Früher Luxushotel - jetzt Notunterkunft: Das Dehner-Blumenhotel in Rain bekommt nach der überraschenden Schließung im Juni 2021 nun vorübergehend eine neue Nutzung. In den Zimmern werden schon sehr bald Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine einziehen. Die Vorbereitungen dafür sind getroffen. Die Firma Dehner erklärt gegenüber unserer Redaktion, wie es zu diesem Schritt kam und was jetzt in dem Haus passiert.
Dass das Hotel jetzt zu einer dringend benötigen Zufluchtsstätte wird, hat nichts mit den eigentlichen Plänen des Unternehmens zu tun, dort Büros einzurichten. Dieses Vorhaben werde weiter verfolgt, wie Hansjörg Flassak, Geschäftsführer der Dehner Gartencenter Verwaltungs-GmbH, unserer Redaktion sagte. Allerdings bestehe dazu kein akuter Handlungsbedarf.
Stündlich werden die ersten Flüchtlinge im Blumenhotel aus der kriegsgebeutelten Ukraine erwartet. Es sind die Frauen und Kinder, die am Freitagabend in der Donauwörther Stauferhalle angekommen sind und dort behelfsmäßig einquartiert und registriert wurden. "Ich habe eine Liste mit 50 Namen bekommen", schildert Hansjörg Flassak, "und freue mich, dass wir den Menschen jetzt erst einmal weiterhelfen dürfen." Insgesamt stehen 198 Betten zur Verfügung.
Das Blumenhotel strahlt ein warmes Willkommen aus: Das runde Blumenbeet vor dem Eingangsportal ist mit Veilchen in den ukrainischen Landesfarben blau und gelb neu bepflanzt - als Zeichen der Solidarität, wie es derzeit vielerorts signalisiert wird. Die Anlage ist gepflegt und auch ein Schild verkündet in deutscher und ukrainischer Aufschrift die herzliche Aufnahme der Flüchtlinge.
Das Hotel in Rain wurde nach monatelanger Pause wieder wohnlich hergerichtet
Mitarbeiter haben in den vergangenen Tagen alle notwendigen Schritte unternommen, um das vornehme Haus, das monatelang außer Betrieb war, herzurichten. "Nachdem sich das Landratsamt an uns gewandt hatte mit der Frage, ob wir uns vorstellen können, ukrainische Flüchtlinge zu beherbergen, haben wir schnell zugestimmt", erzählt der Geschäftsführer. "Die Flüchtlinge, die eine große Leidenszeit erleben, sollen sich bei uns wohl fühlen. Wie es dann konkret weitergeht, wird das Landratsamt regeln."
Im Inneren haben Erich Hopf, Leiter des Standortmanagements von Dehner in Rain, alles getan, um es für die Gäste so schön wie möglich zu machen. Überall hängen liebevoll gestaltete Hinweisschilder mit Herzen in den ukrainischen Farben. Darauf stehen alle wissenswerten Informationen in Deutsch und Ukrainisch. Restaurants und Konferenzräume sind als Speisesäle und Aufenthaltsräume hergerichtet - inklusive Osterschmuck auf den Tischen. Die Bar steht den Erwachsenen zum Fernsehen und für Spiele zur Verfügung. Kuscheltiere als Geschenke für die Kinder gibt es bereits im Eingangsbereich, ebenso Schokoladen-Osterhasen. Ein großer Raum ist mit Bobbycars, Bausteinen, Kinderbüchern und vielem mehr ausgestattet. Dort können die Mütter ihre Kinder spielen lassen und sie dabei beaufsichtigen. Im Keller sind die Wasch- und Bügelräume benutzbar. Und in einem weiteren Zimmer liegen stapelweise Sachspenden aus der Bevölkerung bereit - Kleidung, Hygieneartikel und manches mehr.
Die Firma Zott hat drei Kühlschränke mit Joghurt gefüllt und auch sonst ist an alles gedacht, was für den Moment wichtig ist. Darüber hinaus hat das Unternehmen noch eine Spenden-Aktion organisiert: Sie findet am Samstag von 10 bis 13 Uhr hinter dem Hotel statt.
Der Landkreis bezahlt der Firma Dehner für die Unterbringung im Blumenhotel Miete, die wiederum vom Freistaat übernommen wird. In welcher Höhe, darf Landrat Stefan Rößle aus Datenschutzgründen nicht sagen. "Es gibt aber einen Richtwert des Bayerischen Obersten Rechnungshofs, der eingehalten werden muss. Wir sind froh, dass wir diesen Weg überhaupt gehen können." Dazu ist ein Catering-Unternehmen beauftragt, das Frühstück, Mittag- und Abendessen liefert. Den Flüchtlingen steht - neben Kost und Logis - nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ein Taschengeld in Höhe von monatlich etwa 190 Euro pro Erwachsenem zu.
Beim Blumenhotel handelt es sich um eine vorübergehende Unterkunft, wie Rößle betont. Die Flüchtlinge sollen zunächst registriert und dann möglichst auf private Haushalte verteilt werden. Diese Privatleute machen dann Mietverträge mit den neuen Mitbewohnern.
Das Landratsamt Donau-Ries sucht dringend weitere Unterkünfte
Ursprünglich hatte die Firma Dehner das Hotel nach dem Corona-Lockdown als Beherbergungs- und Gastronomiestätte unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr wiedereröffnet. Stattdessen hieß es: "Wir werden die Büros verschiedener Abteilungen dort unterbringen." Ist das Unternehmen von diesen Plänen grundsätzlich abgerückt?
"Nein", sagt Hansjörg Flassak, "diese Pläne werden von uns weiter verfolgt. Aber durch die staatlichen Corona-Regelungen befinden sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice. Und so lange die Infektionszahlen so hoch sind, wollen wir sie weiter maximal zu Hause lassen." So gesehen ist die Unterbringung der Flüchtlinge für die Firma Dehner nicht nur eine humanitäre Verpflichtung, sondern auch eine sinnvolle Übergangslösung.
Für derartige Übergangslösungen benötigt das Landratsamt dringend weitere Quartiere, denn es ist abzusehen, dass auch das Blumenhotel bald voll sein wird. In der Nacht zum Mittwoch wird ein weiterer Bus mit Menschen aus der Ukraine erwartet.