Seit mehr als zwei Jahren steht in der Ortsmitte in Oberndorf ein Wirtshaus leer, das Bürgerinnen und Bürgern ans Herz gewachsen ist: der ehemalige Gasthof Mayinger. Nun soll die "Krone" zu neuem Leben erweckt werden, wenn auch nur für sieben Wochen. "Besser als nichts", sagt Rebecca Rudat. Sie ist Referentin für die Vereine im Gemeinderat. Gemeinsam mit Christine Rößle und Christian Hornung hat sie einen Plan ausgeheckt.
Im ersten Moment wirkt die Idee kühn, im zweiten fast abenteuerlich: Sieben Vereine wollen das Gasthaus für sieben Wochen eröffnen. Den alten Räumen neues Leben einzuhauchen, ist kein leichtes Unterfangen: Es muss erst einmal geputzt werden. Für jeweils eine Woche soll dann ein Verein je zwei bis vier Tage unter verschiedenen Mottos die "Wirtsstube" öffnen. Der Startschuss fällt am Samstag, 1. Oktober.
Sieben Vereine machen sieben Wochen lang aus Leerstand ein Dorfwirtshaus
Als die Initiatoren erstmals die massive Holztüre aufsperren und einen Blick in die Räume werfen, kehrt Ernüchterung ein. Die bisherige Küche ist nicht mehr funktionsfähig, das Porzellan längst nicht mehr vollständig. Die alten Betreiber, eine griechische Familie, haben sich zum Ende des "Syrtaki" wohl noch "etwas bedient", wie es ein Vereinsverantwortlicher formuliert. Dennoch steht das Projekt: Der verwahrloste Einruck soll rechtzeitig beseitigt werden.
"Es ist eine Herzensangelegenheit", sagt Rebecca Rudat. Und Christian Hornung fügt an: "Wir wollen zeigen, dass den Vereinen die Dorfwirtschaft sehr wichtig ist." Man wisse natürlich von den Bemühungen im Gemeinderat, eine ideale Lösung für die künftige Nutzung der "Krone" zu finden. Bei einem Workshop soll zeitnah ein Konzept erarbeitet werden. Ehe das Wirtshaus aber wieder voll funktionsfähig sei, werden nach Ansicht von Hornung Jahre vergehen.
Brotzeit machen, ein Bier trinken, eine Theateraufführung besuchen oder Fasching feiern – das wünschen sich die Oberndorfer auch nach Ansicht von Oberndorfs Bürgermeister Franz Moll. Hinter der nun anlaufenden Aktion steht er mit Begeisterung und hat auf Kosten der Gemeinde einige Hürden ausgeräumt: Die Wasserversorgung war im Gebäude so marode, dass alles zu scheitern drohte. Die Mitarbeiter der Gemeinde haben nun dafür gesorgt, dass wieder alles funktioniert.
Das Wirtshaus als ein Ort der Begegnung, der Unterhaltung und des Austausches soll nun für sieben Wochen auch in Oberndorf wieder existieren. "Wir vermissen das", sind sich die Initiatoren einig. Der Leerstand, so Christian Hornung, schmerze. Umso kreativer ist nun das Angebot im Dorfgasthaus auf Zeit.
Den Auftakt macht der Fischereiverein, der einen Kartl-Abend, einen Frühschoppen und ein Steckerlfischessen organisiert. Der Gartenbauverein lädt zum Gemüseeintopf und zum Vortrag "Garten winterfest machen und Topfpflanzen überwintern". Außerdem ist er für einen fröhlichen Herbstabend und einen irischen Abend mit Pub-Quiz bei Snacks und Guinness-Bier zuständig. Bayerische Brotzeiten sollen einen Abend mit Volkslieder singen des Männergesangsvereins begleiten. Die Sänger laden zu Burger ein, aber auch zu Weinen, Zwiebelkuchen und Brotzeiten.
Kaffeekranz und Würstchentanz in der Krone in Oberndorf
"Vom Kaffeekranz zum Würstchentanz" ist dann das Motto des Theatervereins, ein anderes "Theater ums fliegende Buffet". VdK und Männergesangsverein veranstalten einen Stammtisch mit einer Würstelparade und servieren an einem weiteren Tag Rehragout mit Spätzle und Blaukraut.
Beteiligt an der Aktion ist auch der VfB Oberndorf: Er bietet den Besuchern bei einer Halloweenparty Gruselstimmung, veranstaltet ein Schafkopfturnier und einen Schnitzelabend. Der Faschingsclub ist mit einer Martinsfeier präsent und einem Whiskytasting. Der besondere Höhepunkt bei den Narren: die Faschings-Saisoneröffnung am 12. November.