Welch enorme finanzielle Herausforderungen allein bei den anstehenden Schulbaumaßnahmen bis Mitte des Jahrzehnts auf den Landkreis Donau-Ries zukommen, wurde am Dienstag in der Sitzung des Bauausschusses des Kreistags deutlich. Schätzungsweise rund 75 Millionen Euro brutto umfassen die einzelnen Vorhaben, die größtenteils bereits angelaufen sind und bis 2025 abgeschlossen sein sollen.
In Donauwörth steht aktuell die Sanierung des Gymnasiums in fünf Bauabschnitten an, die mit Kosten von rund 22 Millionen Euro veranschlagt sind. Mit dem ersten Abschnitt wurde laut Fachbereichsleiter Hochbau im Landratsamt, Joachim Aurnhammer, bereits Mitte Mai begonnen. Die Arbeiten würden wohl noch bis September 2021 dauern. In den darauffolgenden Jahren folgten nach und nach die weiteren Teilabschnitte.
Sanierung der Realschule in Wemding ist fortgeschritten
Recht weit fortgeschritten ist Aurnhammer zufolge inzwischen die Sanierung der Realschule in Wemding. Abschnitt 1 und 2 seien abgeschlossen und die neu entstandenen Klassenzimmer würden bereits genutzt. Derzeit liefen die Arbeiten an der zentralen Aula. Insgesamt werde das Projekt entsprechend der aktuellen Prognose mit Kosten von gut 13,2 Millionen Euro abschließen.
Ähnlich sieht es beim Theodor-Heuss-Gymnasium in Nördlingen aus. Im bereits sanierten Hauptgebäude wird mittlerweile wieder unterrichtet. Momentan wird am Neubau der Aula gearbeitet. Im Herbst kommenden Jahres soll dieser nach Vorstellungen von Joachim Aurnhammer endgültig bezugsfertig sein. Die Kostenprognose für die Gesamtsanierung der Schule liege nach wie vor bei 34 Millionen Euro.
In der Sitzung nicht angesprochen, aber ganz oben auf der Agenda steht zudem die Sanierung der Mittel- und Realschule in Rain, die rund 60 Millionen Euro kosten soll. Auf den Kreis entfällt dabei nach derzeitigen Berechnungen ein Anteil von 25 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren.
Breiten Raum nahm in der Sitzung die Vorstellung der Entwurfsplanung für den Neubau eines Teilgebäudes des Albrecht-Ernst-Gymnasiums (AEG) in Oettingen ein. Die Erweiterung des AEG ist nach Ansicht des Landkreises wegen der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums in Bayern sowie der prognostizierten Fünfzügigkeit (fünf Klassen pro Jahrgangsstufe) in den kommenden Jahren notwendig. Außerdem weise das zu ersetzende Altgebäude bauliche Mängel auf, erklärte Aurnhammer.
In einem dreistöckigen Gebäude würden Räume für die Oberstufe und die naturwissenschaftlichen Fächer entstehen. Die Kostenschätzung hierfür: 16,5 Millionen Euro brutto. Allerdings dürften die Ausgaben wegen vorhersehbarer Baukostensteigerungen erheblich höher liegen. Nach Abzug der staatlichen Zuschüsse liege der Eigenanteil des Kreises wohl bei rund zwölf Millionen Euro.
Kreisrat erwartet kritische Diskussion in Bevölkerung
CSU-Kreisrat Reinhold Bittner erwartet eine kritische Diskussion in Teilen der Bevölkerung, weil der Kreis aus wirtschaftlichen Erwägungen zugunsten des Neubaus ein erst vor wenigen Jahren neu errichtetes Funktionsgebäude auf dem Campus abreißen wird und darüber hinaus die Rückzahlung von staatlichen Fördermittel von 225000 Euro in Kauf nimmt. „Einer solchen Diskussion sollten wir uns aber stellen und unsere Argumente für die gewählte Lösung deutlich machen“, meinte Bittner.
Dass das Thema Nachhaltigkeit, das sich vor allem Landrat Stefan Rößle für die neue Wahlperiode auf die Fahne geschrieben hat, zumindest im Baubereich bisher noch nicht Priorität hat, wurde durch eine Anfrage von Grünen-Kreisrat Albert Riedelsheimer deutlich. Er wollte wissen, ob sich die Bauverwaltung bei der AEG-Erweiterung Gedanken beispielsweise über eine nachhaltige Holzbauweise gemacht habe. Joachim Auernhammer antwortete: „Ja, wir haben das diskutiert. Aber aus unserer Sicht hätte es keinen Sinn gemacht, in eine fortgeschrittene Planung für einen Massivbau nochmals einzugreifen und umzuplanen.“ Er sagte jedoch zu, bei künftigen Bauten des Kreises, eine nachhaltige Bauweise anzustreben.
Muss der Landkreis wieder Schulden machen?
Angesichts der immensen Kosten, die in den nächsten Jahren auf den Kreis allein bei den Schulbauten zukommen, stellen sich mittlerweile nicht wenige Kreisräte quer durch alle Fraktionen die Frage, ob diese ohne neue Schulden gestemmt werden könnten.
Landrat Rößle erklärte am Rande der Sitzung auf eine entsprechende Frage unserer Zeitung: „Mein Ziel und Wunsch ist das, ja. Wir müssen aber die weitere Entwicklung abwarten, weil noch nicht klar ist, wie sich die Corona-Pandemie auf den Kreis und die Kommunen auswirken wird.“ Im Herbst könne er mehr dazu sagen. Gänzlich ausschließen wollte es Rößle aber nicht, den Weg der Schuldenfreiheit bald verlassen zu müssen.
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