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Mertingen: Was Fendt Caravan trotz voller Auftragsbücher große Sorgen bereitet

Mertingen

Was Fendt Caravan trotz voller Auftragsbücher große Sorgen bereitet

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    Fendt Caravan ist gut durch die Corona-Krise gekommen. Der Umsatz als auch die Mitarbeiterzahl sind auch heuer gestiegen bei dem Wohnwagen-Hersteller aus Mertingen.
    Fendt Caravan ist gut durch die Corona-Krise gekommen. Der Umsatz als auch die Mitarbeiterzahl sind auch heuer gestiegen bei dem Wohnwagen-Hersteller aus Mertingen. Foto: Thomas Hilgendorf

    Es ist Sommer, es ist warm. Die Menschen sehnen sich nach Urlaub – und viele bestellen, nach wie vor unter dem Eindruck der Corona-Abstandsregeln, eifrig Wohnwagen. Es könnte alles so gut laufen beim Mertinger

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    Auf die Frage, wo es denn an Personal fehle, fällt die Antwort von Geschäftsführer und Vertriebsleiter Hans Frindte kurz und knapp aus: "Querbeet, in allen Bereichen." Produktionsleiter Andreas Dirr konkretisiert: Ein Wohnwagen sei so etwas wie ein kleines Haus. Fendt Caravan brauche also so ziemlich alle Gewerke, die auch ein Häuslebauer benötigt – Schreiner, Heizungsbauer, Metallarbeiter, und, und, und. Der Markt sei aber quasi leergefegt. "Auf allen Kanälen" suche man, sagt Dirr.

    Der Mertinger Wohnwagen-Hersteller kann wirtschaftlich nicht klagen

    Denn andererseits kann der Mertinger Caravan-Hersteller wirklich nicht klagen, die Zahlen sprechen für sich: Der Umsatz ist heuer auf 217 Millionen Euro gestiegen, von zuvor 191,5 Millionen; 9900 Wohnwägen haben die Mertinger ausgeliefert, 2021 waren es noch 9260. Aktuell gehen davon 55,2 Prozent in den Export. Auch das Personal wurde zuletzt aufgestockt: 852 Menschen arbeiten in dem weitläufigen Werk im Industriegebiet zwischen Mertingen und Bäumenheim an der B2. Die Fendt-Wohnwagen haben ihren Hauptabsatzmarkt nach wie vor in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich, doch exportiert wird neben weiteren europäischen Ländern auch bis nach Chile, Japan und Neuseeland. Und bis dato auch in die Ukraine.

    Sind zufrieden und bleiben zuversichtlich: (v.l.) Andreas Dirr, Hans Frindte und Thomas Kamm von Fendt Caravan.
    Sind zufrieden und bleiben zuversichtlich: (v.l.) Andreas Dirr, Hans Frindte und Thomas Kamm von Fendt Caravan. Foto: Thomas Hilgendorf

    Eben jenes vom Krieg getroffene Land liefert auch das Stichwort zu den Problemen, vor denen, wie andere Industriebetriebe hierzulande, auch Fendt Caravan steht: Die Energiekosten steigen eklatant. Zudem: Nicht mehr alles an für den Wohnwagenbau notwendigem Material ist "just in time" – also: sofort – lieferbar. "Wir haben gerade von unserem Gaslieferanten eine um 35 Prozent erhöhte Abschlags-Rechnung bekommen", sagt Marketingleiter Thomas Kamm. Sorge bereitet daneben auch der erwähnte Materialmangel, der bedingt durch gestörte Lieferketten seit ein bis zwei Jahren stark spürbar sei. "Wir mussten unsere Wohnwagen mit Sperrholzplatten im Türbereich schließen, weil eben zeitweise keine Türen lieferbar waren", berichtet Kamm weiter. Auch Kabel mussten, weil sie temporär nicht zu bekommen waren, aufwendig auf dem Hof des Werks nachgerüstet werden. Man brauche nun für fast jedes Bauteil mehrere Lieferanten in der Hinterhand; teils kommen nun kleinere Betriebe in Deutschland und Europa wieder zum Zug. Die Preise steigen auch dadurch; "auch unsere Wohnwagen werden teurer", resümiert Kamm.

    Fendt Caravan will "jünger und spritziger" werden

    Ab 23.000 Euro beginnen die Preise bei Fendt Caravan, das teuerste Modell liegt bei 49.000 Euro. Sorgen um ausreichend Abnehmer musste man sich bislang nicht machen. Laut einer Studie, die Kamm zitiert, liegt die Kundentreue bei 76 Prozent, bei der Konkurrenz im Schnitt nur bei 46 Prozent. Trotzdem haben die Mertinger ihr Programm ausgeweitet. "Jünger und spritziger" wolle man werden, erklärt Frindte. Das wolle man mit dem Beginner-Modell "Apero" schaffen: kompakt, modern, aber trotzdem bodenständig und wertig. Dazu bietet Fendt Caravan ab Montag eine eigene App an, mit der der Wohnwagen "gesteuert" werden kann: Licht, Heizung, et cetera.

    Man will weiter kreativ bleiben in Mertingen. Und trotz der angespannten Weltlage und all ihrer Konsequenzen auch hoffnungsvoll. Die Zahlen, die man vorweisen kann, sie stimmen jedenfalls in wirtschaftlicher Hinsicht durchaus zuversichtlich.

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