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Mertingen: Fendt Caravan zieht Bilanz: "Wir sind wirklich made in Germany"

Mertingen

Fendt Caravan zieht Bilanz: "Wir sind wirklich made in Germany"

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    Bleiben optimistisch: (von links) Hans Frindte, Thomas Kamm und Andreas Dirr.
    Bleiben optimistisch: (von links) Hans Frindte, Thomas Kamm und Andreas Dirr. Foto: Thomas Hilgendorf

    Die weiße Flotte an der B2 in Mertingen stellt mehr dar als nur eine Reihe neuer Caravans auf einem Parkplatz. Wohnwagen könnten dieser Tage ein Gratmesser sein für den Wohlstand des Landes: Sie sind nicht existenziell notwendig - sondern etwas Zusätzliches, ein Luxusartikel. Demnach läuten zwar noch nicht die Alarmglocken, aber der wirtschaftliche Seismograph hat durchaus ernstzunehmende Ausschläge. Für das Beispiel Mertingen heißt das konkret: Fendt Caravan steht einerseits zwar insgesamt recht stabil da, andererseits hat man zuletzt aber einige Federn lassen müssen. Die Firma musste sich erstmals seit Jahren von Mitarbeitern trennen, und auch im Verkauf hatte der Wohnwagenhersteller Einbußen hinzunehmen. Trotzdem ist man guter Dinge in den Werkhallen an der B2.

    Der Seismograph dürfte ein passendes Bild für vieles sein momentan. Das Gerät zur Messung physikalischer Schwankungen zeigt die Ausschläge zwischen Ruhe und Erschütterung an. Und so wirken auch die Zahlen, welche die Führung des Mertinger Caravanherstellers am Donnerstagvormittag in der Konzernzentrale präsentierte, ein wenig uneindeutig: Der Absatz ist einerseits alles andere als schlecht, in den Top-Wohnwagennationen steht Fendt sogar teils unangefochten an der Spitze. Andererseits muss die Caravan-Branche insgesamt kämpfen. Allerdings hatten sich die Produzenten europaweit während der Coronapandemie schier auf Wolke sieben befunden: Die Menschen bestellten aufgrund der Einschränkungen in Hotels und Ferienwohnungen die flexiblen Wohnanhänger zuhauf. Von diesem hohen Niveau sei man nun wieder ein Stückweit in der Realität „normaler“ Absatzzahlen von vor 2020 gelandet, erklärte Hans Frindte, Abteilungsleiter Verkauf am Donnerstag bei der Vorstellung der Unternehmenszahlen.

    Absatz sinkt bei Fendt von 9740 auf 8540 Wohnwagen im Jahr

    2023 verkaufte man 9740 Wohnwagen in Mertingen, 2024 sind es (hochgerechnet) 8540 Stück. Die Absatzzahlen gleichen aktuell laut Frindte nun jenen der Vor-Corona-Zeit. Dies sei auch bei den Mitarbeiterzahlen ähnlich. Aktuell sind bei Fendt Caravan 779 Personen beschäftigt, inklusive Auszubildenden und den 55 Leiharbeitern. Im Vorjahr lag die Zahl bei 848. Der Umsatz sank von 242 auf 222 Millionen Euro. Die Mitarbeiterreduzierung sei ausschließlich im Bereich der Leiharbeit erfolgt, erläuterte Frindte. Geschäftsführer Andreas Dirr merkte an, dass der Mitarbeiterstamm - die im Werk Festangestellten, die mit über 700 Personen das Gros ausmachten - gehalten werden solle: "Aus aktueller Sicht ist das gesichert." Jedoch hänge dies immer auch von der Entwicklung des Marktes ab.

    Neue Innovation von Fendt: ein Homeoffice-Caravan.
    Neue Innovation von Fendt: ein Homeoffice-Caravan. Foto: Thomas Hilgendorf

    Die zeige sich mittlerweile andernorts in Europa deutlich besser als am Heimatstandtort Deutschland. In Frankreich sei Fendt Caravan "unangefochten", wie Dirr betonte, die Nummer eins mit 2089 verkauften Wohnwagen, was einem Zuwachs von 35,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Marktanteil dort: 38,7 Prozent. Deutschland indes bleibt mit 2668 abgesetzten Wagen der wichtigste Markt, hier steht man hinter dem Mutterkonzern Hobby immerhin auf einem respektablen zweiten Platz. 

    Kamm: Einige Märkte sind massiv eingebrochen

    Marketingleiter Thomas Kamm erklärte, dass einige Märkte im Zuge örtlicher wirtschaftlicher Probleme zum Teil "massiv" eingebrochen seien, so etwa in Skandinavien. Dort hätten die Hauskredite oft kürzeste Laufzeiten; sie seien mitunter von einem auf acht Prozent bei den Zinsen gestiegen. "Die Menschen dort sparen dann natürlich, um ihr Haus irgendwie halten zu können." Der Gesamtmarkt werde in geopolitisch problematischen Zeiten "schwierig", prognostizierte Kamm. Dennoch: Bei Fendt Caravan sei man zuversichtlich, allem voran wegen der positiven Entwicklungen der Top-Wohnwagen-Märkte Frankreich und den Niederlanden. Auch Spanien sei im Kommen - ein Dämpfer sei dahingegen heuer Italien. Deutschland zeigt sich wie gesagt als komplizierter Markt: Die Absatzzahlen seien besser als die Stimmung.

    Geschäftsführer Dirr kritisiert hierbei allem voran die Politik der Bundesregierung, die in den Unternehmen für teils enorme Verunsicherung sorge: "Man weiß nie, was morgen kommt, was wieder angekündigt wird." Ob energiepolitische oder gesamtökonomische Entscheidungen - es gebe keine klare Linie, auf die sich die heimische Industrie derzeit verlassen könne, so Dirr, der auch IHK-Vorsitzender im Kreis Donau-Ries ist. 

    Fendt Caravan hat bewusst keine Einsteigermodelle

    Derweil wollen die Mertinger Wohnwagenbauer weiter im Bereich der Mittel- und Oberklasse punkten. Die Einsteigermodell habe man bewusst vom Markt genommen, sagte Verkaufsleiter Frindte. Die Fendt-Kundschaft erwarte Qualität und Wertigkeit und die gebe es nicht zum ganz kleinen Preis.

    Neben dem hohen Qualitätsanspruch möchten die Mertinger auch weiterhin in Sachen Innovation ganz vorne mitspielen. Seit Januar ist der sogenannter Concept Caravan auf dem Markt - ein rollendes Homeoffice für gut 30.000 Euro. Die breite Produktpalette der Mittel- und Oberklasse mit insgesamt 33 Grundmodelle schließt die Premiumlinie Diamant ab, die nun preislich die 50.000-Euro-Marke geknackt hat.

    Trotz der komplizierten ökomischen Lage, die auch der Geopolitik sowie hierzulande stark der Inflation geschuldet sei - aber eben auch der politischen Verunsicherung -, zeigen sich die Mertinger optimistisch: "Der Konjunkturmotor wird wieder anspringen", sagte Dirr. Er richtete eine dringenden Apell gen Berlin: "Kriegt die Inflation in den Griff!" Unterdessen lieferte die Führung ein konsequentes Bekenntnis zum Standort Deutschland: "Wir haben hier unser Werk und planen keine Verlagerung ins Ausland. Wir sind wirklich made in Germany." Hier habe man hervorragend ausgebildete Fachleute, die immer wieder für Innovationen sorgten. Das kann als gute Nachricht in diesen komplizierten Tagen gewertet werden. 

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