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Nördlingen: „Hoffe, dass es uns in fünf Jahren noch gibt“

Nördlingen

„Hoffe, dass es uns in fünf Jahren noch gibt“

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    Nicht nur die Flut in Donauwörth, auch die Teuerung macht ihr zu schaffen: Bianca Zettner verkauft seit 40 Jahren ihre Handpuppen auf bayerischen Märkten.
    Nicht nur die Flut in Donauwörth, auch die Teuerung macht ihr zu schaffen: Bianca Zettner verkauft seit 40 Jahren ihre Handpuppen auf bayerischen Märkten. Foto: Veronika Ellecosta

    Der Vormittag auf der Nördlinger Mess‘ gehört den Rentnerinnen und Rentnern. Während zwischen den Fahrgeschäften am Donnerstagmorgen noch gefegt und die Karussell-Tiere für die nächsten Runden Kinderglück blank geputzt werden, füllen sich die Wege zwischen den Marktständen stetig. Die Händler haben ihre Waren auf den Tischen aufgelegt und versuchen, die Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu verwickeln. Diese schlendern gemächlich von Stand zu Stand, vergleichen Gürtel und Ziegenhaar-Bürsten, falten Brieftaschen auseinander und lauschen der Verkäuferin, wie sie den multifunktionalen Gemüseschneider anpreist. 

    Seit dem verregneten Samstag vorige Woche hat das Wetter in Nördlingen Gnade walten lassen, die ganze Woche blieb es trocken auf der Mess‘. Optimismus bleibt dennoch aus zwischen den Marktständen: Viele Kaufleute zeigen sich unzufrieden, da der Umsatz laut ihnen dieses Jahr eingebrochen ist. 

    Besonders am Wochenende brach die Kaufkraft auf der Mess' ein

    Zum einen liege das am Regen vom vergangenen Wochenende, sagt etwa Cornelia Kaufmann, die gleich im Eingangsbereich selbst gefertigten Schmuck aus Fimo verkauft und auf Kundschaft wartet. Da sie aber ohnehin eine spezielle Nische besetze, könne sie dazu nicht mehr sagen. Den Rückgang bei der Kaufkraft stellt aber auch Bianca Zettner Niederbayern fest, an deren Stand "Wasi" Handpuppen-Tiere auf neue Besitzer warten. Seit 40 Jahren näht Zettner Stofftiere, auf der Mess' verkauft sie ihr Ware zum ersten Mal wieder seit der Coronapandemie. „Besonders am Samstag und Sonntag ist die Kaufkraft total eingebrochen", sagt Zettner und bewegt beim Reden eine Fuchs-Handpuppe in ihrer rechten Hand. Kollegen und auch Mitarbeiter von der Gastro würden ihr diesen Eindruck bestätigen. 

    Neben dem Regenwochenende habe auch die Hochwasserlage in Donauwörth beigetragen, dass weniger Menschen den Markt der Mess' besuchen. "Die haben daheim zu tun und keine Zeit für den Markt hier", sagt Zettner. Diese Sichtweise teilt auch Manfred Marx aus Plauen, der ein paar Stände weiter zwischen bestickten Tischdecken sitzt und aktuell noch niemanden am Stand zu beraten hat. "Die Leute in

    Der Lebensunterhalt wird teurer - das spürt auch die Mess'

    Mario Kaspar aus Dinkelsbühl, der seit vielen Jahren Kindermode in seinem "Kinderparadies" feilbietet, sieht das ebenfalls so. Auch er bemerkt einen klaren Umsatzrückgang auf der diesjährigen Mess': "Die Donauwörther haben andere Probleme, manche haben Wasser im Keller, oder helfen ihren Nachbarn, oder es sind Wege gesperrt." Er mache da niemandem einen Vorwurf. 

    Der Markt auf der Mess'.
    Der Markt auf der Mess'. Foto: Veronika Ellecosta

    Für Bianca Zettner mit den Handpuppen ist der Rückgang der Einnahmen aber nicht nur dem einmaligen Wetterereignis geschuldet: Sie bemerke auch die schlechte Wirtschaftslage, berichtet sie. "Der Lebensunterhalt wird teurer und die Leute sparen." Im Gegensatz zu Mario Kaspar, der mit seinem Kinderparadies trotz Einbußen nach Eigenaussagen gut über die Runden komme, blickt Zettner nicht optimistisch in die Zukunft. Im Gegenteil: "Das ist ziemlich angsteinflößend, man braucht es nicht schönzureden", sagt sie. Sie könne nur hoffen, dass es ihre Handpuppen in fünf Jahren noch gebe. Dann wendet sie sich zwei Kundinnen zu, die sich dem Stand nähern und die Koalabären und Murmeltiere in der ersten Reihe bewundern. "Sie dürfen die Tiere ruhig streicheln, sie sind handzahm", fordert Zettner sie auf.

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