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Mertingen: 14 Kilometer Wärmenetz: Mertingen schließt weitere Gebiete an

Mertingen

14 Kilometer Wärmenetz: Mertingen schließt weitere Gebiete an

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    Große Teile Mertingens wurden bereits an das kommunale Wärmenetz angeschlossen.
    Große Teile Mertingens wurden bereits an das kommunale Wärmenetz angeschlossen. Foto: Helmut Bissinger

    So früh wie Mertingen haben wenige Kommunen ein Konzept für Nahwärme erarbeitet. Es ist zwar nicht die erste Gemeinde, die sich komplett auf erneuerbare Energien umstellen will, aber die Entwicklung hat durchaus Pioniercharakter. Mittlerweile setzt auch die Regierung auf Nahwärme und fordert Städte und Gemeinden auf, Netze zu entwickeln, damit sich Liegenschaftsbesitzer anschließen können. In Mertingen beobachtet man das alles mit Interesse, während man selbst bereits in den 20. Bauabschnitt für das Wärmenetz geht. Begonnen hat hier alles, als das Thema noch kaum jemand auf dem Schirm hatte.

    Bereits 2014 stand zunächst eine Machbarkeitsstudie an. „Das Ergebnis hat damals gezeigt, dass es in Mertingen ein großes Wärmepotenzial, aber auch Umrüstungsbedarf gibt“, blickt Jörg Baumgärtner zurück. Er ist Mertingens Kämmerer, inzwischen aber auch Geschäftsführer der ProTherm Mertingen GmbH. Im Februar 2016 wurde die Firma gegründet und erste Wärmelieferverträge mit Interessenten abgeschlossen, um dann im April 2017 erstmals Wärme durchs Netz zu schicken. Mittlerweile liegt unter den Straßen Mertingens ein 14 Kilometer langes Wärmenetz. 

    Mertingen ist Mehrheitseigentümer der ProTherm GmbH

    „Es ist eine Verflechtung, die sauber geregelt und zu einem Erfolgsmodell geworden ist“, sagt Baumgärtner. Nun stellte er bei einer Informationsveranstaltung vor, was demnächst im 20. Bauabschnitt geplant ist. „Mit der sogenannten Musikersiedlung und der Bebauung Frühmessweg stehen schon die letzten zwei großen Bestandssiedlungen zur Erschließung an“, erklärte er. Vorgesehen ist außerdem, das Netz in den Memel- und Pommernweg sowie auch in die Schlesierstraße zu verlegen. Baumgärtner: „Davon könnten 150 Eigentümer profitieren.“ Mehr als 100 Frauen und Männer ließen sich im Saal der Alten Brauerei informieren.

    An der ProTherm GmbH ist die Kommune Mehrheitseigentümer. Ihr gehören 55 Prozent. Der Rest ist im Besitz der GP Joule. Die gelegentliche Anmerkung, dass die Kommune ihr eigenes Unternehmen mit Steuergeldern unterstütze, weisen Bürgermeister Veit Meggle und Kämmerer Baumgärtner zurück. Demnach bedient sich die ProTherm GmbH für den Ausbau des Wärmenetzes mit Bankdarlehen, die durch kommunale Ausfallbürgschaften abgesichert seien. 

    Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger, die sich mit einem Neuanschluss beschäftigen, galt dem Bezug der Wärme. „Bislang haben wir zur Versorgung die Abwärmen aus Biogas- und Hackgutanlagen sowie Industriewärme genutzt“, erläuterte der Geschäftsführer. Aufgrund des großen Interesses reichten diese Wärmemengen nun nicht mehr aus. Deshalb werde derzeit die erste eigene Heizzentrale gebaut. 

    ProTherm GmbH will Freiflächen-PV-Anlagen auf 28 Hektar Fläche

    Eine der Interessentinnen war Ulrike Sultrup. Sie habe neu gebaut, erzählt sie, und betreibe in dem Gebäude eine Gasheizung. Der Umstieg käme für sie jetzt noch nicht infrage, doch vielleicht lasse sie sich vorsorglich einen Anschluss legen. Von einem „attraktiven Aspekt“ spricht Andreas Kundinger, der eine Immobilie in Mertingen vermietet hat. Über kurz oder lang will auch er überlegen, von Gas auf Nahwärme zu wechseln. 

    Längst hat die Gemeinde parallel zur Privatversorgung den Stromhunger der Großbetriebe im Auge, die in Mertingen ihren Standort haben. In größerem Stil will die ProTherm GmbH Freiflächen-Photovoltaikanlagen bauen. Vorgesehen hierfür: 28 Hektar Fläche. „Damit wollen wir unsere Industrie mit regenerativem und regionalem Strom versorgen.“ Eine Industrie-Wärmepumpe entsteht derzeit, weitere sind im künftigen Gewerbegebiet an der Heißesheimer Straße – je nach Bedarf – ins Auge gefasst. 

    Der 20. wird wohl nicht der letzte Bauabschnitt zur Nahwärmeversorgung sein. Unabhängig davon werden in den Neubaugebieten von „Mertingen Süd“ Wärmeleitungen verlegt, aber auch die Bürgerinnen und Bürger des Ortsteils Druisheim könnten demnächst die Möglichkeit bekommen, ihre Häuser anzuschließen. Baumgärtner: „Erste Überlegungen gibt es dafür.“

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