Nebel, Schnee und Kälte – zwei Frauen und sechs Herren lassen sich von dem trüben Dezember-Samstag nicht beirren. Von langer Hand geplant und vielseitig unterstützt, werden 31 Apfel- und sechs Birnbäume dorthin gepflanzt, wo bis vor einem Jahr noch Wildnis das Hanggrundstück beherrschte. Einen schönen Ausblick hätte man von hier, wäre da nicht der Nebel. Aber um den geht es heute nicht. Den Blick auf den Donau-Auwald kann man im nächsten Sommer genießen, die erste Früchte der Arbeit vielleicht schon im Herbst ernten.
Der Imkerverein Marxheim zählt 15 Mitglieder. Er hat sich der Biotope am Ghagweg – das ist die Verlängerung der Pfalzstraße nach dem Ortsende – angenommen. Die Gemeinde hat das gut 3000 Quadratmeter große Grundstück zum Weg „Am Weinberg“ und zwei schmale Flächen in Richtung Biogas-Anlage zur Verfügung gestellt, dazu die Pflöcke und den Verbissschutz. Den Bagger stellt eine örtliche Firma zur Verfügung, die Bäume kommen aus einer regionalen Baumschule in Möttingen. Auf Sämlingen veredelt sind die alten und einheimischen Baumsorten und „wurzelnackt“ ausgeliefert. Kaiser Wilhelm ist beispielsweise darunter, auch Boskop oder der Kesseltaler Streifling. 45 Euro erhält der Imkerverein pro Baum vom Amt für Ländliche Entwicklung Krumbach aus dem Programm „Streuobst für alle“, so die Vorsitzende Heidrun Baur, die auch bei der Aktion aktiv ist.
Mittels Erdbohrer, angetrieben vom Bagger, werden die Pflanzlöcher im nicht gefrorenen Boden hergestellt. Das Team pflanzt ein, setzt mit einer Ramme die Pflöcke, befestigt die Bäume. Die Streuobstwiese wird Tafel- und Lageräpfel liefern und eine Bereicherung für die Landschaft werden.
Die Lücken waren durch Eschen ersetzt worden
Bis es so weit war, hatte der Zweite Vorsitzende Franz Gruber mit Team viel Pionierarbeit in der „Wildnis“ zu leisten. In der alten Streuobstwiese waren vor rund 35 Jahren die entstandenen Lücken durch Eschen ersetzt worden. Und die waren durch das von einem Pilz verursachte Triebsterben massiv geschädigt. Einige Obstbäume sind durch Vernässung kaputtgegangen.
Weit über 100 Kubikmeter Stamm- und Astholz ergab die Beseitigung der Eschen, dazu kamen samt dem Pflegeschnitt der „überlebensfähigen“ Obstbäume noch 30 Kubikmeter Hackschnitzel, berichtet Franz Gruber. Im Vegetationsjahr 2023 wunderte sich der Landschaftsgärtner im Ruhestand zunächst, dass die zurückgeschnittenen Bäume kaum Wuchs zeigten. Doch dann wurde ihm klar, dass der Altbestand von der Wildnis samt den schmarotzenden Misteln seiner Assimilate beraubt war und erst in den nächsten Jahren – bildlich gesprochen – wieder frei atmen könne.
Nach dem nebeligen Dezember-Samstag sind die Aussichten durchwegs positiv: Altbestand und neue Bäume sollen gemeinsam das Landschaftsbild und die Obstkörbe bereichern – dazu den Bienen und anderen Insekten zusätzliche Nahrung geben. Das Projekt wurde im Vorfeld auch mit der unteren Naturschutzbehörde abgestimmt, wobei die Streuobstwiese ebenso hochwertig wie die vormalige Brach-Gehölzfläche eingestuft wurde.