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Lesung: Amüsante Bilanz eines Großreinemachens

Lesung

Amüsante Bilanz eines Großreinemachens

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    Autorin Sina Trinkwalder signierte im Buchhaus Greno ihre Bücher.
    Autorin Sina Trinkwalder signierte im Buchhaus Greno ihre Bücher. Foto: Plaum

    Wer schlank, erfolgreich und glücklich werden will, braucht drei Stunden Schlaf die Nacht und 20 Tassen Kaffee am Tag. Laufen ist gut, Frühstück schlecht. Oder? Eben nicht! „Das ist mein individuelles Rezept, finden Sie Ihr eigenes“, gab Sina Trinkwalder mehr als 100 Zuhörern im Donauwörther Buchhaus Greno mit auf den Weg.

    Zur Lesung aus Trinkwalders neuem Sachbuch „Im nächsten Leben ist zu spät“ (Knaur 2017, EUR 16,99) waren augenscheinlich kaum Menschen gekommen, die einen Motivations-Coach, Sport- oder Abnehmtipps suchten. Den meisten ging es darum, die Erfolgsunternehmerin von nebenan - Trinkwalder ist in Raustetten unweit Nördlingen aufgewachsen - live zu erleben. Sie erwarteten Klartext und Humor, und beides bekamen sie. Als Nicolas Greno seinen Gast so vorstellte: „Ich fragte mich schon, zieht die Frau Trinkwalder?“, da fiel sie ihm ins Wort: „Ich ziehe nicht blank!“ Das Publikum hatte seinen ersten von Dutzenden von Lachern.

    Dabei ging es durchaus um ernste Themen. Vor drei Jahren nämlich war Sina Trinkwalder zwar vielfach ausgezeichnet worden und ziemlich berühmt, dabei aber, wie sie es nennt, „am Arsch“. Sie, die mit 13 schon für die Schwabmünchner Allgemeine geschrieben hatte, mit 15 zuhause ausgezogen war, gleich nach dem Abi eine Werbeagentur gegründet hatte und mit 31 das Textilunternehmen manomama mit Sitz in Augsburg, ging durch eine extrem belastende Phase. Die meisten Freundschaften waren versandet, Geschäftspartner und später ein Lieferant brachten das Unternehmen in Gefahr, Trinkwalders Ehe zerbrach nach 17 Jahren, eine stressbedingte Gürtelrose folgte auf dem Fuße. Vier Wochen Krankenhaus bedeuteten eine Zwangspause - erst grau- und dann heilsam.

    Trinkwalders neues Buch – und ihre Lesung – sind die Bilanz eines innerlichen wie äußerlichen Großreinemachens. Hörens- und lesenswert, weil so direkt: „Ich hatte 130 Kilo auf einssiebzig, und ich war bei drei Ärzten, die nichts an der Schilddrüse fanden und auch nichts von schweren Knochen erzählten.“ Atempause: „Ich hab einfach zu viel gefressen!“ Lachen und Details: Den ganzen Tag trank Trinkwalder Smoothies - der lebenswichtigen Flüssigkeit und Vitamine wegen. Die Folge: „Wonnerollen, und die bekamen Jahresringe.“ Kaum hörte sie auf ihr Bauchgefühl, ersetzte Smoothies durch ungesüßten Kaffee und ließ das seit jeher ungeliebte Frühstück aus, nahm sie ab. Heute wiegt Trinkwalder 60 Kilo weniger als zu Beginn der Ernährungsumstellung.

    Wie sie zudem das Laufen und Rennradfahren für sich entdeckte, lernte, auf gute Ratschläge von Verwandten und Ärzten zu pfeifen und dabei ganz offensichtlich ziemlich zufrieden wurde, vermittelte die Autorin selbstironisch und nahbar. Ob literweise Kaffee plus Ultramarathon sie dauerhaft antreiben werden? Das war hierbei nicht relevant. Ebenso wenig, ob es gelingendes Leben auch mit mehr Gewicht und weniger Bewegung denkbar wäre. Aber Sina Trinkwalder will ja auch kein Gesundheits-Guru werden. Zum Selberdenken anregen und gleichzeitig bestens unterhalten - darin ist sie Meisterin, so darf sie bleiben, fand das Publikum.

    Buchtipp: Im nächsten Leben ist zu spät. Knaur 2017, 16,99 Euro.

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