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Marxheim: Marxheim hat jetzt ein vollständiges Archiv seiner Altgemeinden

Marxheim

Marxheim hat jetzt ein vollständiges Archiv seiner Altgemeinden

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    Franz Josef Merkl (links) übergab das Findbuch Schweinspoint im „Archivkeller“ des Rathauses Marxheim an Bürgermeister Alois Schiegg, im Hintergrund die Kartons mit dem geordneten Schriftgut der ehemaligen Gemeinden.
    Franz Josef Merkl (links) übergab das Findbuch Schweinspoint im „Archivkeller“ des Rathauses Marxheim an Bürgermeister Alois Schiegg, im Hintergrund die Kartons mit dem geordneten Schriftgut der ehemaligen Gemeinden. Foto: Adalbert Riehl

    „Mich hat es sehr gefreut, als Alois mich bat, die Bestände der früheren Gemeinde Schweinspoint zu sichten, zu ordnen und in einem Findbuch zu erfassen“, so Dr. Franz Josef Merkl. Die Unterlagen der früheren Gemeinden Burgmannshofen, Gansheim, Graisbach, Marxheim und Neuhausen hatte Alexander Usler vor über 30 Jahren archiviert; er erhielt in seiner Heimatstadt eine unbefristete Stelle und musste damals die Marxheimer „Aktion“ abbrechen. Schweinspoint kam als letzte „Altgemeinde“ 1978 zu Marxheim, ihre Bestände konnten nicht mehr bearbeitet werden - bis jetzt.

    Bürgermeister Alois Schiegg war nicht nur ein Anliegen, die Schweinspointer Unterlagen in Ordnung zu bringen. „Ich habe ihn während der Bearbeitung als sehr interessierten Kulturbürgermeister erlebt und mich haben einige Parallelüberlieferungen zum Archiv der Stiftung St. Johannes überrascht“, so Merkl, der auch deren Schriftgut archivierte. Geplant ist für den Winter ein Vortrag zu den „Schweinspointer Schätzen aus Papier“, die jetzt der Forschung zugänglich sind.

    Archivierung in Marxheim: Es gab einige Überraschungen

    Der Bestand umfasst 37 Bücher, 85 Urkunden und knapp 400 Akteneinheiten, beginnend mit den Gemeinderechnungen 1847/48. Einige Überraschungen kamen dabei zu Tage – wie etwa die „Gemeinde-Krankenversicherungskasse Schweinspoint“ von 1889. Aus dem Kriegsjahr 1914 ist das Plakat erhalten, mit dem König Ludwig III. die Mobilmachung befahl. Zur Demokratiegeschichte gibt es Unterlagen wie die zur Kommunalwahl 1919, der ersten im Freistaat Bayern.

    In der Zeit des Dritten Reiches wird die Abschaffung der Demokratie auch vor Ort deutlich, wurde der Bürgermeister ab 1933 doch von Partei und Aufsichtsbehörde eingesetzt. Ihr vollkommenes Ende kam mit der Deutschen Gemeindeordnung von 1935; hier ist der Beschluss über die „Hauptsatzung“ erhalten. Der Gemeinderat wurde berufen und hatte nur noch beratende Funktion. Von der Rückkehr der Demokratie zeugt die Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung 1946 – es sind alle Stimmzettel erhalten! „Zahlreiche weitere Wahlunterlagen, wie die der spannenden Bürgermeisterstichwahl 1956, zeigen die Gemeinde als Herzkammer der Demokratie“, stellt Merkl fest.

    Auch das Kriegsende in Schweinspoint ist dokumentiert

    Die Zeit des Zweiten Weltkrieges ist durch zahlreiche „Kriegssterbefallanzeigen und durch die eingesetzten französischen Kriegsgefangenen belegt. Berichte über das Kriegende in Schweinspoint und die dabei zu Tode gekommenen französischen und italienischen Kriegsgefangenen und Militärinternierten sowie Bewohner der damaligen „Anstalt“ belegen eine lebensgefährliche Zeit. Aus den Unterlagen spricht die Not und das Flüchtlingselend. Für Bürgermeister Cyrill Kapfer und seinen Gemeinderat war es sehr schwierig, als unterste Ebene mit einschneidenden Maßnahmen dem Elend und der Obdachlosigkeit entgegenzuwirken.

    Die Demokratie kehrte nach 1945 zurück, der wirtschaftliche Aufschwung wurde zunehmend sichtbar, beispielsweise durch umfangreiche Bauunterlagen ab 1960. Verbunden war dieser Aufschwung mit einer wachsenden Bürokratie. Das Alltagsgeschäft wie das Ausstellen von Lohnsteuerkarten oder das Anmelden in der Sozialversicherung hinterließ viele Unterlagen. Die Landwirtschaft ist mit zahlreichen Viehzählungen und Anbauerhebungen dokumentiert. „Bereiteten nach den erhaltenen Unterlagen die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung schon immer viel Ärger und enorme Probleme, waren dazu jetzt große Bauprojekte zu schultern. Es ist kaum vorstellbar, wie die ehrenamtlichen Bürgermeister Cyrill Kapfer und Anton Hüttenhofer, die die Hauptlast zu tragen hatten, diese Aufgaben bewältigen konnten“, resümiert Franz Josef Merkl aus seiner Arbeit.

    Merkl übergab dieser Tage das „Findbuch Schweinspoint“ als Print und auf Datenstick an Bürgermeister Schiegg. Für die fünf in den 1990er Jahren archivierten Gemeinden lag diese Übersicht bereits vor. Diese Kartons der weiteren fünf ehemaligen Gemeinden enthalten sicher ebenso manchen heimatgeschichtlichen Schatz.

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