Das Thema ist unpopulär und die Mitglieder des Gemeinderates in Mertingen werden damit kaum punkten. „Aber wir kommen um eine Lösung nicht herum“, sagt Bürgermeister Veit Meggle. Betroffen von einer möglicherweise unangenehmen Entscheidung sind annähernd 160 Grundstücksbesitzer. Sie leiten ihr Regenwasser bislang in den Straßenentwässerungskanal der Kreisstraße DON 28 ein. „Alles rechtens“, wie eine Überprüfung ergeben hat, „aber der langjährige Wasserrechtsbescheid ist abgelaufen“. Und nun?
Ins Rollen gekommen ist das Thema mit den Plänen des Landkreises, die DON 28 im Jahr 2027 von der Einmündung Heißesheim quer durch Mertingen bis zur Abzweigung nach Lauterbach zu erneuern. Im gleichen Zug, was Usus ist, muss die Gemeinde dafür sorgen, dass der Unterbau erneuert wird. Bei dem bestehenden Regenwasserkanal in der Kreisstraße handelt es sich im Wesentlichen um einen Straßenentwässerungskanal mit Fremdzufluss durch private Anlieger. Offensichtlich haben die Anlieger ohne Revisionsschacht Regenrohre an den Kanal angeschlossen. Wie Bürgermeister Meggle ausführte, sei eine dezentrale Versicherung von Straßenablaufwasser aufgrund von teils hohen Grundwasserbeständen nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich.
Mertingen: Bürgermeister Meggle stellt Lösungen vor
Was also tun? Für die Berechnung der Regenrückhaltung und Dimensionierung der Reinigungsstufe sollen die Flächen festgestellt werden. Ein externes Büro soll die Einleitungsflächen erfassen, mögliche Kosten errechnen und die laufenden Kosten ermitteln. Die betroffenen Grundstücksbesitzer, so die Entscheidung im Gemeinderat, sollen nun Fragebögen erhalten, um die angeschlossenen und versiegelten Flächen anzugeben. Bei einer Informationsveranstaltung im Herbst will ein Expertenteam die Bürgerschaft informieren, gleichzeitig aber auch eine Hotline einrichten.
Schon jetzt steht fest: Die Einleitung von Oberflächenwasser in den Moosgraben wird künftig wohl nicht mehr kostenlos sein, wie dies seit Bau des Straßenentwässerungskanals in den 1980er Jahren ist. „Wird durch den Gemeinderat entschieden, dass die Einleitung künftig kostenpflichtig sein wird, ist zu überlegen, ob eine Kostenpflicht für alle Bereiche in Mertingen einheitlich eingeführt wird“, erklärte Bürgermeister Meggle. Er verwies auf den Ortsteil Druisheim, wo der Abwasserkanal als Mischwasserkanal ausgebaut worden sei und Regenwasser gemeinsam mit dem Schmutzwasser abgeleitet werde.
Hochwasser hat Brisanz des Themas Wasser aufgezeigt
Grundsätzliches Ziel sollte es sein, so Meggle, im Zuge dieses Verfahrens möglichst viele private Flächen selbst zu versickern und damit das Wasser auf dem Grundstück zu behalten, soweit dies baulich, geologisch und auch wirtschaftlich vertretbar sei. Das Hochwasserereignis vom Juni hat die Brisanz vor Augen geführt, wird das private Wasser durch den Wasserkanal bislang doch zum Moosgraben geleitet.
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