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Landkreis Donau-Ries: Ein neues Buch zeigt den Pflanzen-Reichtum in der Region

Landkreis Donau-Ries

Ein neues Buch zeigt den Pflanzen-Reichtum in der Region

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    Zu den Knabenkrautgewächsen gehört der Frauenschuh. Die Aufnahme entstand nahe Oberndorf.
    Zu den Knabenkrautgewächsen gehört der Frauenschuh. Die Aufnahme entstand nahe Oberndorf. Foto: Rudolf Koch

    Sie sind seit 1990 regelmäßig zu Fuß in den Ortschaften, Fluren und Wäldern der Region unterwegs, immer mit Blick auf die kleinen und großen Pflanzen, die dort sprießen. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Flora Nordschwaben bestimmen und kartieren all die Gewächse. Fünf Jahre, nachdem der Verein ein dickes Buch ("Flora von Nordschwaben") veröffentlicht hat, ist nun ein neues Werk fertig. Dieses ist weniger wissenschaftlich und soll nach dem Willen der Arge-Verantwortlichen Interessierte dazu animieren, die heimische Pflanzenwelt zu erkunden und kennenzulernen.

    Die Schwarze Teufelskralle – hier ein Exemplar bei Gosheim – ist ein Glockenblumengewächs.
    Die Schwarze Teufelskralle – hier ein Exemplar bei Gosheim – ist ein Glockenblumengewächs. Foto: Jürgen Adler

    "Bilder zur Flora von Nordschwaben" lautet der Titel des 368 Seiten starken Buchs, das die Arge nun herausgebracht hat. Fotos samt Kurzbeschreibungen bilden den Schwerpunkt. Die Macher haben 519 der bislang fast 2000 entdeckten Wildpflanzen ausgewählt. Sie reichen vom Ackerfrauenmantel bis zum Braunen Zypergras. Naturliebhaber könnten sich mit dem Buch besser orientieren, glaubt Arge-Vorsitzender Jürgen Adler, denn: "Die Leute sehen oft Pflanzen und wissen nicht, wie sie heißen." Dies komme im eigenen Garten ebenso vor wie beim Spaziergang in der Landschaft.

    Fühlt sich zwischen Felsen wohl: der Dreifinger-Steinbrech, hier nahe Holheim.
    Fühlt sich zwischen Felsen wohl: der Dreifinger-Steinbrech, hier nahe Holheim. Foto: Jürgen Adler

    Die im Buch dargestellten Pflanzen sind in sechs Lebensräume gegliedert: Wälder und Gebüsche, Grünland, Gewässer, Felsen, Schotter und Sand, Äcker sowie Ruderalstandorte. Zu letzteren gehören etwa Schuttplätze und Wegränder. Man habe sowohl schöne als auch unauffällige Pflanzen ausgewählt. Hierzu zählt Adler Orchideen auf der einen Seite und den Behaarten Fichtenspargel (ein Schmarotzer, der auf feinen Wurzeln von Bäumen gedeiht) auf der anderen. Es seien häufige und seltene Gewächse abgebildet. Sie alle zeigten den Reichtum der Natur.

    Eine unauffällige Pflanze: der Behaarte Fichtenspargel, fotografiert bei Ederheim.
    Eine unauffällige Pflanze: der Behaarte Fichtenspargel, fotografiert bei Ederheim. Foto: Vera Kroepelin

    Etwa ein Dutzend Erkundungen stehen bei der Arge pro Jahr auf dem Programm. Das Gebiet umfasst hauptsächlich die Landkreise Donau-Ries und Dillingen sowie angrenzende Regionen (Kreise Günzburg, Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen, Neuburg-Schrobenhausen, Augsburg und Württemberg). Zwischen März und Oktober beteiligen sich laut Adler im Schnitt neun Personen an den Touren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ergänzten sich durch ihr jeweiliges Fachwissen. Der eine sei Spezialist für Orchideen, der andere für Gräser. Durch ihre regelmäßigen Exkursionen bekommen die Naturfreunde tiefe Einblicke in die Lebensräume. Die Erkenntnisse seien nicht immer erfreulich, erklärt Arge-Mitglied Brigitte Adler: "Bunte Wiesen findet man selten." Eine weitere Erkenntnis: Bestimmte Pflanzen seien durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung immer schwerer zu finden. Der Acker-Rittersporn gehört dazu.

