Die Bühne ist wie ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet, ein rotes Sofa steht vor zwei kleinen Tischchen, auf denen man schon einen ersten Blick auf die Preise erhaschen kann. Im Gymnasium Donauwörth findet an diesem Abend der 7. Donauwörther Poetry Slam statt.
Klaus Rattenbacher begrüßt das Publikum und gibt dabei eine kleine Vorschau auf das nächste Jahr. Auch dieses Mal hat Rattenbacher mit seinem Team hochkarätige Künstler aus dem ganzen Land eingeladen. Besonders freut er sich über die Teilnahme von zwei Schülerinnen des Gymnasiums. Er stellt auch Elias Raatz vor, der an diesem Abend erstmalig den Dichterwettstreit moderiert.
Fünf Jurymitglieder bei Poetry Slam in Donauwörth
Raatz ist selbst erfahrener Slammer und wird den Donauwörther Poetry Slam in Zukunft begleiten. „Ich bin erst 27, also fünf Jahre schaff ich das“, witzelt Raatz. Für die Bewertung sucht Raatz aus dem Publikum fünf Jurymitglieder aus.
Als Erstes stellt sich der zweifache Thüringer Landesmeister Skog Ogvann aus Leipzig dem Urteil der Jury mit dem Text „Veronica beschließt zu erben“. Dieser ist sehr humoristisch und in Reimform verfasst. Denn „Veronica will erben, dafür muss der Gatte sterben“, dass sie sich dafür einen Panzer leiht, mit dem sie ein Loch in das Haus schießt, hindert die Polizei nicht daran, den Todesfall als Unfall einzustufen.
Der nächste Kandidat ist Highlander-Champion Philip Stroh der eine interaktive Geschichte „im falschen Film“ vorbereitet hat. Diese dreht sich um einen einfachen Supermarktbesuch kurz vor Ladenschluss, allerdings darf das Publikum an verschiedenen Stellen entscheiden, in welchem Filmgenre die Geschichte weiter verläuft.
Künstliche Intelligenz ist Thema beim Poetry Slam in Donauwörth
Die Künstlerin Lea Meerkamp, Gewinnerin des Poetry Slam Beginner Award aus Augsburg, tritt mit einem Text an ihren Bruder auf die Bühne. Darin schwelgt sie in den emotionalen Kindheitserinnerungen der Geschwister. Auch Lotta Emilie, Vizemeisterin aus München, hat einen emotionalen Text für diesen Abend mitgebracht. In „Wie sich das anfühlt“ beschreibt sie die Bedeutung von Kunst in einer Welt, in der diese auch von künstlicher Intelligenz kreiert werden kann. Denn „Kunst ist angewandte Fantasie“. Damit trifft sie einen Punkt beim Publikum und durch ihre Wertung darf sie im Finale erneut auftreten.
In der letzten Runde trägt Schülerin Marie ein selbst geschriebenes Gedicht vor, das die Gefühle beschreibt, wenn der Herbst in den Winter übergeht. Nach der Pause geht es weiter mit dem Nürnberger Stadtmeister Oliver Walter, der davon erzählt, dass er manchmal lieber angelogen werden will und Ehrlichkeit nicht alles ist.
Steffi Neumann erzählt in ihrer Geschichte emotional über eine gescheiterte Beziehung. Der Hessenmeister Uli Höhmann erzählt von der Schullaufbahn seiner Tochter und den Schwierigkeiten, mit denen sie dort zu kämpfen hatte. Der Künstler Andivalent meint, es sei ihm manchmal nicht möglich, einen zusammenhängenden Text aus seinen Gedanken zu erstellen. Daher liest er aus seinem Gedankentagebuch vor.
Schülerin des Donauwörther Gymnasiums begeistert Zuhörer
Eine weitere Schülerin des Gymnasiums, Lucile Bley, trägt einen selbst geschriebenen Text vor. Darin spricht sie über die Erwartungen von außen, die nur allzu oft mit den eigenen Träumen kollidieren und wie man damit umgeht. Sie begeistert damit alle in der Aula und bekommt die Wertung für den zweiten Finalplatz. Die Schülerin nimmt den brandenden Applaus des Publikums freudestrahlend an, doch kann im Finale nicht antreten, da sie keinen zweiten Text vorbereitet hat.
Stattdessen darf Andivalent antreten. Er spricht darüber, dass es Konsequenzen haben sollte, ein Idiot zu sein und erhält dafür eine sehr hohe Wertung. Diese wird nur noch übertroffen von der Erzählung von Lotta Emilia, die von ihren Erfahrungen aus der Schulzeit berichtet. Sie fordert eine Schule in der Resilienz und Selbstreflexion gefördert wird, denn „was bringt Zeichensetzung wenn niemand ein Zeichen setzt“. Rattenbacher überreicht ihr dafür den Preis, der sich aus einem Pömpel, um die Texte aus dem Kopf zu saugen, und einem Fleischklopfer, zum Sprüche klopfen, zusammensetzt.
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