rain

Durch Eduard Zenzingers Ausstellung "zappen"

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    Beklemmend wirkt dieser ausgemergelte Gefangene, den Eduard Zenzinger symbolisch für alle Kriege verstanden haben will.
    Beklemmend wirkt dieser ausgemergelte Gefangene, den Eduard Zenzinger symbolisch für alle Kriege verstanden haben will. Foto: Zenzinger

    Ein Mann reckt dem Beobachter wehrlos seine Kehle entgegen. Seine Augen sind verbunden. Sein Gesichtsausdruck ist schwer fassbar. Die Hände verschwinden hinter dem Rücken. Er ist gefesselt. Der Betrachter stellt sich vor, dass der Gefangene vor einer Wand kniet, denn nur sein Oberkörper ist erkennbar; der restliche Teil seines Körpers erscheint wie abgetrennt. An einer Stelle tritt der Gefangene klar aus dem Hintergrund hervor, an anderer verschmilzt er mit der Wand. Seine Lage erscheint hoffnungslos, ungewiss. Wird er befreit werden? Nicht einmal Eduard Zenzinger selbst kennt die Antwort auf die Frage.

    Die Trostlosigkeit und Ungewissheit des Krieges, aller Kriege, hat der Künstler Eduard Zenzinger, 66 Jahre, in diesem Werk auf eindringliche Weise mit Pigmenten auf die Leinwand gebannt. Nach diesem beklemmenden Eindruck geht der Besucher weiter durch die Ausstellung "Zappen" im Schloss Rain und wird auf einmal mit einer ganz anderen Wirklichkeit konfrontiert. 

    Die Arbeit "Relax" ist aus allerlei plastischen Materialien gestaltet. Dazu gehören auch rostige Eisenteile und Gesteinsmehl.
    Die Arbeit "Relax" ist aus allerlei plastischen Materialien gestaltet. Dazu gehören auch rostige Eisenteile und Gesteinsmehl. Foto: Zenzinger

    Zenzinger sagt: "Das Alte gewinnt mit der Zeit einen eigenen Charakter."

    "Relax" stellt ein plastisches Bild dar, in dem Zenzinger in mehreren Schichten verschiedene Materialien verarbeitet hat: Sand, Gesteins- und Marmormehl mit dem Spatel aufgetragen, Acryl und sogar rostige Eisenteile. Risse ziehen sich durch die bröckelige Leinwand, die alt und porös , aber irgendwie auch bunt und beruhigend auf den Betrachter wirkt. "Es muss nicht alles neu sein. Das Alte gewinnt mit der Zeit einen eigenen Charakter," gibt der Künstler lächelnd zu bedenken und erinnert damit an unsere schnelllebige "Wegwerfgesellschaft". 

    Auf diese Weise "zappt" sich der Besucher durch die Ausstellung Zenzingers im Schloss in Rain und begegnet den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten, die heutzutage in den Medien und der Welt auf den Menschen einwirken. Wie bei einem Sonntagnachmittag auf der Couch mit der Fernbedienung in der Hand soll sich der Besucher dabei vorkommen. Die Motive sind dabei so vielfältig wie die Materialien, die Zenzinger verwendet: Social Media trifft auf 1970er Jahre, Umwelt auf Kriegswirklichkeit, Heimat auf abstrakte Kunst. 

    Der Künstler ist Autodidakt, hat sich die Ausdrucksformen selbst beigebracht

    Diese vielfältigen künstlerischen Ausdrucksformen, denen sich Zenzinger bei seinem Schaffen bedient, hat er sich selbst beigebracht. Kunst habe ihn schon in seiner Jugend interessiert. Vor über 20 Jahren habe er sich dann auf einmal vor seiner ersten Leinwand befunden und habe angefangen, zu malen, seinen Eindrücken und Gefühlen Form zu verleihen und habe seitdem nie wieder aufgehört. Er gehe gerne mit unterschiedlichen Materialien um. Insbesondere auch mit Mineralien aus seiner Heimat, dem Usseltal. Zenzinger ist 1957 in Rennertshofen geboren und lebt heute in Gansheim. Die Ideen in seinem "Themenbuch", das gefüllt ist mit allerlei Anmerkungen und Skizzen zukünftiger Bilder, habe der Künstler noch nicht alle umgesetzt. Das lässt auf weitere Ausstellungen hoffen.

    Bis es soweit ist, lädt der Maler Eduard Zenzinger die Besucher ein, sich selbst eine Meinung von der Bildergalerie "Zappen" zu bilden und seine Werke auf sich wirken zu lassen. Die Ausstellung, zu der Zenzinger selbst nochmals kommt, kann nur noch am morgigen Sonntag, 9. Juni, von 13 bis 17 Uhr im Schloss in Rain besichtigt werden.

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