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Rain-Bayerdilling: Karl Golling vom Theater Bayerdilling: "Man muss ein bisschen verrückt sein"

Rain-Bayerdilling

Karl Golling vom Theater Bayerdilling: "Man muss ein bisschen verrückt sein"

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    Karl Golling ist seit 2008 Vorsitzender des Theatervereins Bayerdilling. Auf der Bühne allerdings steht er schon seit 46 Jahren.
    Karl Golling ist seit 2008 Vorsitzender des Theatervereins Bayerdilling. Auf der Bühne allerdings steht er schon seit 46 Jahren. Foto: Barbara Würmseher
    Der Theaterverein Bayerdilling wurde 2012 mit dem Lachner-Kulturpreis der Stadtsparkasse ausgezeichnet.
    Der Theaterverein Bayerdilling wurde 2012 mit dem Lachner-Kulturpreis der Stadtsparkasse ausgezeichnet.

    Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau - heißt es im Volksmund. Und wer will dieser Behauptung schon widersprechen?! Analog dazu könnte man formulieren: An der Spitze jeder umjubelten Bühnen-Truppe steht ein tatkräftiger Kopf mit viel Geschick. Was den Theaterverein Bayerdilling betrifft, so lässt sich an dieser These sicher nicht rütteln. Denn da gibt es seit 14 Jahren einen, bei dem die Fäden zusammenlaufen: Karl Golling ist Vorsitzender und Organisator, kreativer Impulsgeber und Schauspieler. Und er ist erfolgreicher Sammler gesellschaftlicher und politischer Themen, die sich dafür eignen, auf der Bühne derbleckt zu werden.

    Karl Gollings erste Rolle war die des jugendlichen Liebhabers

    Karl Golling war 20 Jahre alt, als er sich dem Gesangverein Bayerdilling anschloss, der damals auch Theater spielte. "Das war 1975", erinnert sich der heute 66-Jährige, "und meine erste Rolle war die des jugendlichen Liebhabers." Damals hatte das Laientheater in Rains größtem Stadtteil schon eine lange Tradition zu verzeichnen. 1921 als Theaterverein gegründet, wechselte er zwischendurch in einen Chor, der auch Lustspiele auf die Bühne brachte, um sich dann 2004 aufzuspalten. Fortan gab es beides: den Gesang- und den Theaterverein. Golling spielte mit Herzblut alles, was die Komödien-Palette so hergibt: vom Knecht über Mesner, Dorfpfarrer und Amtsrichter bis hin zu Wilderer, Bader und Totengräber. Außerdem führte er Regie.

    Und dann kam das Jahr 2003 und mit ihm eine Idee, die eine neue Ära einleitete. Augustin Modlmair, der heutige "Schwarzwirt", schlug dem Theaterverein vor: "I mach a Starkbierfest. Wollts ihr dazu was beitragen?" Er rannte offene Türen ein. Am 29. März gab es "Ein himmlisches Dorfgespräch" über das Leben in "Düing". "Das war so ganz ohne Druck", schildert Golling, "keiner hat Vergleiche gezogen, keiner hatte Erwartungen an uns - und das Publikum war begeistert."

    Karl Golling mimte unter anderem den ehemaligen Staatssekretär Georg Schmid als „Märchenprinz".
    Karl Golling mimte unter anderem den ehemaligen Staatssekretär Georg Schmid als „Märchenprinz". Foto: Helmut Bissinger
    Diverse Gespenster geisterten beim Starkbierfest in Bayerdilling über die Bühne und nahmen so manche Gegebenheit aufs Korn.
    Diverse Gespenster geisterten beim Starkbierfest in Bayerdilling über die Bühne und nahmen so manche Gegebenheit aufs Korn. Foto: Würmseher

    Zwölf weitere Inszenierungen folgten bis 2018. Und dabei reifte das Format, was wiederum dann eben zu Erwartungen führte. Nämlich aufseiten der Zuschauer, die gar nicht genug bekommen konnten vom deftigen Derblecken auf der Modlmair-Bühne. Da wurden kuriose Ereignisse und deren Protagonisten aufs Korn genommen - Lokalpolitiker bekamen ihr Fett weg, zumeist mit der richtigen Portion an liebevollen Seitenhieben. "Das Wichtigste ist für uns die Donauwörther Zeitung, aus der wir die Themen beziehen", sagt Golling. "Darüber hinaus haben wir ein kreatives Team, das Lieder textet, Dialoge schreibt und die Rahmenhandlung findet. Es ist ein Glücksfall, dass wir so viele Talente in unseren Reihen haben, die sich wunderbar ergänzen." Manchmal überschlagen sich die politischen Ereignisse, dann müssen Strophen umgeschrieben werden - mitunter auch erst am Tag vor der Aufführung. "Das Schönste ist: Wir sind ja hautnah am Publikum dran, bekommen also viel unmittelbar zurück. Und auch sonst sind die Reaktionen meist positiv, etwa auch dann, wenn sich die echten Politiker mit ihren Doubles zusammen dem Fotografen stellen."

    Zwei große Wünsche hat Karl Golling noch für seine Theaterarbeit

    Seit 2018 ist der Banker Karl Golling im Ruhestand und kann seiner Leidenschaft Theater noch intensiver frönen - von Corona einmal abgesehen. Was ist nun für ihn der Reiz am Bühnenleben? "Durchs Theater ist man ein anderer Mensch", muss er nicht lange überlegen. "Man lacht mehr, man geht mehr aus sich heraus und kann ein Stück weit den Alltag vergessen. Sicher muss man auch ein bisschen verrückt sein. Außerdem kommt man mit Gleichgesinnten zusammen. Uns verbindet Freundschaft und wir halten auch in traurigen Zeiten zusammen. Das alles gibt uns viel Kraft."

    Und wie soll es weitergehen? "Wann wir wieder Starkbierfest machen dürfen, müssen wir abwarten", ist Golling vorsichtig. "Für Dezember hoffen wir allerdings, dass es wieder Bauern- und Jugendtheater geben darf." Und dann hat er zwei Ideen, die ihm schon länger im Kopf herumspuken: "Ich möchte gern ein Stück selber schreiben. Gerne eine Komödie mit Hintergrund, oder einen regionalen Krimi. Außerdem schwebt mir ein Freilichtspiel vor. Vielleicht am Rainer Schloss oder in der Leutnantschanze und in Kooperation mehrerer Bühnen. Das wäre wirklich ein Traum..."

    „Wilder Westen“ lautet einmal das Motto beim Starkbierfest in Bayerdilling. Der Theaterverein derbleckt bei seinem Singspiel wieder Lokalpolitiker und andere Menschen.
    „Wilder Westen“ lautet einmal das Motto beim Starkbierfest in Bayerdilling. Der Theaterverein derbleckt bei seinem Singspiel wieder Lokalpolitiker und andere Menschen.
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