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Landkreis Donau-Ries: Diese Tipps hat die Polizei für den sicheren Weihnachtseinkauf im Internet

Landkreis Donau-Ries

Diese Tipps hat die Polizei für den sicheren Weihnachtseinkauf im Internet

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    Stephan Lang (links) und sein Kollege Rainer Wolfinger sind zwei von drei Beamten, bei der Polizeiinspektion Donauwörth, die sich ausschließlich mit Internet-Betrug befassen. Die Zahlen der angezeigten Fälle steigen dramatisch - erst recht in der Vorweihnachtszeit. "Es ist Wahnsinn, was wir täglich reinbekommen", sagen sie.
    Stephan Lang (links) und sein Kollege Rainer Wolfinger sind zwei von drei Beamten, bei der Polizeiinspektion Donauwörth, die sich ausschließlich mit Internet-Betrug befassen. Die Zahlen der angezeigten Fälle steigen dramatisch - erst recht in der Vorweihnachtszeit. "Es ist Wahnsinn, was wir täglich reinbekommen", sagen sie. Foto: Barbara Würmseher

    Der Heiligabend rückt näher und viele arbeiten in diesen Tagen ihre Listen ab, auf denen steht, wem ihrer Lieben sie was zu Weihnachten schenken wollen. So geht es auch Marie S. (Name geändert) aus einer Landkreisgemeinde, die ihrem Sohn mit einer Spielekonsole eine Freude machen will. Im Internet entdeckt sie bei "Kleinanzeigen" die "Nintendo Switch" zum Preis von 230 Euro. Sie nimmt Kontakt zum Verkäufer Marko H. aus Offenbach auf und beginnt einen Chat mit ihm.

    "Ist am Preis noch ein bisschen was zu machen und wäre die Bezahlung direkt über Kleinanzeigen möglich?", fragt Marie S. Der Anbieter geht sofort auf 170 Euro runter, besteht aber auf Überweisung über "Paypal Family & Friends". Marie S. will auf Nummer sicher gehen und spricht den Käuferschutz an. Der Anbieter redet sich raus, schickt ihr aber eine Kopie seines Ausweises als Zeichen seiner Seriosität. Marie S. ist beruhigt: "Ok, das klingt gut." 

    Sie bekommt die Paypal-Adresse für "Family & Friends" und überweist 170 Euro. Danach kommt eine allerletzte Nachricht von Marko H. aus Offenbach. Sie lautet: "Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Kauf. Ich werde Ihnen eine Sendungsnummer zuschicken, wenn ich die Konsole rausschicke." - Dann herrscht Schweigen. Die bezahlte Ware kommt nie bei Marie S. an. Das Weihnachtsgeschenk für ihren Sohn ist letztlich ein Geschenk an einen Betrüger, der anonym im Internet seine kriminelle Masche durchzieht - bei ihr und bei vielen anderen - und der in der Regel nur sehr schwer greifbar ist.

    Fünf bis zehn Fälle von Internet-Betrug schlagen täglich bei der PI Donauwörth auf

    Marie S. erstattet Anzeige. Das ist ein wichtiger Schritt, um der Polizei für deren Präventivmaßnahmen zu helfen. Dort ist Internet-Betrug mittlerweile ein boomender Kriminalitäts-Bereich. Die Aktenstapel sind hoch. "Es ist Wahnsinn, was wir täglich reinbekommen", schildert Stephan Lang bei der PI Donauwörth. Zusammen mit zwei weiteren Kollegen und einer Teilzeit-Kraft bearbeitet er ausschließlich Fälle von Internet-Betrug. Fünf bis zehn Anzeigen sind es täglich - Tendenz steigend. "Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn viele schämen sich, zuzugeben, dass sie Betrügern auf den Leim gegangen sind."

    Waren es 2019 noch 611 Fälle, so wurden 2022 bereits 954 aktenkundig. Das ist eine Steigerung von knapp 35 Prozent in nur drei Jahren. Und die Prognosen gehen weiter steil nach oben.

    Die Fallen der Kriminellen schnappen aber auch zu leicht zu: Man liegt abends auf dem Sofa, sucht noch den einen oder anderen Artikel und entdeckt ihn plötzlich zu einem unschlagbar günstigen Preis irgendwo im Netz. Der Klick auf den Kauf-Button ist dann oft sehr schnell getan. Zu schnell.

