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Leitheim: 1000 Jahre A Cappella: Calmus überzeugt in Schloss Leitheim

Leitheim

1000 Jahre A Cappella: Calmus überzeugt in Schloss Leitheim

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    Das Leipziger Ensemble "Calmus" begeistert im Schloss Leitheim.
    Das Leipziger Ensemble "Calmus" begeistert im Schloss Leitheim. Foto: Tobias Böcker

    A-Cappella-Gesang ist wohl die ursprüngliche Form der Sangeskunst, zugleich auch ihre anspruchsvollste. Das Ensemble Calmus schlug bei den Leitheimer Schlosskonzerten einen über 1000 Jahre reichenden Bogen der unbegleiteten Vokalmusik.

    Das vor 25 Jahren in Leipzig gegründete Ensemble Calmus beherrscht die Kunst des unbegleiteten Gesanges in Vollendung. Singen ohne Netz und doppelten Boden, ohne den Halt von begleitenden Harmonien, einzig getragen von der eigenen Sicherheit sowie der Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen, die sich wiederum jeweils ganz aufeinander verlassen müssen. Vorbildlich in puncto Intonation, Artikulation, Präzision und Harmonie präsentierten sich Calmus auf Schloss Leitheim in bestechender, meisterlich reiner Form. Dabei war es von besonderem Reiz, dass sich die individuellen Stimmen in ihrer jeweiligen Farbe nicht allzu harmonisch rundeten, sondern in feiner Reibung zueinander wunderbare Obertöne in stets leicht flirrender Spannung erzeugten.

    Konzert im Schloss Leitheim: Calmus begeistert das Publikum

    Elisabeth Mücksch (Sopran), Maria Kalmbach (Alt), Friedrich Bracks (Tenor), Jonathan Saretz (Bariton) und Michael B. Gernert (Bass) nutzten von Beginn an nicht nur die Akustik des Saales, sondern bei offenen Türen und in einem „Outdoor“-Konzerteinstieg den wunderbaren Raumhall auch des Treppenhauses, der dem einleitenden gregorianischen „Kyrie“ einen besonders himmlischen Klang verlieh.

    Ihrer Liebe zur alten Musik frönten Calmus mit Guillaume de Machaut aus dem 14., Guillaume Dufay aus dem 15. und Josquin Desprez aus dem frühen 16. Jahrhundert, die allesamt vom Reiz und der frühen Perfektion der vorbarocken Musik zeugten. Den Bogen zu Leipzig zog das ursprünglich aus dem Thomanerchor hervorgegangene Ensemble mit dem ehemaligen Thomaskantor Johann Hermann Schein, dessen Psalm „Das ist mir lieb“ frühbarocke Ausgestaltung zeitigte. Dem nicht nur für Thomaner prägenden Übervater Johann Sebastian Bach näherten sich Calmus mit spielerischer Zuneigung, indem ihre Stimmen zum Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ einfach mal eine Orgel oder ein Continuo Trio mitlieferten.

    Leipziger Ensemble gibt witzige Zugabe

    Natürlich ließ auch die Romantik nicht vom A-Cappella Gesang, Felix Mendelssohn Bartholdys „Morgengebet“ oder Johannes Brahms „Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz“ zeigten, dass der alten, würdigen Form ganz neues Leben eingehaucht werden konnte. Dies nicht zuletzt auch im 20. Jahrhundert, von Wilhelm Weismann in seiner Vertonung des 23. Psalms und vor allem von Bernd Franke in seiner Auftragskomposition für Calmus „Why?“.

    Das Ensemble gab das Werk in besonders eindringlicher Weise wiederum unter Ausnutzung des ganzen Raums, getrennt voneinander durch den Saal und die Vorhalle wandelnd, hauchend, flüsternd, schneidend in der großen Frage nach der Begründung des Leids in der Welt. Tröstlich zum Schluss – und vor einer überaus witzigen Zugabe – Leonard Cohens bekanntes Halleluja, das auch unter Zeitgenossen den wohl ältesten Lobpreis Gottes populär bleiben lässt.

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