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Nach Hochwasser: Islandperdehöfle in Druisheim kämpft mit Folgen

Druisheim

"Plötzlich ist alles anders": Pferdehof in Druisheim ringt mit Hochwasserschäden

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    Gemeinsam mit ihrem Mann brachte Uschi Apfelbaum alle sieben Pferde in Sicherheit.
    Gemeinsam mit ihrem Mann brachte Uschi Apfelbaum alle sieben Pferde in Sicherheit. Foto: Mariana Silva Lindner

    Ruhig und idyllisch ist es auf dem Islandpferdehöfle am Wörleweg - dort, wo sich die Schmutter friedlich um den Hof herum schmiegt. Entspannt knabbert Pony Skröggi am Heuballen. Nebenan sitzen Uschi und Gerhard Apfelbaum auf einer Bank und schauen ihren sieben Pferden beim Fressen zu. Die beschauliche Stille: trügerisch. Denn sie lässt nicht erahnen, welche dramatischen Szenen sich erst letzte Woche bei der Hochwasserkatastrophe in Druisheim abgespielt haben. "So eine Katastrophe haben wir noch nie erlebt. Wir merken: Der richtige Schock kommt erst jetzt", sagt die Pferdehofbesitzerin bestürzt. Langsam arbeitet sie mit ihrem Mann die vergangenen Tage auf. Doch auch wenn das Wasser zurückgeht, die Flut hinterlässt ihre Spuren.

    Samstag, 1. Juni, es ist Nacht. Nachdem die Apfelbaums den ganzen Tag über in "Hab-Acht-Stellung" waren, liegt Gerhard Apfelbaum im Halbschlaf auf dem Sofa. Plötzlich geht alles ganz schnell: Sirenengeheul, Lautsprecherdurchsagen, große Aufregung. Die Feuerwehr steht vor der Tür. "Der gesamte Wörleweg musste evakuiert werden", berichtet Uschi Apfelbaum. "Wir waren erstmal schockiert und ratlos. Die Feuerwehr meinte, dass es sich nicht um eine Jahrhundert-, sondern um eine Jahrtausendflut handelt." Da die Schmutter nicht weit vom Stall entfernt ist, stellt sich nun die dringende Frage: Wohin mit den Pferden? Eine Antwort muss schnell gefunden werden, denn der Wasserpegel steigt rasch an. Da kommt Uschi Apfelbaum eine Idee.

    Hochwasser in Druisheim: Zwischen Bangen und Erschöpfung

    Das Islandpferdehöfle ist kein gewöhnlicher Hof, die Apfelbaums bieten nämlich dort heilpädagogisches Reiten an. Die Pferde sind speziell für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit besonderen Bedürfnissen ausgebildet. Uschi Apfelbaum, ehemalige Erzieherin, hat vor 18 Jahren ihren großen Traum wahr werden lassen und diesen besonderen Ort geschaffen. "Ein normaler Isländer kostet allein an die 10.000 Euro. Die spezielle Ausbildung zum Therapiepferd ist sehr zeit- und kostenintensiv. Wenn den Ponys etwas passiert wäre, wäre das unser Bankrott gewesen", sagt Apfelbaum. "Zudem ist der Hof aus unserer eigenen Hand entstanden. Da hängt enorm viel Herzblut mit dran."

    Auf dieser Koppel wurden die Pferde evakuiert. Doch dank des Starkregens schwoll auch dort das Wasser an. Eine Woche später ist alles wieder trocken. Was bleibt, ist der Schlamm.
    Auf dieser Koppel wurden die Pferde evakuiert. Doch dank des Starkregens schwoll auch dort das Wasser an. Eine Woche später ist alles wieder trocken. Was bleibt, ist der Schlamm. Foto: Uschi Apfelbaum, Mariana Silva Lindner

    Zusätzlich zum Stall verfügt der Hof über eine weitere Koppel auf einem Hügel. "Diese Koppel war unser Plan B. Mit Stirnlampen ausgerüstet führten wir alle sieben Pferde nacheinander dort hin, zwischen Feuerwehrblaulicht und Sirenengeheul." Die nächsten Stunden und Tage waren ein Kraftakt. "Wir haben zwei Tage nicht geschlafen", erzählt Uschi. Stündlich stieg das Wasser, die Wiesen waren komplett geflutet, der Damm zur Schmutter unter Wasser, alles ein einziger riesiger See. 

    "So etwas existenz- und lebensbedrohliches haben wir noch nie erlebt"

    Ein kleiner Erfolgsmoment zeichnete sich ab, als am Dienstag das Wasser begann, sich zurückzuziehen. Doch dann begann die eigentliche Arbeit. "Seit Dienstag sind wir nur am Putzen und Schrubben, denn die Böden, der Stall und die Koppel – alles ist voller Schlamm," berichtet Uschi Apfelbaum. Hinzu kommen Sachschäden, beispielsweise bei Futter und Getreide, die sich auf mehrere Tausend Euro belaufen. Außerdem müssen sie Ausfälle bei Klienten hinnehmen. "Das ist für die Klienten natürlich auch belastend, denn sie sind auf die Stabilität angewiesen." Wann der Regelbetrieb für Therapiestunden wieder aufgenommen werden kann, ist noch ungewiss. Die Apfelbaums sind sich sicher: "So etwas Existenz- und Lebensbedrohliches haben wir noch nie erlebt." 

    Dabei hatten sie dennoch "Glück im Unglück". Die Sattelkammer konnten sie rechtzeitig ausräumen und auch die Pferde sind relativ gut davon gekommen. "Es war wichtig, dass wir die Ruhe bewahren, damit die Tiere sich sicher fühlen", erklärt Uschi Apfelbaum. "Ich denke, genau das hat mir selbst auch Ruhe gegeben." Zusätzlichen Halt findet sie bei ihrem Ehemann: "Wir stehen miteinander und sind ein Team." Auch Hilfe von Nachbarn war eine wertvolle Unterstützung.

    Der lange Weg zurück zur Normalität

    Es gibt noch viel zu tun auf dem Hof, bis Normalität und Alltag wieder einkehren. "Das wird tierisch teuer. Wir sitzen auf mehreren Tausend Euro Schaden und müssen uns nun Geld von der Familie oder von Verbänden leihen." Zudem kritisiert Apfelbaum: "Wir haben auch versucht, Soforthilfen zu beantragen. Man hat uns versprochen, dass dies unkompliziert und schnell geschehen würde, doch bislang war es noch nicht möglich."

    Der Auslauf vom Islandpferdehöfle ist für die Pferde wieder begehbar. Das Hochwasser setzte den Stall komplett unter Wasser.
    Der Auslauf vom Islandpferdehöfle ist für die Pferde wieder begehbar. Das Hochwasser setzte den Stall komplett unter Wasser. Foto: Mariana Silva Lindner

    Trotz allem zeigen sich die Apfelbaums dankbar. "Wir sind relativ glimpflich davongekommen. Aus Krisen wächst man, wir gehen noch stärker aus dieser Katastrophe heraus." Während Uschi spricht, trottet ein Pony langsam und gemächlich seine Runden um den Stall. "Das gibt uns Hoffnung, dass wir auch diese Herausforderung meistern werden." 

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