    Dabei gibt es im Verlauf des Online-Einkaufs durchaus Situationen, in denen beim Kunden die Alarmglocken schrillen sollten. Ein seriöser Anbieter wird immer mehrere Bezahlmöglichkeiten anbieten, auch Rechnungskauf beispielsweise, bei dem erst nach Erhalt und Prüfung der Ware Geld überwiesen wird. Betrüger aber bestehen auf Vorkasse. "Eine zugeschickte Ausweis-Kopie ist ebenfalls ein Warnsignal", sagt die Polizei. "Gefälschte Ausweise grassieren zu Tausenden im Netz." Auch jener Marko H. aus Offenbach existiert nicht. 

    Der Betrüger Marko H. hat einen gefälschten Pass und kann nicht zurückverfolgt werden

    Als die Donauwörther Ermittler recherchieren, erfahren sie bei der Bundesdruckerei, dass sein Ausweis keine plausible Registrierungsnummer hat. Seine E-Mail-Adresse ist ebenfalls hanebüchen. Sie stoßen weiterhin auf mehrere Konten von ihm in Rumänien, Estland und auf Malta; der Kontoinhaber wiederum ist in Bulgarien gemeldet unter einer Adresse, die zu einem Bretterverschlag führt, "wo man nicht leben kann", so Betrugsermittler Rainer Wolfinger. 

    Die Täter sind geschickt vernetzt, arbeiten mehrgleisig, passen ihre Betrugsmaschen immer wieder neu an, perfektionieren sie und schulen sich dementsprechend. Oft werden Accounts tatsächlicher Kunden gehackt und missbräuchlich verwendet. Nicht selten auch werden Strohmänner und -frauen angeworben, denen man anonym im Netz Schulungen anbietet, um sie auf der Basis von 450 Euro-Jobs einzusetzen. Ein Vorgehen, das es durchaus auch bei seriösen Anbietern gibt. 

    Sandra O. ist eine solche Strohfrau, die ohne Wissen um die kriminellen Geschäfte zu Testzwecken Konten eröffnen sollte, auf die sie aber selbst keinen Zugriff hatte. Über diese Konten wurden auf ihren Namen Gelder gewaschen. "Das ist unglaublich verzwickt und oft nicht mehr nachvollziehbar", so Stephan Lang. Und sein Kollege Stephan Roßmanith ergänzt: "Ein Milliardengeschäft!" In Sandra O.s Fall hat die Polizei Donauwörth einen Ermittlungserfolg. Rainer Wolfinger konnte die mutmaßliche Haupttäterin hinter der Strohfrau ausfindig machen. Sie sitzt in Frankreich. Der Fall geht nun an die Staatsanwaltschaft, die entscheidet, wie es weitergehen soll. 

    Das rät die Polizei Donauwörth zur Vorbeugung

    Fazit: Wer im Internet einkauft, kann nicht vorsichtig genug sein, wenn es um Bezahlung und um Preisgabe sensibler Daten geht. Im Zweifelsfall bietet die Polizei Donauwörth sich jederzeit als Ansprechpartner an. "Bei einem unguten Gefühl ist es richtig, sofort Kontakt mit uns aufzunehmen", appelliert Rainer Wolfinger. Wer bereits bezahlt hat, kann bei sofortigem Handeln auch erreichen, dass die Überweisung bei der Bank noch eingefroren wird. 

    Diese Tipps gibt die Polizei Donauwörth außerdem für den sicheren Internet-Einkauf: 

    • Möglichst stationär einkaufen oder bekannte Onlineshops nutzen (Allerdings Vorsicht, wenn es dort Drittanbieter gibt).
    • Onlineshops vorher nach Seriosität googlen, auch um sogenannte „Fake-Shops“ auszufiltern.
    • Beim Kauf auf Kleinanzeigenportalen sollte Abholung gegen Barzahlung bevorzugt werden, vor allem bei höheren Beträgen.
    • Es gilt das „Vier-Augen-Prinzip“: Eine zweite Person bei Zweifeln befragen.
    • Sich niemals in einem Chat unter Druck setzen lassen, schnell ein Geschäft abzuschließen.
    • Niemals – wirklich niemals – PayPal Freundezahlung („Family & Friends“) für Geschäfte nutzen. Dies ist für Geldgeschenke an Familie oder persönlich Bekannte gedacht und bietet keinerlei Käuferschutz.
    • Wenden Sie sich sofort an die Polizei, wenn Sie Zweifel haben oder auch nur vermuten, dass Sie Opfer eines Betrugs geworden sind. Ansonsten steigt die Gefahr, Weihnachtsgeschenke an die Täter zu verteilen…
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