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Landkreis Donau-Ries: Pooltests für Fünft- und Sechstklässler: "Es gibt viele Fragezeichen"

Landkreis Donau-Ries

Pooltests für Fünft- und Sechstklässler: "Es gibt viele Fragezeichen"

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    Ab März starten für Fünft- und Sechstklässler ebenfalls Pooltests auf das Coronavirus.
    Ab März starten für Fünft- und Sechstklässler ebenfalls Pooltests auf das Coronavirus. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Was in Kindergärten und Grundschulen bereits seit einigen Wochen durchgeführt wird, soll bald auch für die Jüngsten an weiterführenden Schulen gelten. Nach den Faschingsferien heißt es dann auch für Fünft- und Sechstklässler zweimal die Woche: Wattestäbchen in den Mund für den Pooltest – so der Beschluss des bayerischen Kultusministeriums.

    Den Hintergrund für die Einführung der Tests teilt ein Ministeriumssprecher auf Anfrage dieser Redaktion schriftlich mit: "Die Ausweitung der PCR-Pooltestungen auf die fünften und sechsten Klassen dient dazu, das Sicherheitsniveau auch an den weiterführenden Schulen noch weiter zu erhöhen, insbesondere da dort in den unteren Jahrgangsstufen noch nicht so viele Kinder vollständig geimpft sind." In der Theorie sollen die Pooltests also zum Erhalt des sicheren Schulbetriebs in der Pandemie beitragen – in der Praxis könnte die Umsetzung Schulen jedoch vor erhebliche Probleme stellen.

    Der Schulleiter des Gymnasiums Donauwörth sieht den kommenden Pooltests mit Sorge entgegen

    Der Schulleiter des Gymnasiums Donauwörth, Karl Auinger, sieht mit dem nahenden Start der Lolli-Tests organisatorisch einiges auf sich zukommen. Nicht nur die Abstriche an sich benötigten eine gute Planung, auch Abläufe im Hintergrund müssten fehlerfrei laufen. Etiketten, digitale Erfassung – Auinger gesteht: "Der Verwaltungsaufwand wird uns an Grenzen bringen."

    Die Klassen müssten aufgeteilt werden, um eine Überlastung der auswertenden Labore zu vermeiden. Die Fünftklässler des Gymnasiums werden daher voraussichtlich montags und mittwochs getestet, die sechsten Klassen dienstags und donnerstags. Ob die augenscheinlich sowieso bereits ausgelasteten Labore diese Mehrbelastung dann stemmen können, wisse Auinger nicht. "Man wird schon Erhebungen dazu gemacht haben", lautet seine vorsichtige Hoffnung. Dass im Gegensatz zum Selbsttest das Ergebnis erst am nächsten Morgen vorliege, hält der Schulleiter für eine große Schwachstelle. "Die Umsetzung hat Lücken. Ich wäre dankbar, wenn man im Vorfeld auch mal die direkt Betroffenen fragen würde", bekennt er.

    Robert Böse vom THG Nördlingen sieht noch viele offene Fragen in der Umsetzung

    Über den Aufwand sei man sich im Kultusministerium durchaus bewusst. "Das Vorhaben ist komplex und bedarf umfangreicher Vorbereitungen. Unser Ziel ist es, den Schulen so viel Zeit wie nur möglich einzuräumen, damit die Durchführung der Tests gut vorbereitet werden kann. Aus diesem Grund haben wir die Schulen bereits jetzt sehr frühzeitig über diese geplante Ausweitung der PCR-Pooltests ausführlich informiert", heißt es aus München.

    Seiner Meinung nach reichen diese vorhandenen Informationen noch nicht, räumt Robert Böse ein. Der Schulleiter des Nördlinger Theodor-Heuss-Gymnasiums meint: "Wir stehen am Anfang einer Planung, die eine Reihe praktischer Abläufe mit sich bringt. Es gibt noch viele Fragezeichen." Um den Testablauf zu planen, müsste man die Materialien sehen – das sei aber noch nicht möglich. Zudem dürfe jeder Pool nur aus maximal 25 Schülerinnen und Schülern bestehen, größere Klassen müsste man in zwei Testgruppen teilen – alles Fragen, deren Lösung logistisch perfekte Maßnahmen voraussetzt.

    In der Grund- und Mittelschule Harburg sollten die Pooltests laut Schulleiterin Stefanie Fuß kein Problem darstellen

    Zudem gebe es noch ein stundenplantechnisches Problem, das die weiterführenden Schulen im Gegensatz zu Grundschulen haben: "Ein Pool muss immer einheitlich sein. Es kann aber sein, dass eine Klasse während der Testzeit beispielsweise für die Religionsstunde getrennt ist." Trotz aller offenen Fragen gibt sich Böse dennoch vorsichtig zuversichtlich: "Die Treffsicherheit ist mit PCR-Tests natürlich höher. Wenn sich alles eingependelt hat, wird es schon funktionieren."

    Deutlich optimistischer zeigt sich Stefanie Fuß, Leiterin der Grund- und Mittelschule in Harburg. "Wir machen die Pooltests ja bereits in der Grundschule. Dort läuft es sehr gut", meint sie aus der Erfahrung der vergangenen Monate heraus. Für die Schulleiterin bringen die PCR-Tests pragmatische Vorteile mit sich. So sei beispielsweise der Zeitaufwand geringer als für Selbsttests, da man nicht 15 Minuten der Schulzeit auf das Ergebnis warten müsse.

    Alexandra Waschner-Probst ist Leiterin der Wemdinger Realschule. Sie verstehe den Zeitpunkt für die Regel nicht

    Zudem sei durch die Pooltests eine genauere Auswertung möglich. Ist ein Pool positiv, wird mittels der Rückstellproben der infizierte Schüler oder die infizierte Schülerin ermittelt. Laut gerade geltender Richtlinien werden die Eltern am nächsten Morgen informiert; das Kind muss zu Hause bleiben. "Aktuell muss nur das positive Kind daheim bleiben. Das kann sich aber bis März wieder ändern", sagt Fuß.

    Dass sich die Regeln ständig ändern, sieht auch Alexandra Waschner-Probst von der Anton-Jaumann-Realschule Wemding kritisch: "Es wird immer etwas beschlossen, und wir sollen es umsetzen. Nur wie – das fragt sich keiner." Für sie sind die PCR-Tests in ihrer Treffsicherheit ein Vorteil. Trotzdem kann sie nicht nachvollziehen, wieso die Regel im März überhaupt noch eingeführt wird, soll die aktuelle Corona-Welle doch laut Experten Mitte Februar abflachen.

    Für Waschner-Probst seien die Selbsttests ein einfacherer Weg, um das Infektionsgeschehen in den Klassen nachzuverfolgen. Der jetzige Organisationsaufwand scheint vor allem vor dem Hintergrund der Zeugniszeit für sie schier unmöglich. "Wir haben momentan genug andere Sorgen", meint die Wemdinger Schulleiterin.

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