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Die reiche Vielfalt der Blockflöte war in Leitheim zu hören
![Das Quartett Flautando baute auf Schloss Leitheimmit seinem virtuosen Spiel so manches Vorurteil ab, das es gegenüber der Flöte gemeinhin gibt. Das Quartett Flautando baute auf Schloss Leitheimmit seinem virtuosen Spiel so manches Vorurteil ab, das es gegenüber der Flöte gemeinhin gibt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Wie Flautando Köln die Leitheimer Schlossluft in vielfarbige Flötentöne verwandelte - und warum die Bockflöte oft mit Vorurteilen belastet ist.
Ein weitgehend unterschätztes, oft mit Vorurteilen belastetes Instrument, dabei – von der Trommel mal abgesehen – wohl das ursprünglichste Werkzeug, mit dem Menschen je Töne jenseits der Stimme erzeugten: die Flöte! Das älteste Instrument dieser Art kann im Nationalmuseum Sloweniens in Ljubljana bewundert werden; es wurde vor über 60.000 Jahren von einem Neandertaler aus dem Oberschenkelknochen eines Höhlenbären hergestellt.
Welch weiten Weg hat die Flöte seitdem hinter sich gebracht. Allein die Familie der Blockflöten umfasst zig verschiedene Instrumente. Vierzig davon hatten Susanna Borsch, Susanne Hochscheid, Ursula Thelen und Kerstin de Witt nach Leitheim mitgebracht. Zum Abschluss der diesjährigen Schlosskonzerte zeigten Flautando Köln, in welch vielfarbigen Klangreichtum sich die durch Blockflöten geblasene Luft verwandeln lässt.
Flautando Köln spielt groß auf bei den Leiteheimer Schlosskonzerten
Hoher klanglicher Reiz: Von den höchsten Flötentönen bis hinein in die tiefen Regionen der erst im 20. Jahrhundert entwickelten Subkontrabassblockflöte reichte die Bandbreite der Stimmen und Stimmungen. Als "Kaleidoskop – eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte" hatten vier Virtuosinnen ihr Konzert angekündigt und in der Tat: Zwischen der im 17. Jahrhundert weitverbreiteten Sammlung "The English Dancing Master" des Londoner Musikverlegers John Playford bis zur zeitgenössischen minimal music des Italieners Fulvio Caldini liegt eine weite Reise, auf der etliche Umdrehungen des Kaleidoskops bunte musikalische Landschaften entrollten.
Die wiederum erstreckten sich von Nord nach Süd und von Ost nach West, ließen mit Heitor Villa-Lobos Preludo aus den Bachianas Brasileiras Nr.4 die Neue Welt ebenso zur Imagination beitragen, wie sie mit vier türkischen Volksliedern die musikalische Tradition am südöstlichen Rand Europas zum Leben erweckten.
Ursula Thelen glänzte auch mit einem überaus klar intonierten Mezzosopran
Apropos Lieder: Sowohl in den genannten, als auch in Kurt Weills "Les Filles des Bordeaux" zeigte sich Ursula Thelen mit überaus klar intoniertem Mezzosopran neben ihren instrumentalen Fähigkeiten auch als sehr beachtliche Sängerin.
Im Mittelpunkt freilich standen die Flöten mit heiterem Tanz und melancholischer Sanglichkeit, dynamischem Fluss der Melodien, Rhythmen und Harmonien sowie punktgenau vollendetem Zusammenklang. Referenzstück der Matinee war sicher Johann Sebastian Bachs Passacaglia BWV 582, mit ihrer schier unerschöpflichen Fantasie dargeboten in ungemein luftigem transparentem, zartem und vielfarbigen Klanggewebe von herrlich verspielter Ornamentik.
Am Ende kam auch der Humor nicht zu kurz und so beendete begeisterter Applaus die diesjährige, wiederum sehr bemerkenswerte Konzertreihe auf Schloss Leitheim.
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