Kaisheim-Leitheim (wwi) - Schloss Leitheim, einer der schönsten Orte im Landkreis Donau-Ries und weit über diesen hinaus bekannt, hat einen neuen Eigentümer: Die Messerschmitt-Stiftung hat das gesamte Anwesen von der Familie von Tucher übernommen. Mit diesem Schritt sei die ideale Voraussetzung geschaffen, "dieses Kleinod zu erhalten", so Bernhard von Tucher gegenüber unserer Zeitung.
"Es bleibt im Wesentlichen alles beim Alten", erklärt Dr. Hans Heinrich von Srbik, Vorstandsvorsitzender der Messerschmitt-Stiftung, auf Anfrage der DZ. Der bisherige Schlossherr habe Wohnrecht, kümmere sich um die Schlosskonzerte und andere Veranstaltungen. "Ein Bruch wäre da eine Katastrophe gewesen. Wir werden ganz dezent agieren", so von Srbik. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.
Der Stiftungsvorstand betont, dass es auch für die größte private deutsche Denkmalschutzstiftung eine Besonderheit sei, ein Schloss zu erwerben. Bislang sei dies erst zweimal geschehen. So gehören der Messerschmitt-Stiftung Schloss Obernzenn in Franken und Schloss Meseberg nahe Berlin, das als Gästehaus der Bundesregierung immer wieder im Blickpunkt steht.
Dass die Stiftung nun auch Schloss Leitheim ihr Eigen nennt, hat nach Auskunft von Srbiks verschiedene Gründe. Das historische Gebäude sei der Denkmalschutz-Organisation bereits bestens bekannt gewesen. Als die Familie von Tucher in den 1990er Jahren das Schloss generalsanierte, finanzierte die Messerschmitt-Stiftung mit "einem erheblichen Betrag", so von Srbik, die Restaurierung der wertvollen Decke im Festsaal.
Verbindung zu MBB und Eurocopter
Daher habe man ein offenes Ohr gehabt, als Bernhard von Tucher vor einigen Monaten "auf uns zugekommen ist". Auch die Tatsache, dass die Donauwörther Firma Eurocopter - die vormals MBB hieß und damit den Namen des Stiftungsgründers Willy Messerschmitt (Messerschmitt-Bölkow-Blohm) in sich trug - mit dem Schloss in Kontakt stehe, habe einen Bezug geschaffen.
In einer Reihe von Gesprächen sei man sich handelseinig geworden, schildert Hans Heinrich von Srbik: "Möglichst viel, was mit der Geschichte in Leitheim zusammenhängt, sollte im Schloss bleiben." Deshalb habe die Stiftung auch einen erheblichen Teil des Inventars erworben. Die anderen auf dem Areal befindlichen Gebäude kaufte die Stiftung ebenfalls: "Wir wollten es im Block übernehmen, damit es nicht weiter zerstückelt wird."
Wie von Srbik berichtet, wird die Messerschmitt-Stiftung in absehbarer Zeit einiges Geld in Leitheim investieren. Im eigentlichen Schloss seien neue Toiletten und teilweise Fußböden denkbar. "Wir werden wohl auch noch ein paar schöne Bilder kaufen", so der Vorstandsvorsitzende.
Am meisten wird voraussichtlich im sogenannten Weingärtnerhaus passieren. Dieses ist älter als das Hauptgebäude und laut Bernhard von Tucher dringend sanierungsbedürftig. "Da werden wir sicher etwas Gastronomisches machen", so von Srbik. Es gebe Überlegungen, dort ein kleines Hotel einzurichten. Mit den Einnahmen daraus könnte man "das Haupthaus stützen". Konkret angehen wolle man dieses Projekt Mitte 2009: "Man wird sehen, wie viel Geld wir in die Hand nehmen müssen."
Tucher: Garant für den sicheren zukünftigen Weg
Von Tucher, der kürzlich in der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises sichtlich bewegt den Eigentümer-Wechsel bekannt gab, wertet die Pläne der Stiftung als positives Signal: "Damit tritt die Messerschmitt-Stiftung als Garant für den sicheren zukünftigen Weg von Schloss Leitheim an."
Eine Idee hat Hans Heinrich von Srbik übrigens auch schon für den Hang um das Schloss: "Da möchten wir wieder den Weinbau beleben." Ein Weinberg würde dem Schloss "eine erhabenere Position geben".
Die Schlosskirche ist zwar im Eigentum der katholischen Kirche, dennoch sehe sich die Stiftung auch diesem Bauwerk verbunden: "Wir werden ein Patronat haben."
Auf jeden Fall fortsetzen wolle die Messerschmitt-Stiftung die Partnerschaft mit dem Freundeskreis Schloss Leitheim: "Wir wollen da Mitglied werden."