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Rain/Donauwörth: Trend Kaltbaden: Diese Frauen aus Rain und Donauwörth tauchen ab

Rain/Donauwörth

Trend Kaltbaden: Diese Frauen aus Rain und Donauwörth tauchen ab

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    Zwei Mal die Woche gehen Lea Besl, Petra Stark, Ulrike Besl und Birgit Scherer (von links) trotz Temperaturen um die zehn Grad im Merzen bei Rain baden.
    Zwei Mal die Woche gehen Lea Besl, Petra Stark, Ulrike Besl und Birgit Scherer (von links) trotz Temperaturen um die zehn Grad im Merzen bei Rain baden. Foto: Barbara Wild

    Ruhig ist es am Merz-Baggersee in Rain. Ein paar Vögel zwitschern, ein Spaziergänger geht mit seinem Hund Gassi. Mitte November ist am im Sommer beliebten Badesee unweit der B16 kaum mehr eine Menschenseele. Aber halt – nicht ganz. Vier unerschrockene Frauen in Badeanzug und Wollmütze auf dem Kopf stehen am Ufer und blicken entschlossen Richtung Wasseroberfläche. Auch, wenn der Merzen nur noch gut zehn Grad hat: Sie gehen schwimmen und wollen es den ganzen Winter über tun.

    Die vier, das sind Petra Stark, Ulrike und Lea Besl und Birgit Scherer. Die Rainerinnen kennen sich seit dem Kindergarten, Besls Tochter Lea, 22, hat sich angeschlossen. Für

    Der Trend des Badens bis in den Winter ist seit dem Lockdown in aller Welt

    Längst ist der Trend des Winterbadens – streng genommen versteht man darunter das Freibaden bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – weit verbreitet. Während des Lockdowns stiegen Prominente wie David Backham, Lady Gaga oder Fitness-Bloggerin Sophia Thiel regelmäßig ins kalte Nass und dokumentieren das in den sozialen Netzwerken. Wie Amtsärztin Dr. Raffaella Hesse vom Gesundheitsamt Donau-Ries erklärt, kann Kaltbaden für gesunde Personen eine Möglichkeit sein, das Immunsystem zu stärken. Mit einem positiven Effekt sei bei regelmäßiger Kälteanwendung zu rechnen. Grundsätzlich sei das

    Sie empfehle aber ein vorsichtiges "Herantasten" an die niedrigen Temperaturen wie durch kalte Wechselduschen in den Herbstmonaten. Die Dauer des Aufenthalts im Wasser sollte man nach und nach steigern, angefangen bei mehreren Sekunden Aufenthalt im kalten Wasser. Der Kopf sollte bei sehr kaltem Wasser trocken bleiben, weil man hier rasch auskühlt. Dr. Hesse empfiehlt: Nicht alleine im Wasser bewegen und nicht mehr Minuten als das Wasser Grad hat.

    Der Riedlinger Baggersee hat nur noch zwölf Grad. Vor jedem Bad im See misst Simone Schlund die Temperatur und dokumentiert sie.
    Der Riedlinger Baggersee hat nur noch zwölf Grad. Vor jedem Bad im See misst Simone Schlund die Temperatur und dokumentiert sie. Foto: Schlund

    Die vier Rainerinnen, die seit dem 17. Oktober zwei Mal die Woche baden gehen, sind sich des positiven Effektes sicher. Sie schälen sich aus dem Bademantel, der Jogginghose und den Wollsocken. Nur im Badeanzug geht es Richtung Wasser, die Pudelmütze bleibt auf dem Kopf. "Vor ein paar Wochen sind wir noch richtig geschwommen, jetzt bleiben wir drei Minuten im Wasser", erklärt Birgit Scherer. Ein paar spitze Schreie können sich die Badenden nicht verkneifen, als das gut zehn Grad kalte Wasser bis zur Hüfte reicht. Doch sie ziehen es durch und gehen zügig weiter. Kopf und Arme bleiben trocken.

    Simone Schlund und Dagmar Bitomsky haben dieses Jahr ganz neu mit dem Kaltbaden begonnen. Die 44-Jährige aus Donauwörth und ihre Freundin sind begeisterte Frühschwimmerinnen im Freibad. "Im September fanden wir es so schade, dass das Bad zugemacht hat. Wir wollten einfach weiterschwimmen, denn wir lieben das Wasser", sagt Schlund, die in der Parkstadt mit ihrer Familie lebt. Sie schwammen also einfach am Riedlinger Baggersee weiter. Im September schafften sie noch große Strecken, jetzt aber ist es dafür zu kalt. Dennoch treffen sie sich jeden Sonntag und gehen drei Runden für je eine Minute ins Wasser.

    Simone Schlund und Dagmar Bitomsky (rechts) beim Bad Anfang November im Riedlinger Baggersee.
    Simone Schlund und Dagmar Bitomsky (rechts) beim Bad Anfang November im Riedlinger Baggersee. Foto: Schlund

    "Es ist eine tolle Erfahrung", sagt Schlund. Das Kribbeln danach. Zu fühlen, wie der Körper nachheizt. "Es ist schon eine Überwindung, aber es lohnt sich immer", sagt sie. Bei Sonnenschein falle es leichter als bei dicken Nebelschwaden. Bewusst sollten sie und Bitomsky sich abhärten, das Immunsystem stärken – und wenn es geht, den ganzen Winter durchziehen. "Aber wir sind nicht leichtsinnig, gehen nur zu zweit und übertreiben es nicht." Vorab hätten sie sich intensiv mit dem Thema Kaltbaden beschäftigt. Die Wollmütze werden sie erst später aufsetzen.

    Nun halten sie vor jedem Bad das Thermometer ins Seewasser. Mittlerweile zeigt es nur noch zwölf Grad. "Auch das ist total spannend", sagt die Donauwörtherin. Wie sich die Natur verändert, sei eine intensive Erfahrung. Das findet auch Petra Stark aus Rain, die hofft, dass sie auch mal bei Schnee und Eis abtauchen kann: "Je kälter es draußen ist, desto schöner ist es im Wasser."

    Hinweis: Kaltbaden ist nichts für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen. Bitte sprechen Sie vorher mit ihrem Hausarzt und gehen Sie stets in Begleitung.

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