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  3. Lesung: Jutta Speidel zu Gast in Tapfheim

Tapfheim
15.04.2024

Da sitzt sie nun in Tapfheim – die Jutta Speidel

Schauspielerin und Autorin Jutta Speidel signiert in Tapfheim ihren Debüt-Roman "Amaryllis". Mit im Bild: der Donauwörther Buchhändler Nikolaus Greno.
Foto: Barbara Würmseher

Schauspielerin und Autorin Jutta Speidel sorgt in Tapfheim für maximales Zuschauerinteresse. Warum die 70-Jährige so jung ist und wie Hund Gustav die Regie des Abends übernimmt.

Die sichtbaren Spuren ihres Lebens sind deutlicher geworden. Da sind Markierungen reicher, gehaltvoller, erprobter Zeit. Und warum auch nicht?! Schließlich liegen ehrliche 70 Jahre hinter Jutta Speidel, die da vorne am Lesetisch in der Tapfheimer Schule Platz genommen hat und aus ihrem Roman-Erstling "Amaryllis" liest. Doch die Frau, die dort sitzt, ist beneidenswert jugendlich, voll sprühender Vitalität. Ihrem Charme, jenem Lausbübischen, dieser innerlichen Strahlkraft hat die Zeit nichts anhaben können. Irgendwie ist sie ein Stück weit noch immer die pfiffige Schülerin aus den Pauker-Filmen, die entschlossene Monika aus "Fleisch", die zähe Beate aus "Die letzten Ferien", die ebenso sensible wie toughe Margot aus "Alle meine Töchter" oder die selbstbewusste Silva aus "Forsthaus Falkenau". 

Man meint sie zu kennen, so präsent war und ist Jutta Speidel seit Jahrzehnten in ihren Film- und Fernsehproduktionen, auch in den TV-Porträts über sie selbst und ihr Obdachlosen-Projekt "Horizont", in Talkshows und Zeitungsartikeln. Das Publikum fühlt sich ihr ein Stück weit nah. Und jetzt ist sie nun also tatsächlich leibhaftig da, jene bezaubernde Persönlichkeit mit gewinnendem Lächeln, blitzenden Augen und dem typischen warmen Timbre in der Stimme. Da sitzt Jutta Speidel. 

Der Abend ist perfekt von den Damen der Gemeindebücherei organisiert. Gabi Pfefferer, Martina Sailer und Gerlinde Geiger bereiten zusammen mit Bürgermeister Marcus Späth der Schauspielerin und Autorin ein warmes Willkommen. Und doch ist es gerade das nicht Planbare, das herrlich Unperfekte, das mitunter Regie führt. Allen voran ist es Jutta Speidels Hund Gustav, der den vorgegebenen Rahmen sprengt. Er hat sich schon vor der Lesung in Tapfheim selbstständig gemacht und auf eigene Faust den Ort erkundet. Nun soll eigentlich auf seiner Decke neben Frauchen Platz nehmen, doch er zeigt Charakter, denn er gehört ganz offensichtlich zu jener Spezies, die auf die Aufforderung "folgst du nun oder, nicht" einmal folgt und einmal nicht.

Selbst Jutta Spedel vergisst die Zeit: "Ich hab die Pause übersehen!"

Gustav sorgt mit seinen Spezialeinlagen für einen erfrischenden Einstieg. Applaus kann er überhaupt nicht leiden - nun ja, da bekommt er reichlich Gelegenheit, seinen Unmut kund zu tun. Schon bei all diesem tierischen Verhalten schwappt die Sympathiewelle aus den Zuschauerrängen gewaltig nach unten auf die imaginäre Bühne. Erst recht ist es Jutta Speidels Lesung, die in ihren Bann zieht. So sehr, dass jeder das Gefühl für Zeit und Raum verliert. Auch Jutta Speidel selbst, die nach reichlich eineinviertel Stunden ehrlich überrascht ihren eigenen Lesefluss unterbricht: "Oh Gott, ich glaub, ich hab die Pause übersehen!"