    Selten anzutreffen: die Sumpf-Brenndolde, hier mit einer Schwalbenschwanz-Raupe. Die Aufnahme entstand bei Wechingen.
    Selten anzutreffen: die Sumpf-Brenndolde, hier mit einer Schwalbenschwanz-Raupe. Die Aufnahme entstand bei Wechingen. Foto: Jürgen Adler

    Interessant: Während die einen Pflanzen durch den Menschen und durch den Klimawandel augenscheinlich zurückgedrängt werden, tauchen andere, fremde Gewächse unvermittelt auf und vermehren sich stark. Dies habe man im Herbst entlang der Bundesstraßen in Nordschwaben beobachten können. Dort sei ein gelbes Blütenmeer zu sehen gewesen. Es handelte sich um das Schmalblättrige Greiskraut. Zuvor habe man ähnliches mit dem Klebrigen Alant erlebt. Der war zunächst nur an der Staatsstraße nahe der Egermühle bei Großsorheim zu sehen. Durch den Fahrtwind der Autos und Lastwagen wurde der Samen zur B25 und auf dieser immer weiter getragen.

    Das Redaktionsteam des Buchs "Bilder zur Flora von Nordschwaben": (von links) Gerhard Starnecker, Christina Kraus, Günther Kunzmann, Marlies von der Grün, Jürgen und Brigitte Adler.
    Das Redaktionsteam des Buchs "Bilder zur Flora von Nordschwaben": (von links) Gerhard Starnecker, Christina Kraus, Günther Kunzmann, Marlies von der Grün, Jürgen und Brigitte Adler. Foto: Carolin Reinhard

    Im Buch, in dem das wohldurchdachte Layout von Matthias Schröppel und Heiko Riedel (dot-agentur, Harburg) für Orientierung sorgen, sind aber nicht nur die Bilder der 17 Fotografen enthalten, die der Arge zulieferten. Zweiter Vorsitzender Günther Kunzmann hat eine Reihe von Texten verfasst, die sich unter anderem mit den Naturräumen, der Geologie, dem Klima, den Böden und der Siedlungsgeschichte beschäftigen. Eine Tabelle zeigt, wo die 519 aufgeführten Pflanzen ihr Hauptvorkommen haben und wo sie sonst noch angetroffen werden können. Ein wichtiges Detail: Bei den einzelnen Pflanzen ist auch jeweils der Monat angegeben, in dem die Aufnahme entstand, also die Blühphase stattfindet.

    Wächst auch zwischen Pflastersteinen: der Kleinköpfige Pippau, hier in Lutzingen.
    Wächst auch zwischen Pflastersteinen: der Kleinköpfige Pippau, hier in Lutzingen. Foto: Günther Kunzmann

    Landrat Stefan Rößle lobte bei der Präsentation des Buchs die Verantwortlichen der Arge Flora Nordschwaben für ihre Arbeit. Es handle sich um eine "einzigartige Sammlung von Informationen mit enorm hohem Wert". Jürgen Adler glaubt, dass die Kartierarbeit in den vergangenen Jahrzehnten "schon manches in Bewegung gebracht habe", um Lebensräume zu erhalten.

    Ein Hyazinthengewächs: der Mischtschenko-Blaustern. Das Bild entstand bei Sontheim an der Brenz.
    Ein Hyazinthengewächs: der Mischtschenko-Blaustern. Das Bild entstand bei Sontheim an der Brenz. Foto: Gerhard Starnecker

    Die "Bilder zur Flora von Nordschwaben" sind für 28 Euro direkt bei der Arge (E-Mail: j.b.adler@freenet.de) oder im Buchhandel erhältlich. 

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