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Mertingen: Streik: Zott-Arbeiter legen Spätschicht in Mertingen lahm

Mertingen

Streik: Zott-Arbeiter legen Spätschicht in Mertingen lahm

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    Solidarisch mit 19.000 Beschäftigten der Milchindustrie: Nach langer Zeit gab es am Donnerstag einen Warnstreik bei Zott in Mertingen.
    Solidarisch mit 19.000 Beschäftigten der Milchindustrie: Nach langer Zeit gab es am Donnerstag einen Warnstreik bei Zott in Mertingen. Foto: Thomas Hilgendorf

    "Keine saure Milch beim Lohn" - so titelte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Donnerstagnachmittag vor dem Zott-Werk in Mertingen: Mit einem Milch-Warnstreik machten gut 350 Beschäftigte der Molkerei Druck auf die Arbeitgeber.

    Laura Schimmel von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Schwaben sagte, dass es Zeit sei, dass die Beschäftigten der Milchwirtschaft in Schwaben "jetzt mal ordentlich auf die Sahne hauen". Der Branche gehe es insgesamt alles andere als schlecht: "Die Milchindustrie läuft gut." Die Gewerkschaft habe bei Befragungen an den Werkstoren zuletzt eruiert, dass Lohnzuwächse bei den Beschäftigten vor allem aufgrund inflationsbedingt gestiegener Lebenshaltungskosten dringend nötig seien. Hierzu habe man genaue Zahlenwerte in Euro abgefragt und ausgewertet. Heraus kam nun der Betrag, für den gestreikt wird: 411 Euro pro Monat mehr für alle Beschäftigten. Auszubildende sollen 100 Euro pro Monat mehr in der Tasche haben "und mehr Zeit für die Prüfungsvorbereitung haben". Darüber hinaus möchte die Gewerkschaft eine Fahrkostenerstattung zur Berufsschule erreichen.

    Lohnentwicklung hinke der anderer Branchen hinterher

    Die Lohnentwicklung in der Milchindustrie hinke jener in anderen Branchen hinterher, so Schimmel - die Kosten der Beschäftigten hingegen seien zuletzt merklich angestiegen. Derweil handle es sich bei der Milchindustrie um einen Wachstumszweig. Die hier hergestellten Produkte seien "Lebensmittel, die regelmäßig gekauft werden, keine Luxusartikel". Und Schimmel fügte am Donnerstag vor den laut Gewerkschaft zwischen 300 und 400 Streikenden auf dem Parkplatz vor dem Werk 2 hinzu: "Auch wir wollen uns den Zott-Sahnejoghurt leisten können." Von den über die Monate teils eklatant gestiegenen

    Zott in Mertingen hat laut Angaben der NGG gut 1400 Beschäftigte. Wie Gewerkschafterin Schimmel gegenüber der Redaktion erklärte, seien diesmal nur die Arbeiter der Spätschicht aufgerufen gewesen, sich an dem Warnstreik zu beteiligen. Vor Ort zeigten sich aber auch zahlreiche Beschäftigte der Frühschicht solidarisch. Am Beispiel Zott in Mertingen sehe man, dass es der Branche gut gehe - der Betrieb arbeite in drei Schichten, zudem gebe es Wochenendarbeit: "Die Belastung hat zugenommen", fasste Schimmel es im Gespräch mit der Redaktion zusammen. Betriebsratsvorsitzender Klaus Bauer stellte des Weiteren klar: "Wir streiken nicht gegen Zott, sondern solidarisch für die 19.000 Beschäftigten in der Branche in Bayern." Man habe zwar "ein gutes Umfeld bei Zott" sowie "gute Bedingungen" und die Loyalität zu dem Familienunternehmen sei hoch (seit gut zwölf Jahren sei es der erste Streik bei Zott in Mertingen), aber die Belastungen durch die Inflation, ja, durch die Krise insgesamt, "sie hallt nach". Auch deswegen müssten nun die Löhne steigen.

    Zwei große Milchindustrie-Betriebe in Nordschwaben

    Der Warnstreik am Donnerstag in Mertingen ist als Schuss vor den Bug des Arbeitgeberverbands zu verstehen. Erste Tarifgespräche waren für die Gewerkschaft nicht zufriedenstellend verlaufen, betonte NGG-Vertreterin Schimmel. Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlungsrunde eine Lohnerhöhung von drei Prozent in diesem und weiteren zwei Prozent im kommenden Jahr angeboten. Das liege "deutlich" unter der gewerkschaftlichen Forderung. 

    Ob es längere Streiks bei Zott sowie in weiteren Molkereien geben wird, hängt wohl stark von der nächsten Tarifverhandlungsrunde in der kommenden Woche, am 26. Juni, ab. "Es kommt auf das Arbeitgeber-Angebot an", so Schimmel. Sie rief die nicht organisierten Kollegen auf, der Gewerkschaft beizutreten, da nur dadurch weiterhin ordentliche Tarifverträge zustande kämen: "Tarifpolitik hängt davon ab, ob viele Arbeitnehmer gewerkschaftlich organsiert sind."

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