Jutta Speidel und Hund Gustav. Der Vierbeiner sorgt in Tapfheim für kleine tierische Einlagen.
Foto: Barbara Würmseher

Wen wundert's, schließlich ist die Geschichte jener Valerie in "Amaryllis" so fesselnd, dass jede Unterbrechung nur ungern akzeptiert wird. "Das bin ich. Valerie. Geboren am ersten Frühlingstag 1954" - so startet die Lesung und macht Schritt für Schritt mit einer Persönlichkeit vertraut, die ihren Weg geht. Und die stellvertretend für die Zuhörer der Frage nachspürt: Was wäre gewesen, wenn ich im Leben meinem Ruf gefolgt wäre?

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Und dann tritt Lorenzo in Valeries Leben

Das Publikum begleitet Valerie zunächst durch behütete Jahre der Kindheit bei ihrer Oma, die über den Tag verschiedene Gerüche verströmt - von Käsefüßen bis hin zu 4711 - und ein hellblaues Nachthemd mit Streublümchen trägt. Man erfährt vom Verkehrspolizisten Kurt, den die Mutter einmal freundlich grüßt, dann wieder ignoriert, und von Ritualen des Vaters zwischen Katzenwäsche und Jause. 

Dann kommt das Schlüsselerlebnis: der erste Zirkusbesuch in Valeries Leben. Und dann das zweite: die Begegnung mit dem Clown Lorenzo beim Familienurlaub am Lido in Italien. Während die Mutter Krimis unter dem Sonnenschirm liest und der Vater so schnorchelt, dass lediglich seine Pobacken aus den Wellen schauen, entdeckt Valerie den semmelblonden, jonglierenden, schweizerdeutsch sprechenden Buben Lorenzo aus dem Tessin.

Weitere Lebensabschnitte folgen, stets eingeleitet mit: "Das bin ich. Valerie." Die Zuhörer begegnen der Gymnasiastin, die von der verblassenden Erinnerung an Lorenzo träumt, sich auf raffinierte Weise den ersten Kuss von Mischa erschleicht und mit 19 im ersten eigenen Auto ihre Jungfräulichkeit opfert. Er begegnet der jungen Frau, die ihr Kind verliert und der reifenden Frau in den Folgejahren.

Valerie und Lorenzo. Das ist die Liebesgeschichte, die in "Amaryllis" gelebt wird. Parallel zur Liebe beider zum Zirkus. Valerie folgt dem Ruf und besucht eine Clown- und Theaterschule, lebt aber letztlich ihre Leidenschaft nicht aus, sondern managt Lorenzo. Hält ihm den Rücken frei in einer Männerdomäne. Bis zu jenem Tag, an dem ihre große Chance kommt.

Jutta Speidel schnalzt, seufzt und bringt zum Lachen

Jutta Speidel liest, was das Zeug hält. Ihre Stimme ist so samtig, so jung. Ihre Gestik, ihr ganzer Duktus so frisch, ihre Lesart so lebendig, fast szenisch. Sie wirkt kleiner, zierlicher, als es im Fernsehen rüberkommt, wie sie da in ihrem eleganten wollweißen Ensemble aus knöchellangem Rock und Sommerpullover sitzt. Geschmeidig gleitet sie von einem Charakter zum anderen, von einem Dialekt in den nächsten und fesselt mit geschickter Dramaturgie. Sie schnalzt, sie seufzt, jongliert mit Stimme, Tonfall und Stimmungen. Sie bringt zum Lachen und lässt am Ende doch auch in der Melancholie ihrer Worte innehalten.

Keine Frage: Jutta Speidels Vortrag lebt von ihrer Fähigkeit zur Interpretation, die sie als Schauspielerin aus dem Effeff beherrscht. Es ist indes aber auch ihr literarisches Talent, das den Vortrag so hörenswert macht. Ihre Sprache ist bunt, variationsreich, geländegängig und gesättigt an Handlung. Sie ist kompakt, stringent und verliert sich nicht in langatmigen Beschreibungen oder gar Nebensächlichkeiten. Die Formulierungen bestechen durch Kraft, Energie und Temperament - so wie sie selbst eben auch. Zwischen den Worten verbirgt sich oft glucksende Heiterkeit. 

Und wer genau hinhört, darf für sich selbst Botschaften mitnehmen. Botschaften wie etwa diese, die Valerie für sich erkennt: "Ich begreife, dass immer alles möglich ist. Wenn man nur bereit ist, es anzunehmen ..."

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