Wer sagt, Oper sei verstaubt, der war noch nie in Mertingen bei den Konzerten der Bayerischen Staatsoper und deren Kaderschmiede, dem Opernstudio: Das lieferte wieder ein umwerfendes Konzert, bei dem die Besucher mit verklärtem Lächeln zu schweben schienen. Eines der diesjährigen Mertinger Highlights!
Die zwölf Sängerinnen und Sänger - grandios und einfühlsam begleitet von den Pianisten Matteo Zoli und Byungdon Choe - sangen, wie stets, Arien und Ensembles aus großen Opern. Erneut war es besonderes aufregend, derart hinreißende Stimmen zu hören! Schon bei Mozarts „Cosi fan tutte“ gelang das faszinierend. Schöner kann man Gefühle dieses Bäumchen-wechsel-dich-Spiels kaum in Musik setzen.
Dorabelle (Sopranistin Elene Grvitishvili war zuletzt Mitglied des Bolschoi-Theaters) und Fiordigli (die georgische Mezzosopranistin Ekaterina Buachidze) brillierten mit einem überwältigeden Silberglanz in den Auftrittsarien „A, guarda, sorella“ und „A soosta-ti!“. Die Herren Samuel Stopford (Tenor), Vitor Bispo (Bariton), und Bruno Khouri (Bass-Bariton) glänzten mit wunderbar ausgewogenen Stimmen – ein süchtig machender Beginn! Das Quintett wurde von Seonwoo Lee (Despina) vervollständigt.
So viele Bravo-Rufe schon vor der Pause!
Die Titelhelin „Mireille“ in der romantischen Oper von Charles Gounod sang die entzückende Norwegerin Eirin Rognerud – mit weichem Sopran und bezauberndem Spiel, als sie ihren Vater anfleht, ihre Liebe zum armen Korbflechtersohn Vincent zu billigen. Eirin Rognerud, der walisische Tenor Dafydd Jones, Bruno Khouri, Elene Gvritishvili, der bulgarische Bariton Yosif Slavov und der polnische Bass Pawel Horodyski boten glanzvolle und verführerische Soli und Ensembleleistungen. So viele Bravo-Rufe und stehende Ovationen schon vor der Pause!
Nach der Pause „ganz große“ Oper, Belcanto pur, italienischer Verismo - Gaetano Donizetti war der Komponist. Mit „La Favorita“ und „Lucia di Lammermoor“ erklangen zwei musikalisch hinreißende Tragödien. „La Favorita“ malt die unglückliche Liebe des Novizen Fernando zur Favoritin von König Alfonso, Leonora, die dieser nicht heiraten darf. Natürlich endet alles tragisch: beim letzten Zusammentreffen, als sich Fernando und Leonora ihre Liebe gestehen, stirbt die Geliebte. Samuel Stopford war ein wunderbarer Fernando mit der hinreißend gesungenen A’rie „O Dio! Si che un tuo solo accento“, die Amerikanerin Natalie Lewis mit ihrem großen warmen Mezzo gab eine bewegende Leonora.
Frenetischer Jubel für „Nessun Dorma“
„Lucia di Lammermoor“ ist die bekanntere der historische Dramen (hier: Die Fehden zwischen Katholiken und Protestanten) thematisierenden Opern. Tenor Zachary Rioux war ein verzweifelter Edgardo Ravensword und Todfeind von Enrico Ashton, die Sopranistin Seonwoo Lee eine hinreißende Lucia, die sich weigert, Ashtons Gefolgsman Bucklaw zu heiraten, ihn bei der Hochzeit gar ermordet. Das große Sextett im Ballsaal, „Chi mi frena in tal momento“, als Lucia den Ehevertrag mit Bucklaw unterschreiben soll, und Edgardo hereinstürzt, sie zu hindern, kann auf großer Bühne nicht faszinierender gesungen werden! Die Akteure wurden mit stehenden Ovationen bejubelt. Noch ein Höhepunkt, die Zugabe – „Nessun Dorma“ von Giacomo Puccini: als Chorsatz mit zwölf chorisch auftrumpfenden Solisten: Jubel, nicht enden wollender stehender Beifall!
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